22. November 2024

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Skeleton-Weltmeisterin: Debütantin Kreher gelingt Coup

Noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen und mit erst 24 Jahren Weltmeisterin: Die Sächsin Susanne Kreher düpiert im Skeleton-Mekka St. Moritz die komplette Weltelite.

Unbekümmert, aber mit einer Portion Wut im Bauch ist Susanne Kreher kopfüber zum Überraschungsgold bei der Skeleton-WM gerast.

Die WM-Debütantin, die im Sommer gern auf dem Skateboard unterwegs ist, setzte sich im Skeleton-Mekka St. Moritz mit der Winzigkeit von einer Hundertstelsekunde Vorsprung gegen die Olympia-Dritte Kimberley Bos aus den Niederlanden durch. Dritte wurde die Kanadierin Mirela Rahneva.  

Im Ziel konnte Kreher ihr Glück nicht fassen. «Aufgeregt war ich schon, es wäre gelogen, wenn ich sage, ich war ganz cool. Ich habe mich auf das konzentriert, was ich machen wollte, eine gute Fahrt, einen guten Start. Ich habe jeden Lauf genossen, die Lockerheit hat mir dabei geholfen», sagte die 24-Jährige vom BSC Sachsen Oberbärenburg, ehe sie von Teamkollegin Jaqueline Lölling eine Sektdusche erhielt.

Im Vorjahr bereits Junioren-Weltmeisterin

Die ehemalige Mittelstreckenläuferin wechselte 2015 zum Skeleton und verbessert in Dresden bei Athletikcoach Stefan Poser ihre Startfähigkeiten. Auf der Heimbahn im erzgebirgischen Altenberg arbeitet sie unter der Regie von Bundesstützpunkttrainer David Friedrich, Bruder von Bob-Rekordweltmeister Francesco Friedrich.

Im Vorjahr wurde Kreher in Innsbruck trotz gebrochener Nase beim Trainingslauf Junioren-Weltmeisterin. Danach blieb sie als Nummer vier in Deutschland ohne richtige Chance auf das Olympia-Team. Das war für sie frustrierend und zugleich Ansporn. Mit etwas Wut im Bauch fuhr sie in diesem Winter in Lake Placid und Altenberg gleich drei Weltcup-Podiumsplätze ein – nur der erste Sieg im Weltcup steht noch aus. 

Den Erfolg hob sich die Sportsoldatin aus Dresden, die sich seit 2018 bereits 16 Tattoos stechen ließ, für die Natureisbahn im Schweizer Engadin auf. Auf ihrer Lieblingsbahn zauberte sie zum Auftakt Bestzeit ins Eis. Während viele Favoritinnen wie Titelverteidigerin Tina Hermann oder Olympiasiegerin Hannah Neise strauchelten, hatte Kreher ihre Nerven im Griff.

Selbst im Finallauf wehrte sie den Angriff der Weltcup-Gesamtsiegerin Bos nochmals ab und raste auf den WM-Thron in St. Moritz, wo 1887 erstmals ein Skeleton-Rennen stattfand. Nun soll das nächste Tattoo kommen, «am liebsten ein Motiv mit den schönen Bergen hier von St. Moritz», sagte Kreher. 

Enttäuschung bei den Männern

Die deutschen Männer enttäuschten dagegen auf ganzer Linie. Olympiasieger Christopher Grotheer landete als bester Deutscher auf Rang zehn, der Olympia-Zweite Axel Jungk musste sich mit WM-Rang 18 begnügen.

Frank Kastner, dpa