Steffen Baumgart starrte beim Abpfiff etwas ungläubig aufs Spielfeld und rieb sich den Bart, sein Kollege Pellegrino Matarazzo rannte von seinem Tribünenplatz direkt in die Katakomben:
Das unansehnliche 0:0 zwischen dem 1. FC Köln und dem VfB Stuttgart war wahrlich nichts für Fußball-Feinschmecker. Aber die meisten Diskussionen rund um den ohnehin hektischen Bundesliga-Kick gab es um einen, der gar nicht dabei war.
Denn Stuttgarts Torjäger Sasa Kalajdzic stand nicht im Kader. Der Österreicher, der im Sommer schon mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund in Verbindung gebracht worden war, steht offenbar vor einem Wechsel zum englischen Premier-League-Club Wolverhampton Wanderers. Deshalb hatte er auf eigenen Wunsch schon am Samstag beim Abschlusstraining des schwäbischen Fußball-Bundesligisten gefehlt.
«Er sagte, er fühlt sich nicht zu 100 Prozent bereit in der aktuellen Situation. Wir akzeptieren das jetzt so und müssen schauen, was die nächsten vier, fünf Tage passiert», sagte VfB-Sportdirektor Sven Mislintat bei DAZN mit Blick auf das am 1. September endende Transferfenster. Die Wanderers sollen laut Medien ein Angebot von 15 Millionen Euro plus Bonuszahlungen abgegeben haben. «Die ersten Zahlen kursieren ja schon, das kann ich bestätigen, es ist aber nicht ausreichend», sagte Mislintat und ergänzte: «Die Berater von ihm wissen ganz genau, worum es geht und das seit drei Monaten. Deswegen sind wir im Moment einfach noch ganz klar auf unserer Position.» Laut Medien will der VfB 25 Millionen Euro.
Rot ausgerechnet für Kalajdzic-Ersatz Pfeiffer
Drei Tage nach dem Einzug in die Gruppenphase der Conference League blieb der FC in der Liga weiter ungeschlagen, kam zum dritten Mal in Folge aber nicht über ein Unentschieden hinaus. Auch der VfB spielte am 4. Spieltag zum dritten Mal Remis, hatte die andere Partie aber verloren und ist daher weiter sieglos. Am Sonntag waren die Schwaben dem Erfolg näher, scheiterten aber immer wieder am überragenden Kölner Torhüter Marvin Schwäbe. Und an der Roten Karte gegen Luca Pfeiffer (56.) – ausgerechnet den Ersatz von Kalajdzic. Weil er sich unter anderem darüber so aufregte, sah VfB-Coach Pellegrino Matarazzo auch noch Gelb-Rot (72.).
«Für mich ist das ein gutes Ergebnis, wenn man das ganze Spiel sieht. Für uns war es über 90 Minuten gesehen eher ein Punktgewinn als ein Punktverlust», sagte Baumgart.
Der Ex-Darmstädter Luca Pfeiffer kam als Ersatz für Kalaijdzic so zu seinem ersten Startelfeinsatz gekommen, sein Debüt endete nach einem Tritt auf den Knöchel von Timo Hübers aber vorzeitig. Die Kölner profitierten im vierten Spiel damit zum dritten Mal von einem Platzverweis des Gegners, schafften trotz mehr als einer halben Stunde Überzahl aber nicht mehr den zweiten Saisonsieg.
Baumgart änderte seine Startelf gegenüber dem 3:0 unter der Woche im Playoff-Rückspiel beim Fehérvár FC aus Belastungsgründen auf fünf Positionen. Dennoch hatten die Gäste schon in den ersten fünf Minuten drei ordentliche Chancen durch Wataru Endo nach 22 Sekunden, Silas (4.) und Konstantinos Mavropanos (5.). Die Kölner mussten zudem früh zwei Verletzungen wegstecken. Mathias Olesen musste nach 17 Minuten vom Feld, Jeff Chabot spielte trotz einer schon nach vier Minuten erlittenen Verletzung mit Kopfverband, der immer wieder nachgeklebt wurde, bis zur 52. weiter. Endgültig stoppte ihn dann eine weitere Blessur am linken Fuß.
Überragender Kölner Keeper Schwäbe
Kölns Retter schon vor der Pause war Schwäbe, der gegen Silas zweimal überragend parierte (22./38.). Auch der FC hatte zwei Riesenchancen zur Führung, doch Kapitän Jonas Hector trat nach Freistoßablage von Ondrej Duda völlig ungedeckt aus zehn Metern mittig vor dem Tor am Ball vorbei (37.) und den Turban-Kopfball von Chabot schlug Mavropanos von der Linie (45.+2).
Die zweite Halbzeit begann mit den nächsten Chancen für Silas – und den nächsten Rettungstaten von Schwäbe (48./49). Dann sah Pfeiffer zurecht Rot und das zerfahrene Spiel wurde gar nicht so viel anders, weil der VfB sich in Unterzahl gut behauptete und die müden Kölner aus der Überzahl zu wenig machten. In der fünften Minute der Nachspielzeit rettete dann Florian Müller mit einer Glanzparade den verdienten Punkt für die Stuttgarter, als er einen Distanzschuss von Jan Thielemann entschärfte. «Wenn wir es mit elf zu Ende spielen, gewinnen wir das Spiel», sagte Mislintat.
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