25. März 2025

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Skibergsteigen bereitet sich auf olympisches Debüt vor

Skibergsteigen bereitet sich auf olympisches Debüt vor

Skibergsteigen wird 2026 erstmals bei den Olympischen Spielen vertreten. Athleten wie Tatjana Paller bereiten sich auf ihre Chance vor und hoffen auf ein größeres Publikum.

Tatjana Paller kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ihre zukünftige olympische Sportart, das Skibergsteigen, hat ihren Ursprung im traditionellen Skitourengehen. „Aber bei uns gibt es kein gemütliches Gipfelbrot“, erklärt die Oberbayerin, die zu den Besten ihres Fachs zählt.

Knapp ein Jahr vor der Premiere bei den Olympischen Spielen wächst das Interesse an dieser neuen Sportart. Athletinnen und Athleten richten ihren Fokus bereits auf die Winterspiele in Mailand und Cortina 2026.

Die 29-jährige Paller gehört zu den stärksten Frauen im Skibergsteigen und konnte kürzlich mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft ihren bislang größten Erfolg feiern. Die Möglichkeit, auf der großen Bühne der Olympischen Spiele im nächsten Februar zu konkurrieren, begeistert sie. „Die Aufmerksamkeit, die man durch Olympia erhält, ist enorm“, sagt die Starnbergerin. „Ich versuche, das bewusst zu genießen – wer weiß, ob es noch einmal so sein wird.“

Wachsender Trend im Skitourengehen

Skitourengehen erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Schätzungen des Deutschen Alpenvereins (DAV) zufolge gehen in Deutschland etwa 600.000 Menschen auf Skitouren, was einer Verdreifachung der Aktiven in den letzten zwei Jahrzehnten entspricht. Immer mehr Leute nutzen präparierte Pisten, um sicher den Berg zu erklimmen. Ähnliche Entwicklungen sind auch in Österreich und der Schweiz zu beobachten.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat auf diesen Trend reagiert und die Sportart mit zwei Disziplinen ins Programm aufgenommen. Im Sprint müssen die Athleten zunächst einen Hang hinaufsteigen, teilweise auf Skiern und teilweise mit den Skiern auf dem Rücken. Spezielle Felle an den Skiern verhindern, dass sie zurückrutschen. Oben angekommen, werden die Felle abgezogen und die Abfahrt zum Ziel beginnt.

In der Teamstaffel, der zweiten olympischen Disziplin, müssen ein Mann und eine Frau je zweimal diesen Parcours absolvieren. Paller und ihr Partner Finn Hösch haben gute Chancen auf eine Teilnahme sowohl im Teamevent als auch in den Einzel-Sprints bei den Winterspielen.

Kritik und Herausforderungen

Paller zieht Parallelen zum Biathlon, wo Athleten zwar gute Langläufer sein können, aber am Schießstand scheitern können. Im Skibergsteigen können die Wechsel beim An- und Abschnallen der Skier problematisch sein. Wie die Biathleten hoffen auch die Skibergsteiger, durch ihre Disziplinen und die spannenden Ausscheidungsrunden attraktive Wettkämpfe zu präsentieren. Diese finden im Olympia 2026 auf dem berühmten Stelvio-Abfahrt in Bormio statt.

Allerdings sind Traditionalisten skeptisch. Sie befürchten, dass sich ihr ursprünglich von Freigeistern geprägter Sport dem IOC unterwirft. Ähnliche Bedenken gab es bereits in der Vergangenheit bei der Aufnahme von Snowboarden oder Sportklettern in die Olympischen Spiele.

Pallers Weg zum Olympiatraum

Im Skibergsteigen bleibt die Königsdisziplin, das Individual, außen vor. In dieser Disziplin müssen Athleten mehrere Aufstiege und Abfahrten im freien Gelände bewältigen, was für das Fernsehen schwer zu vermarkten ist. „Es ist vergleichbar mit dem 50-km-Langlauf“, erklärt der Bundestrainer Maximilian Wittwer. Die Runden im Olympia-Wettbewerb werden jedoch nur wenige Minuten dauern.

Tatjana Paller verfolgt ihren Olympia-Traum auf einem ungewöhnlichen Weg: Früher war sie Radsportlerin und wurde 2017 U23-Europameisterin im Punktefahren. Für die Sommerspiele 2016 wurde sie als Ersatzfahrerin nominiert, schaffte es jedoch nicht nach Rio de Janeiro. 2020 machte sie ihr Hobby, das Skitourengehen, zum Beruf im Skibergsteigen. Dabei konnte sie auf ihre bereits erworbene Ausdauer und Kondition vom Rennrad zurückgreifen.

Hoffnungen auf mehr Bekanntheit

Während die Athleten für ihren persönlichen Erfolg kämpfen, hofft Bundestrainer Wittwer, dass die Olympischen Spiele dazu beitragen, die Sportart bekannter zu machen. „In Deutschland ist das eine sehr kleine Gemeinde, die Skibergsteigen auf Leistungssportniveau betreibt“, sagt er. Der Nationalkader umfasst nur 16 Sportler. Es gibt lediglich einige regionale Gruppen und DAV-Sektionen, die Skimo unterstützen.

„Der Bekanntheitsgrad fehlt, und das ist der nächste Schritt“, erklärt Wittwer. „In den Corona-Jahren gab es einen enormen Anstieg beim Skitourengehen. Wenn so viele Leute Interesse am Breitensport zeigen, dann ist der Übergang zum Leistungssport nicht mehr weit.“ Die Augen sind nun auf den 13. und 15. Februar 2026 gerichtet, wenn die Olympiaderennen stattfinden.