Mit leichten Gliederschmerzen und einer zunehmend bedenklichen Schrottbilanz verließ Mick Schumacher den Hafen von Monte Carlo.
Nach den Horrorbildern von seinem zerstörten Formel-1-Rennwagen könnte es für den 23-Jährigen teamintern etwas ungemütlicher werden. Statt im erstarkten Haas in seiner zweiten Saison in die WM-Punkte zu rasen, zerlegte er beim siebten Saisonrennen in Monaco schon zum zweiten Mal in diesem Jahr seinen Dienstwagen komplett. Der kapitale Crash reißt erneut ein tiefes Loch ins knappe Budget des Rennstalls und demoliert die Reputation des Sohnes von Rekordchampion Michael Schumacher.
«Die Saison ist noch lang, das Blatt kann sich wenden und sehr schnell in dem Fall. Das habe ich schon früher gezeigt. Ich bin mir sicher, dass ich das auch dieses Jahr zeigen kann», beteuerte Mick Schumacher, nachdem er den Check im Streckenhospital hinter sich gebracht hatte. Schon in Saudi-Arabien im März hatte er einen heftigen Unfall in der Qualifikation unverletzt überstanden, konnte am Rennen aber nicht teilnehmen.
Teamchef: «Nicht besonders zufriedenstellend»
Im zweiten Jahr in einer Rennserie war ihm bislang in seiner Karriere tatsächlich stets der Durchbruch gelungen. In der Formel 3 gewann er in seiner zweiten Saison den Titel, in der Formel 2 klappte das genauso. Nun wollte er nach einer achtbaren Debütsaison auch in der Formel 1 richtig durchstarten. Der Unfall am Schwimmbad von Monte Carlo, bei dem sein Auto in zwei Teile zerbrach, erhöht nun jedoch den Druck auf Schumacher gewaltig.
«Es ist nicht besonders zufriedenstellend, wieder einen schweren Unfall zu haben», sagte Teamchef Günther Steiner. «Wir müssen sehen, wie es von hier an weitergeht», fügte er hinzu. Der Südtiroler ließ offen, was er genau damit meinte. Es dürfte sich aber um die aufwendigen Reparaturarbeiten am Wagen handeln. Viel Zeit bis zum nächsten Rennen in knapp zwei Wochen in Baku bleibt nicht.
Steiner hatte vor dem Klassiker in Monaco noch darauf verzichtet, seine Fahrer mit Blick auf mögliche Unfallkosten zur Vorsicht zu mahnen. Er gehe auch nicht davon aus, dass die Piloten so sehr ans Budget, «sondern erstmal an die eigene Karriere denken. Und wenn du immer nur Unfälle baust, hast du keine Karriere», hatte Steiner betont.
Anfang ohne Maßstab
Mick Schumachers Karriere in der Formel 1 ist noch immer im Anfangsstadium. 2021 war ein Jahr ohne echten Maßstab. Seinen damaligen Teamkollegen Nikita Masepin hatte er im Griff, ansonsten war mit dem damaligen Haas nichts zu holen. Dieses Jahr begann für das Team vielversprechend, der aktuelle Stallgefährte Kevin Magnussen holte schon 15 Punkte. Schumacher keinen einzigen.
Als er bei der Premiere in Miami auf dem besten Weg in die Top Ten war, kollidierte er ausgerechnet mit Kumpel und Landsmann Sebastian Vettel im Aston Martin. In Monaco stimmte das Tempo. «Es ging nur darum, das Auto auf der Strecke zu halten. Leider war ich nicht in der Lage, das hinzukriegen», sagte er. So wie er auch sonst offen und selbstkritisch mit seinen Fehlern umgeht.
Die Frage ist, wie sich Mick Schumacher aus der drohenden Abwärtsspirale befreit. Große körperliche Nachwehen verspürte er am Montag schon nicht mehr. Jeder selbst verschuldete Unfall nagt aber am Selbstvertrauen eines Piloten. Und Eigenwerbung sind die Bilder eines zerborstenen Dienstwagens auch nicht. Erst recht nicht für einen Zögling der Ferrari-Nachwuchsschmiede, der irgendwann auch gern einmal im Wagen der Scuderia sitzen würde.
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