Im Überschwang seines nächsten Weltcup-Erfolgs bremste Andreas Wellinger sogar die deutsche Skisprung-Legende Sven Hannawald. «Sven, red‘ nicht so viel», sagte der Olympiasieger, als er im rumänischen Rasnov freudestrahlend ans ARD-Mikrofon kam und einen weiteren Coup erklären dürfte.
Nur 0,2 Punkte lag der 27 Jahre alte Bayer am Ende vor dem Slowenen Ziga Jelar, der nächste Sieg nach dem Erfolg von Lake Placid wurde so Realität. Hannawald nahm den frechen Wellinger ganz gelassen: «Das ist die heutige Jugend.»
Vorausgegangen war ein skurriler Wettkampf, der mehr mit einem deutschen Nationalpokal als mit dem Weltcup zu tun hatte. Weil die starken Polen, Österreicher und Norweger mit Blick auf die anstehende WM geschlossen fernblieben und lieber trainieren, schafften es fünf Athleten von Bundestrainer Stefan Horngacher unter die besten Sechs. Auf Wellinger und Jela folgten Karl Geiger als Dritter sowie Markus Eisenbichler, Philipp Raimund und Constantin Schmid auf den Rängen vier bis sechs. «Ich würde sagen, dass wir alles richtig gemacht haben», sagte Wellinger.
Hannawald über Wellinger: «Er macht kaum Fehler»
Selbst der erste Dreifacherfolg nach 1990 schien möglich, doch dann funkte Jelar mit einem starken zweiten Durchgang dazwischen. Für die WM ist Wellinger plötzlich ein Kandidat für die Medaillen – und das nach einem jahrelangen Tief mit vielen Verletzungen und unerwarteten Rückschlägen. «Er macht kaum Fehler. Die WM beginnt auf der Kleinschanze. Er ist schon mal drin, und ich glaube, dass er mit den zwei Siegen Lockerheit bekommen kann», analysierte Hannawald.
Wellinger kommt aus dem Strahlen derzeit kaum mehr heraus. Der Sieg in Lake Placid kam relativ unerwartet. Diesmal nahm er in Abwesenheit von Halvor Egner Granerud aus Norwegen, Dawid Kubacki aus Polen und Österreichs Stefan Kraft sogar eine gewisse Favoritenrolle ein. «Es fühlt sich ziemlich geil an. Es ist wirklich ungewohnt. Das Selbstvertrauen ist das, was mich momentan rettet. Es fühlt sich unglaublich gut an, wieder ganz oben zu springen», sagte Wellinger, der mit drei Einzel-Podestplätzen in Serie zur WM ins slowenische Planica reisen wird.
Erst in jenem malerischen Tal wird sich zeigen, ob der deutsche Plan mit Wettkampf statt Training kurz vor dem Großereignis aufgegangen ist. Eisenbichler, der am Samstag nach einer Halbzeitführung den Sieg noch vergab, bedauerte die vielen Absagen vor allem für die rumänischen Gastgeber. Es sei «schade für die Veranstalter». Für die deutschen Springer sei es «gut, wir können einen Haufen Weltcup-Punkte machen». Am Sonntag steht noch ein sogenannter Super-Team-Wettkampf an. Für Deutschland starten Wellinger und Geiger, das Duo ist klar favorisiert.
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