Mit Pappmasken im XXL-Format empfangen die Formel-1-Fans Stars wie Rekordweltmeister Lewis Hamilton am Fahrerlager in Melbourne. Die Begeisterung rund um die Motorsport-Königsklasse ist vor dem Grand Prix in Australien gewohnt riesig.
Doch die Formel 1 kann selbst am anderen Ende der Welt ihre Skandale nicht abschütteln – und da geht es noch nicht einmal ausschließlich um die Affäre Christian Horner.
Im Mittelpunkt steht hier der Motorsport-Weltverband Fia um den umstrittenen Präsidenten Mohammed Ben Sulayem. Der frühere Rallye-Pilot war gerade erst in der Affäre um die angebliche Beeinflussung eines Formel-1-Rennens von der Ethikkommission der Fia von den Vorwürfen freigesprochen worden. Da verkündete die Chefin der weiblichen Formel-1-Nachwuchsserie, Susie Wolff, die nächste hochbrisante Wendung nach dem Wirbel um Ermittlungen wegen angeblichen Geheimnisverrats.
Susie Wolff fordert Transparenz und Rechenschaft
Die Frau von Mercedes-Teamchef Toto Wolff geht juristisch gegen die Fia vor. Die Schottin hat nach eigenen Angaben bereits am 4. März Strafanzeige bei französischen Gerichten gestellt wegen der Aussagen der Fia über sie vom vergangenen Dezember.
«Es gibt immer noch keine Transparenz oder Rechenschaft wegen des Verhaltens der Fia und der Mitarbeiter in dieser Angelegenheit», schrieb die 41-Jährige. «Ich denke, dass es wichtiger denn je ist, aufzustehen, unangemessenes Verhalten anzuprangern und sicherzustellen, dass Menschen zur Rechenschaft gezogen werden.»
Der Vorwurf: Geheimnisverrat
Was war vorgefallen? Die Fia hatte Anfang Dezember vergangenen Jahres Medienberichte geprüft, denen zufolge einem Formel-1-Teamchef von einem Mitarbeiter des Formel-1-Rechteinhabers vertrauliche Informationen zugespielt worden sein sollen.
Hintergrund war der Bericht eines Fachportals über einen angeblichen Interessenkonflikt bei Toto Wolff und seiner Frau, über den sich angeblich andere Formel-1-Funktionäre bei Fia-Präsident Ben Sulayem beschwert hatten.
Einschüchterung und Frauenfeindlichkeit als Motive?
Demnach soll Susie Wolff, die als Geschäftsführerin der Formel-1-Akademie beim Formel-1-Vermarkter FOM angestellt ist, Zugang zu vertraulichem Wissen aus der Spitze der Rennserie haben und dies angeblich mit ihrem Mann geteilt haben. Toto Wolff könnte im Gegenzug seine Frau über Gespräche zwischen den Teamchefs in Kenntnis gesetzt haben, sodass diese Informationen wiederum zum Rechteinhaber gelangten.
Die frühere Rennfahrerin Susie Wolff, seit 2011 mit Toto Wolff verheiratet, äußerte die Vermutung, dass versuchte Einschüchterung und Frauenfeindlichkeit als Motive hinter den Vorwürfen stecken.
Hamilton unterstützt Susie Wolff
«In einer Welt, in der die Menschen oft zum Schweigen gebracht werden, ist es eine großartige Botschaft, dass sie aufsteht», stärkte sie Mercedes-Pilot Lewis Hamilton. Er warf gleichzeitig der Formel 1 und der Fia «einen echten Mangel an Rechenschaft» sowie an Transparenz vor. «Wir leben in einer Zeit, in der die Botschaft lautet: Wenn du eine Beschwerde einreichst, wirst du gefeuert. Das ist ein schreckliches Bild, das wir der Welt vermitteln», sagte der siebenmalige Weltmeister weiter.
Nur gerade einmal zwei Tage nach der Veröffentlichung der Ermittlungen im Fall Wolff stellte die Fia sie wieder ein. Der Weltverband sprach davon, dass das Compliance-System robust genug sei, «um eine unbefugte Weitergabe vertraulicher Informationen zu verhindern».
Ben Sulayems gestörtes Verhältnis zur Formel-1-Führung
Der oberste Regelhüter Ben Sulayem geriet jedoch selbst in den Mittelpunkt einer Untersuchung. Aber auch die Anschuldigungen, der Spitzenfunktionär habe unzulässig in das Prüfverfahren der neuen Rennstrecke in Las Vegas eingegriffen, wurden nach einer 30-tägigen Untersuchung als unbegründet abgewiesen. Auslöser der Untersuchung waren Hinweise von Informanten, die Ben Sulayem mehrere Verstöße im Amt zur Last gelegt hatten.
Der Funktionär aus Dubai hat aufgrund seiner Alleingänge ein gestörtes Verhältnis zur Formel-1-Führung. So drängte er auf die Aufnahme weiterer Teams wie dem US-Projekt Andretti, was die etablierten Rennställe entschieden ablehnen. Weil Ben Sulayem zudem öffentlich den hohen Marktwert der Rennserie anzweifelte, rüffelten ihn Juristen der Formel 1, dass dies nicht zu seinen Aufgaben gehöre.
Gibts auch eine Pappmaske vom obersten Regelhüter?
Es brodelt in der Motorsport-Königsklasse. Schließlich gibt es noch den Skandal um Max Verstappens Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dem unangemessenes Verhalten gegenüber einer Mitarbeiterin vorgeworfen wurde.
Nach einer Untersuchung durch einen Anwalt wurde die Beschwerde abgewiesen. Danach wurden jedoch anonyme Mails mit Dateien an die anderen Teamchefs und Formel-1-Journalisten versendet, deren pikante Inhalte Horner erneut unter Druck brachten. Die Frau soll mittlerweile Beschwerde eingelegt haben – bei der Ethikkommission des Motorsport-Weltverbands. Eine Pappmaske Ben Sulayems war vor den Toren des Albert Park Circuit in Melbourne nicht auszumachen.
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