23. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Solidarität für Griner: «Ihren Geist am Leben halten«

US-Basketballerin Brittney Griner wird in Russland zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt. Ihre Mitspielerinnen in den USA verfolgen die Urteilsverkündung und setzen ein Zeichen der Solidarität.

Arm in Arm standen die Basketballerinnen der Phoenix Mercury und Connecticut Sun bei gedimmten Hallenlicht am Mittelkreis: «42 Sekunden Stille für unsere Schwester».

Beide Teams schwiegen vor Spielbeginn ihrer Partie in der nordamerikanischen Profiliga WNBA und gedachten ihrer in Russland inhaftierten Star-Centerin Brittney Griner. Die Stille wurde nur durch einzelne «Bringt sie nach Hause»-Rufe aus dem Publikum unterbrochen.

Verurteilung zu neun Jahren Lagerhaft

Wenige Stunden davor hatten die Spielerinnen der Phoenix Mercury beim Aufwärmen die Urteilsverkündung gegen ihre Teamkollegin verfolgt: Ein russisches Gericht verurteilte Griner wegen illegalen Drogenbesitzes zu neun Jahren Lagerhaft, nachdem bei ihr im Februar bei der Einreise am Moskauer Flughafen Scheremetjewo sogenannte Vape-Kartuschen und Haschisch-Öl gefunden worden waren. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben. Dies wurde als illegaler Drogenbesitz und versuchter Schmuggel gewertet. Seitdem saß Griner, die sich schuldig bekannte, in Untersuchungshaft. Das Gericht sah keine mildernden Umstände.

«Niemand von uns wollte heute eigentlich spielen«, erklärte Griners Mitspielerin Skylar Diggins-Smith. «Wie kann man das Spiel auch mit einem klaren Kopf angehen? Alle von uns haben vor dem Spiel geweint.« Diamond DeShields beschrieb die Situation wie folgt: «Es ist, als ob man darauf warten würde, dass eine Bombe hochgeht. So fühlt es sich an, sie hinter Gittern zu sehen.» Die Mercury verloren die Partie gegen die Sun mit 64:77. Doch Diggins-Smith und ihr Team wollen «weiterhin versuchen, ihren Geist am Leben zu halten.»

Biden: «Russland hält Brittney zu Unrecht fest»

Das versucht auch die Liga: So sind in den Spielhallen dieser WNBA-Saison die Initialen Griners «BG» und ihre Trikotnummer 42 auf dem Parkett verewigt. Nicht nur WNBA-Spielerinnen, auch NBA-Stars haben sich in den vergangenen Monaten immer wieder zu Griners Fall geäußert. So hatte kürzlich Superstar LeBron James der US-Regierung vorgeworfen, nicht mehr für Griner getan zu haben. «Wie kann sie jetzt das Gefühl haben, dass Amerika hinter ihr steht?», sagte James vor Wochen in einem Trailer für seine Talkshow.

US-Präsident Joe Biden hatte nach der Urteilsverkündung Griners Freilassung gefordert. Die US-Regierung warf Moskau von Anfang ein politisch motiviertes Verfahren vor. «Russland hält Brittney zu Unrecht fest», erklärte Biden. «Das ist nicht hinnehmbar, und ich fordere Russland auf, sie sofort freizulassen.» Freikommen könnte Griner, wenn Moskau und Washington sich trotz ihrer tiefen politischen Differenzen auf einen Austausch von Gefangenen einigen. Darüber soll das US-Außenministerium mit Russland verhandelt haben.

«Welche Gespräche US-Außenminister Antony Blinken und sein russisches Pendant auch führen müssen, wir vertrauen darauf, dass sie dies in angemessener Geschwindigkeit tun. Denn es ist Zeit. Es ist einfach Zeit», forderte die Spielergewerkschaft der WNBA.

Griner spielte für UMMC Jekaterinburg

Griner ist eine der besten und bekanntesten Basketballerinnen der USA. Weil die Saison in der WNBA aber nur wenige Monate dauert und dort wesentlich weniger Geld verdient werden kann als bei den Männern in der NBA, suchen viele der starken Spielerinnen oft zusätzlich lukrative Herausforderungen. Finanzstarke Clubs in der Türkei oder eben in Russland locken mit hohen Gehältern.

In ihrem Heimatland verdiente die 2,06 Meter große Centerspielerin, die unter anderem 2016 und 2021 Olympia-Gold holte, das in der Liga festgeschriebene Höchstgehalt von gut einer Viertelmillion US-Dollar. In Russland soll es laut Medienberichten rund das Vierfache gewesen sein. Auch wenn sie das mittlerweile finanziell längst nicht mehr nötig hätte, spielte Griner seit 2015 für UMMC Jekaterinburg im Ural.

Von Manuel Baraniak, dpa