Mit Platz vier erreicht das deutsche Eishockey-Nationalteam bei der WM in Riga das beste Resultat seit der Heim-WM 2010. Dort verlor Deutschland ebenfalls das Spiel um die Bronzemedaille.
Nach dem 1:6-Debakel in Riga gegen die USA sprach Bundestrainer Toni Söderholm über seine Bilanz, über die Entwicklung des deutschen Teams und blickte auf Olympia 2022.
Frage: Wie fällt Ihr Fazit aus?
Toni Söderholm: Mein Fazit ist positiv. Es ist enttäuschend, dass wir das Halbfinale verloren haben, weil wir uns vom ersten Spiel an gegen die USA Spiel für Spiel sehr ordentlich gesteigert haben und im Halbfinale auch wahrscheinlich unser bestes Spiel im Turnier geliefert haben. Das machen nicht alle Mannschaften, wenn es wirklich zählt. Ich glaube, wir haben ein sehr starkes Fundament – was Zusammenhalt, Geduld im Spiel und den Glauben, an das was wir tun, betrifft – hier bewiesen. Es war wirklich eine absolute Ehre mit diesen Spielern zu arbeiten. Die Truppe ist einfach unglaublich.
Frage: Was nehmen Sie mit aus dem Turnier?
Söderholm: Vor zwei Jahren im Viertelfinale waren wir nicht reif genug, die Situation zu händeln. Es hat sich ein bisschen so angefühlt, dass viel Neues dabei war. Dieses Jahr hat man gemerkt, dass die Jungs wissen, worum es geht. Seit Olympia hat es sich verändert, dass man sich immer als Ziel setzt, dass man was erreichen kann. Es braucht wahrscheinlich noch ein bisschen Zeit. Die Erfahrung, die diese Mannschaft jetzt hier geschafft hat, ist noch ein Stück dieser Entwicklung zur Siegermentalität.
Frage: Hat die Effizienz gefehlt in den entscheidenden Spielen?
Söderholm: Vielleicht ein bisschen. Es ist ein Teil davon, was man noch genau analysieren muss. Man spielt ja nicht nur gegen die Mannschaft, man spielt ja auch gegen den Torwart. Um Tore zu schießen, müssen einige Sachen auf dem Eis passieren. Man braucht gute Schüsse, man braucht Kreativität, man braucht Zug zum Tor. Man braucht Verkehr vor dem Torwart. Ein Punkt, wo sich die deutschen Spieler steigern können und wo wir uns entwickeln müssen, ist das Spiel im Torraum. Wir müssen unseren Weg finden, dass wir häufiger zu Torchancen kommen und mehr Effizienz kriegen.
Frage: Ist der vierte Platz ein Standard, an dem sich das deutsche Eishockey auch in der Zukunft orientieren kann? Oder lag es auch daran, dass es ein besonderes Turnier war?
Söderholm: Das weiß ich nicht ganz genau. Dieses Turnier war anders, aber es war anders für alle. Ich glaube, trotzdem wurde in diesem Turnier taktisch ziemlich gutes Eishockey gespielt. Es ist schwierig zu sagen, wo wir in einem Jahr sind. Die Spieler haben jetzt diese Erfahrung bekommen. Ich hoffe, dass es sie noch weiter pusht. Dass wir uns ständig entwickeln. Die nächste WM ist ziemlich weit weg.
Frage: Vorher kommt Olympia 2022. Welche Bedeutung hat dieses Turnier auf die Kader-Zusammenstellung dafür?
Söderholm: Ich glaube, die Spieler, die jetzt hier waren, haben sich auf alle Fälle sehr positiv empfohlen für alles, was kommt. Aber trotzdem versuchen wir, die beste Mannschaft zu finden für Olympia. Über Rolle und Teamgeist wissen wir ziemlich viel über die Spieler, die wir hier hatten. Es wird jetzt eine sehr, sehr interessante Zeit alles zu analysieren. Eins ist mir ganz klar: Wir brauchen Spieler, die zu 1000 Prozent mannschaftsdienlich sind. Wir brauchen Spieler, die die Mannschaft stärker machen, nicht nur spielerisch. Die Spieler, die wir hatten, waren in dem Bereich alle überragend.
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