13. März 2025

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Skisprung-Skandal: FIS setzt mehrere Norweger unter Verdacht

Skisprung-Skandal: FIS setzt mehrere Norweger unter Verdacht

Der Skisprung-Skandal um manipulierte Anzüge bringt die Sportwelt in Aufruhr. Acht norwegische Athleten wurden vorläufig suspendiert, während die FIS die Kontrolle über die Anzüge verschärft.

Der Skisprung-Chef Sandro Pertile trat mit zerzaustem Haar auf dem Pressepodium am Holmenkollen auf und versuchte, das Image seines Sports zu verteidigen. Innerhalb von nur 24 Stunden hat der Weltverband FIS acht norwegische Athleten, darunter die Weltmeister Marius Lindvik und Johann André Forfang, wegen des Skandals um absichtlich manipulierte Anzüge suspendiert.

Dieser Schritt könnte nur der Anfang einer langwierigen Aufarbeitung sein. Pertile gestand, dass der Schaden bereits erheblich sei. Sein Verband, der in den letzten Tagen nicht gut abgeschnitten hat, sieht sich erheblichem Druck ausgesetzt: Medien fordern schnelle Lösungen, andere Teams verlangen eine umfassende Aufklärung, während der Weltcup weiterläuft.

Neue Suspendierungen und unklare Antworten

Am Tag nach den ersten Suspendierungen gab es weitere Maßnahmen seitens der FIS. Neben den bekannten Athleten Lindvik und Forfang sowie Trainer Magnus Brevig wurden auch Kristoffer Eriksen Sundal, Robert Johansson und Robin Pedersen vorläufig gesperrt. Interessanterweise hatten diese drei Athleten nur wenige Minuten zuvor noch am offiziellen Training in Oslo teilgenommen.

Auf Fragen zur Situation verwiesen Pertile und der FIS-Generalsekretär Michel Vion auf die laufenden Untersuchungen. Es wird Zeit brauchen, um alle Fragen zu klären. Die Analyse der konfiszierten Anzüge hat jedoch ergeben, dass bei den Skispringerinnen und den Teams der Nordischen Kombination keine Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden.

Kritik an Norwegen und die Dreistigkeit der Athleten

Die FIS sowie die norwegischen Skispringer stehen unter erheblichem verbalem Beschuss. Die Aussagen von Lindvik und Forfang, sie hätten von den Betrugspraktiken nichts gewusst, stoßen auf große Skepsis bei anderen Athleten und Experten.

Der deutsche Skisprung-Star Sven Hannawald äußerte sich empört: „Wie kann man so dreist sein und uns alle irgendwie verarschen, indem man sagt, ich konnte nichts dafür? Wenn das so sein soll, dann sind sie die zwei blindesten Springer der Welt.“ Der Gastgeber hatte ein illegal steifes Band an den Anzügen angebracht, das mehr Stabilität beim Absprung bieten sollte. Hannawald kommentierte die Situation als eine „Watsche ins Gesicht“ für alle anderen Springer.

Geheime Bilder und weitere Vorwürfe

Olympiasieger Severin Freund äußerte ähnliche Zweifel an der Darstellung Norwegens. „Es ist nicht glaubwürdig, weil man es im Vorfeld testen muss. Man weiß genau, was man tut. Warum sollte man das machen, wenn man bereits auf der Kleinschanze eine Goldmedaille gewonnen hat? Das ergibt keinen Sinn“, sagte Freund.

Zusätzlich tauchten am Mittwochabend geheim aufgenommene Bilder auf, die Athleten aus Österreich im Aufwärmraum an der Skisprungschanze von Trondheim zeigen. Dies ist ein Bereich, der nur wenigen ausgewählten Personen zugänglich ist. Die Veröffentlichung solcher Bilder ist von der FIS streng untersagt. Der Österreichische Skiverband gab auf Anfrage keine Stellungnahme zu den Fotos ab.

FIS plant striktere Kontrollen

Die FIS hat jedoch den Fokus derzeit nicht auf den WM-Konsequenzen, sondern auf dem Abschluss der Saison. Um die Situation zu entschärfen, plant die FIS ein temporär verschärftes Regelwerk. Ab sofort dürfen Athleten bis zum Saisonfinale Ende März nur noch mit einem Sprunganzug antreten, der in diesem Winter mit einem Identifikations-Chip ausgestattet wurde. Ein zweiter Anzug kann als Backup dienen, falls der erste Anzug beschädigt wird.

Vor dem nächsten Weltcup am Holmenkollen in Oslo sollen die Sprunganzüge zusammen mit den Sportlern kontrolliert werden. Offizielle der FIS werden die Anzüge nach dem Wettkampf einsammeln und etwa 30 Minuten vor dem nächsten Training oder Wettkampf erneut ausgeben.