Die Frage glich fast schon einer Majestätsbeleidigung. Ob sie sich mit ihrem Spielniveau gerade selbst überrascht, wurde Serena Williams nach ihrem famosen Zweitrundensieg bei den US Open gefragt.
«Was?», antwortete die Tennis-Ikone, dann ließ sie ein langgezogenes Lachen folgen und sagte schließlich mit dem Selbstbewusstsein einer 23-maligen Grand-Slam-Turniersiegerin: «Ich bin nur Serena.»
Und mit einer Serena Williams muss man immer rechnen – erst recht bei ihrem voraussichtlichen Abschiedsturnier in New York. Nach dem etwas holprigen Auftaktsieg gegen Danka Kovinic trat die US-Amerikanerin im Duell mit der Weltranglistenzweiten Anett Kontaveit phasenweise fast schon wie zu besten Zeiten auf. Am Ende setzte sich die 40-Jährige gegen die Estin, die vom deutschen Trainer Torben Beltz betreut wird, unter tosendem Applaus im Arthur Ashe Stadium mit 7:6 (7:4), 2:6, 6:2 durch.
Nun gegen Tomljanovic
Williams erkämpfte sich damit vor ihrem nahenden Karriereende mindestens ein weiteres Grand-Slam-Einzelspiel. In der dritten Runde trifft sie am Freitag auf die Australierin Ajla Tomljanovic – und spätestens jetzt ist allen klar: Williams‘ Start beim Heimturnier, bei dem sie 1999 als damals 17-Jährige ihren ersten Grand-Slam-Titel gewann, ist keine reine Abschiedsshow. Sie will hier tatsächlich noch
«Ein bisschen steckt noch in mir», sagte Williams mit einem Lächeln, das ihre Konkurrentinnen als Warnung verstehen könnten. Kaum Spielpraxis, abgerutscht auf Weltranglistenplatz 605, vor den US Open schwache Ergebnisse – kaum jemand hatte ihr hier so eine Leistung zugetraut. Sie habe zu sich selbst gesagt: «Serena, du hast alles gewonnen, spiele einfach. Sei Serena. Du bist besser als das.» Sie könne befreit aufspielen. «Ich habe nichts zu beweisen, nichts zu verlieren», betonte der US-Tennisstar: «Seit 1998 habe ich nicht mehr so gespielt.» Damals startete die Ausnahmesportlerin ihre ruhmreiche Grand-Slam-Karriere, 24 Jahre später soll sie in New York enden.
Williams hatte vor drei Wochen ihren Rücktritt als Leistungssportlerin angekündigt. Wann genau der sein werde, wolle sie weiter «vage» halten, hatte sie während der US Open betont, «man weiß ja nie».
Gauff und Medwedew weiter
In der 18-jährigen Coco Gauff wächst womöglich eine Williams-Nachfolgerin heran. Die hochtalentierte US-Amerikanerin zog dank eines Zweisatzsieges gegen die Rumänin Elena-Gabriela Ruse (6:2, 7:6) ebenfalls in die dritte Runde ein.
Auch Titelverteidiger Daniil Medwedew gab sich beim 6:2, 7:5, 6:3 gegen den Franzosen Arthur Rinderknech keine Blöße. Der Russe trifft nun auf den Qualifikanten Wu Yibing, der als erster chinesischer Spieler in der Geschichte der US Open die dritte Runde erreichte. Wu setzte sich in fünf Sätzen gegen den Portugiesen Nuno Borges durch.
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