23. November 2024

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Schumacher-Crash verschärft Debatte um Dschidda-Rennen

Ein beängstigender Unfall zwingt Mick Schumacher zu einer Zwangspause in der Formel 1. Die Rennserie erlebt in Saudi-Arabien einen Grand Prix mit bangen Momenten.

Etwas angestrengt lächelte Mick Schumacher wenige Stunden nach dem Horror-Crash in die Kamera. Gerade erst entlassen aus dem Krankenhaus von Dschidda, wollte der Formel-1-Pilot seine besorgte Fangemeinde beruhigen.

«Ich wollte nur sagen, dass es mir gut geht», schrieb der 23-Jährige in den sozialen Netzwerken zu einem Selfie aus dem Hotelzimmer.

Dennoch meldete sein Haas-Team den Jungstar vom zweiten Saisonlauf in Saudi-Arabien am Sonntag ab. Nach Schumachers beängstigendem Unfall in der Qualifikation wollte der Rennstall kein Risiko eingehen. Er wäre für einen Einsatz aber bereit gewesen. «Ich bin komplett fit», sagte der Haas-Pilot am Sonntag im Fahrerlager und wollte noch ein bisschen mit seinem Team am Wagen «rumbasteln».

Die Bilder von Schumachers schwer zerstörtem Rennwagen entzündeten die Debatte um die Sicherheit des ultraschnellen Stadtkurses am Roten Meer aufs Neue. Der Aufprall bei mehr als 250 Stundenkilometern auf die Streckenwand, die fliegenden Reifen und Trümmerteile, die bangen Minuten danach ließen die Formel 1 geschockt innehalten. Dabei waren die Nerven nach der Raketen-Attacke in Streckennähe während des Trainings am Freitag ohnehin schon höchst angespannt.

Funkkontakt verloren

Das Haas-Team hatte durch Schumachers Crash in Kurve zwölf den Funkkontakt zu ihm verloren und fürchtete Schlimmeres. Dann kam die erlösende Nachricht aus dem Krankenwagen: Der Sohn von Michael Schumacher war bei Bewusstsein. Im Streckenhospital konnte er bereits mit Mutter Corinna sprechen, wurde dann per Hubschrauber zu weiteren Tests in eine Klinik in der Stadt geflogen. Schon am späten Samstagabend ließen ihn die Ärzte wieder gehen.

«Das Auto hat sich großartig angefühlt», übermittelte Schumacher tapfer noch vor dem Schlafengehen. «Wir kommen stärker zurück», rief er seiner Crew zu. Ins Rennen schickte Haas nur seinen dänischen Teamkollegen Kevin Magnussen. «Ein Risiko eingehen, das machen wir nicht», sagte Teamchef Günther Steiner. In zwei Wochen stehe ja schon das nächste Rennen im australischen Melbourne an. Ohnehin müsse Schumachers schrottreifes Auto komplett überprüft und ganz neu aufgebaut werden.

«Dass es Mick nach dem Unfall körperlich gut geht, zeigt erneut die Stärke und Sicherheit moderner Formel-1-Autos, für die wir unglaublich dankbar sind», teilte die Rennserie mit. Die Bosse des Vollgas-Spektakels müssen sich aber erneut die Frage stellen lassen, ob der schnellste Stadtkurs der Formel 1 nicht schlicht zu gefährlich ist. Schon bei der Premiere vor vier Monaten hatte Fahrersprecher George Russell gesagt, dem Kurs mangele es an Sicherheit.

«Es ist brutal hier. Wahnsinn»

Mit 254 Stundenkilometern im Schnitt jagte die Formel 1 damals um die Strecke. Wie üblich auf Stadtkursen gibt es kaum Auslaufzonen, kaum Raum für Fehler. «Es ist brutal hier. Wahnsinn. Ich habe Puls 200 durchgängig. Das ist einfach nur unfassbar schnell. Du bist einfach nur in einem Betontunnel, und alles fliegt an einem vorbei», sagte Aston-Martin-Fahrer Nico Hülkenberg.

Ihr Unbehagen über das Gastspiel in Saudi-Arabien hatten die Piloten bereits in der Nacht zum Samstag aus einem anderen Grund zum Ausdruck gebracht. Huthi-Rebellen, gegen die Saudi-Arabien im Jemen Krieg führt, hatten eine Öl-Anlage des Formel-1-Hauptsponsors Aramco nahe der Strecke angegriffen. Mehr als vier Stunden berieten die Fahrer, ob sie überhaupt zu Qualifikation und Rennen antreten. Dann ließen sie sich von weiteren Sicherheitsgarantien der Behörden überzeugen.

Zugleich signalisierten die Fahrer weiteren Redebedarf nach dem Grand Prix. «Was in diesen 24 Stunden passiert ist, ist definitiv Grund für Diskussionen und Überlegungen, die wir mit Blick auf die Zukunft anstellen müssen», sagte Ferrari-Pilot Carlos Sainz unter dem Eindruck von Raketen-Attacke und Schumacher-Unfall. Superstar Lewis Hamilton bekannte: «Ich bin froh, wenn ich wieder zu Hause bin.»

Von Christian Hollmann, dpa