Die moderne Fünfkämpferin Annika Schleu hat den Wettkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio als Tag der höchsten Höhen und größten Tiefen ihrer sportlichen Karriere bezeichnet.
«Das war definitiv ein Wendepunkt für mich, in meinem Leben und in unserer Sportart», sagte die 32-Jährige im Podcast «Helden der Hauptstadt» vom Olympiastützpunkt Berlin und der «Berliner Morgenpost»: «Weltweit an den Pranger gestellt zu werden, war das Schlimmste, was mir passieren konnte. Schlimmer sogar als die recht abstrakten Morddrohungen. Das hat mir den Boden unter den Füßen komplett weggezogen.»
In Tokio weigerte sich das der in Führung liegenden Schleu zugeloste Pferd Saint Boy wiederholt, Hindernisse auf dem Parcours zu überspringen. Schleu, die Sporen und Gerte einsetzte, wurde nach der vierten Verweigerung disqualifiziert und belegte letztendlich den 31. Platz. Im Nachhinein hätte sich Schleu gewünscht, «dass ich anders gehandelt hätte. Mir war auch bewusst, dass es für das Pferd absolut keine angenehme Situation war. Aber gleichzeitig habe ich immer gesagt, dass ich das Pferd nicht gequält habe. Ich wollte dem Pferd in keiner Situation willentlich weh tun.»
Zugleich findet die Berlinerin, dass die Fernsehbilder ein falsches Bild vermittelten: «Da gehört auch das Abreiten, das Kennenlernen mit dem Pferd dazu. Das war sehr harmonisch, alle Probesprünge haben funktioniert, und bis dahin dachte ich, wir verstehen uns wirklich gut. Ich bereue es so sehr, dass es davon keine Bilder gibt.»
Schleu wird in diesem Jahr keine Wettkämpfe bestreiten, weil ihr zum einen das Referendariat keine Zeit lasse, regelmäßiges Training zu absolvieren: «Bei mir haben sich auch noch andere Ereignisse ergeben. Ich bin schwanger und werde im August Nachwuchs bekommen.» Ein Ende ihrer aktiven Karriere bedeute das erste Kind aber nicht. Im kommenden Jahr will Schleu wieder in den Wettkampfsport einsteigen «und ausloten, ob das mit Paris eine Zukunft hat.»
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