Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages hat bei einer öffentlichen Anhörung zur Fußball-Weltmeisterschaft dem Ausrichterland Katar gesellschaftliche Fortschritte bescheinigt.
«Wir müssen die Chance nutzen, um über die WM hinauszublicken», sagte Sebastian Sons vom Zentrum für angewandte Forschung in Partnerschaft mit dem Orient in Berlin. Allerdings würden die «Veränderungen nicht zu einer Demokratisierung führen, aber zu einer Liberalisierung».
Dabei wurde kritisiert, dass die Veränderungen erst sieben Jahre nach der Vergabe an Katar im Jahr 2010 angestoßen worden seien. Aus Sicht von Katja Müller-Fahlbusch von Amnesty International gab es bereits 2021 einen großen Mangel an der Umsetzung der Reformen: «Wir sehen Fortschritte, aber auch Stagnation. Für das Gros der Arbeitnehmer hat sich die Situation nicht großartig verbessert.»
Einigkeit herrschte, dass die Fortschritte in Katar besser vorangingen als in den Nachbarländern der Region, auch wenn es tausende Todesfälle und systematische Menschenrechtsverstöße sowie Ausbeutung von Migranten gebe.
Einen ganz anderen Effekt der Vergabe von Großveranstaltungen an Regime sieht Thomas Beschorner, Direktor des Instituts für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen. «Demokratisierungen und Liberalisierungen durch sportliche Großveranstaltungen finden de facto nicht statt und dienen nicht selten zur Stabilisierung und weltweiten Geltung von Unrechtsregimen», sagte Beschorner, «im Sport sollten wir uns von der ‚Wandel durch Handel‘-Story verabschieden.»
Die WM in Katar findet vom 21. November bis zum 18. Dezember statt. Das reiche Emirat wird immer wieder wegen Menschenrechtsverstößen und Ausbeutung von Migranten kritisiert. Die Regierung weist die Vorwürfe zurück und führt Reformen zu Gunsten der ausländischen Arbeiter an. Für Wirbel hatten zuletzt auch Berichte über Diskriminierungen von Homosexuellen gesorgt. In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft.
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