Shorttrackerin Anna Seidel startet nach harten Monaten optimistisch, mit großer Vorfreude und etwas Wehmut in ihre dritten und letzten Olympischen Winterspiele.
«Ich wollte da unbedingt hin. Peking war mein Ziel – und das habe ich jetzt geschafft. Und ich will jetzt nicht in der ersten Runde rausfliegen, da wäre ich schon enttäuscht», sagte die 23 Jahre alte Dresdnerin bei einer virtuellen Medienrunde. «Diesmal bin ich einfach nur glücklich und zufrieden und einfach nur happy, überhaupt hinfahren zu können.»
Deutschlands beste Shorttrackerin hatte sich Anfang März 2021 bei einem Trainingsunfall im niederländischen Dordrecht schwer verletzt (Schien- und Wadenbeinbruch), sich nach der Operation aber wieder zurückgekämpft. Wie 2014 in Sotschi qualifizierte sich die EM-Zweite für die 1500 Meter («Meine erfolgreichste Strecke») und geht bei den Winterspielen als einzige deutsche Shorttrack-Spezialistin an den Start. Abflug nach Peking ist am 2. Februar, der Wettkampf genau zwei Wochen später.
«Natürlich wird da jetzt ein bisschen Wehmut dabei sein», gab Seidel mit Blick auf ihren letzten olympischen Wettkampf zu. «Aber in vier Jahren wäre da die gleiche Wehmut dabei, und mit fast 28 sehe ich mich nicht mehr im Kreis auf dem Eis laufen.» Nach Olympia will sie noch zwei Jahre dranhängen und ein Management-Studium beginnen.
Anna Seidel hat sich durchgebissen und in der Reha und beim Training auch Rückschläge weggesteckt. «Im Dezember habe ich gemerkt: Ich wollte einfach nicht mehr mit meinen Mentaltrainern telefonieren und mit Freunden über meine Verletzung sprechen», sagte sie. «Ich habe viel über mich selber gelernt, was mentale Stärke angeht.» Im Vergleich zu ihrer Top-Form zur WM 2021 «bin ich jetzt auf jeden Fall bei 90 Prozent», sagte sie.
Bei der Wahl des deutschen Fahnenträger-Duos für die Eröffnungsfeier hat Anna Seidel für Claudia Pechstein gestimmt, die mit 49 Jahren ihre achten Winterspiele erleben wird: «Respekt, das ist beachtlich, dass sie die Quali immer wieder schafft. Ich könnte das nicht, aber bei ihr scheint’s ja zu funktionieren.»
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