Die Fans, die ihm inzwischen in den großen Hallen zujubeln, musste Martin Schindler früher kontrollieren. Als Security war der heute 27-Jährige zwar schon damals ein Teil der bedeutenden Darts-Events in Deutschland – allerdings noch lange nicht in prominenter Funktion.
«Ich war der Türenüberwacher und habe unter anderem auf Notausgänge aufgepasst. Ich habe VIP-Bereiche kontrolliert. Da waren die verschiedensten Sachen dabei, was man sich so unter einem Ordner vorstellt», erzählt Schindler der Deutschen Presse-Agentur.
«War wie eine Mauer»
Ab diesem Donnerstag (19.00 Uhr/DAZN) findet in seiner hessischen Wahlheimat die Team-WM statt. Schindler hat sich zum Darts-Profi hochgearbeitet und ist zur deutschen Nummer eins geworden. Sein Spitzname «The Wall» passt durchaus auch zur damaligen Zeit, als er die Menschen noch nicht begeisterte, sondern überwachte: «Ich war wie eine Mauer vor der Tür, dass niemand durch die Tür darf.»
In der Eissporthalle von Frankfurt am Main will sich Schindler gemeinsam mit seinem Kumpel Gabriel Clemens einen lange gehegten Traum erfüllen. «Es wäre natürlich super, wenn wir ins Viertelfinale kommen würden. Dann wäre es ein guter World Cup. Beim Einzug ins Finale wäre es ein großartiger World Cup», erklärte Schindler. Im Vorjahr standen Schindler und Clemens bei dem Event im Halbfinale, dann war gegen die beiden schottischen Routiniers Peter Wright und Gary Anderson Schluss.
Begeisterung durch Fußball-EM soll helfen
Kommt das Event nun zur Unzeit, weil Deutschland während der Heim-EM komplett im Fußballfieber ist – und im Sommer nur wenig für die Pfeile-Spezialisten übrig hat? Schindler sieht das nicht so. Er setzt auf die Begeisterung in dem Land, in dem nach dem gelungenen Turnierstart von Julian Nagelsmann immer mehr Fahnen in schwarz, rot und gold zu sehen sind.
«Die Team-WM ist mit das interessanteste Turnier, das es gibt. Ich denke, dass wir durch die EM profitieren und dass wir keine Einbußen haben wegen der Tickets. Die derzeitige Euphoriewelle möchten wir natürlich auch mitnehmen», sagte Schindler. Die Vorrunde gegen Neuseeland und Finnland gilt für das deutsche Darts-Duo als Pflichtaufgabe.
Auch PDC-Europe-Chef Werner von Moltke hat keine Bedenken hinsichtlich des Termins. «Wir spielen immer Mitte, Ende Juni den World Cup of Darts – auch 2024, Euro hin oder her. Ich sehe da keine Problematik», sagte von Moltke. 2014 habe man mal eine Session früher angefangen, um vor dem WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien durch zu sein. Ansonsten versucht der Darts-Sport, autark zu sein, obwohl es durchaus größere Überschneidungen mit dem Fußball-Publikum gibt. Immerhin: Am Donnerstag und Freitag, wenn der World Cup beginnt, ist beim Fußball spielfrei.
Van Gerwen und die Eier-Debatte
Was die DFB-Kicker mit Nagelsmann nun bei der Heim-EM schaffen wollen, haben Schindler und die deutschen Darts-Spieler schon seit Jahren vor: den Sprung in die Weltspitze. In der Rangliste hat es noch immer kein Profi unter die besten 16 geschafft, einen deutschen Titel bei einem Major gab es nicht. Und von der internationalen Konkurrenz fliegen immer wieder Giftpfeile in Richtung deutsche Profis.
Vor der vergangenen WM stichelte Ex-Weltmeister Michael van Gerwen offen gegen Schindler. Auf die Frage, wer Deutschlands bester Spieler sei, nannte van Gerwen Schindlers Teamkollege Clemens. «Mighty Mike» fügte an: «Martin Schindler ist auch ein sehr guter Spieler. Aber er hat nicht die Eier, die Gabriel hat. Da fehlt etwas. Er wird daran arbeiten.»
«Wir sind vielleicht nicht die Besten, die mit Druck umgehen in verschiedenen Situation. Wir lernen immer noch. Wir sind eine junge Darts-Nation. Wir werden alle unseren eigenen Weg finden. Ob die Kritik immer berechtigt ist, weiß ich nicht», sagte der deutsche Primus. Die Sticheleien von van Gerwen will er sich nicht zu sehr zu Herzen nehmen. «Nicht alles, was er macht, ist richtig», sagte Schindler. Die Niederlande mit van Gerwen ist gesetzt und steigt erst im Achtelfinale ins Turnier ein.
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