Als seine Teamkollegen schon geduscht und umgezogen zurück in die Halle kamen, schlenderte Dennis Schröder immer noch in weißer Basketball-Montur über das Parkett.
Der NBA-Profi hatte nach seinem 38-Punkte-Rekord schlichtweg keine Zeit sich umzuziehen. Hunderte Autogramm- und Fotowünsche, Interviews auf deutsch und englisch, dazu Glückwünsche der Nationalmannschaftskollegen: Jeder wollte Schröder, der mit seiner spektakulären Show in Bremen nicht nur das WM-Ticket für 2023 näher gebracht, sondern vor allem auch immense Hoffnungen für den Heim-EM-Sommer geweckt hat.
Schröders Rekord
«Ich glaube, die Teamchemie passt. Das haben wir heute auch nochmal im vierten Viertel gezeigt. Wir wollen das Momentum mitnehmen und Anfang August das Gleiche machen», kommentierte Schröder nach dem 93:83 gegen Polen, bei dem er nicht nur eine eigene Bestmarke im Nationaltrikot aufgestellt hatte, sondern auch eine für Spiele der WM-Quali in Europa. Der 28-Jährige zog zum Korb, traf Dreier und übernahm komplett die Verantwortung – das würde Bundestrainer Gordon Herbert wohl auch bei der EM (ab 1. September) gerne sehen.
«Wir brauchen das individuelle Talent. Dennis hat eine enorme Leistung gezeigt», sagte der 63 Jahre alte Herbert, der den NBA-Profi und Johannes Voigtmann für deren Leaderskills im vergangenen Länderspielfenster lobte. Bevor sich die Spieler am Montag wieder für vier Wochen verabschiedeten und in alle Richtungen aufbrachen, gab ihnen Herbert noch ein Kompliment mit. «Wir sind sehr stolz auf diese Mannschaft. Sie haben sich großartig aufgeopfert», sagte der Coach. Dies sei «herausragend».
Bessere Basketball-Zeiten
Denkt man an das vergangene Basketball-Jahrzehnt, waren die Sommer nicht immer von positiven Schlagzeilen geprägt: Nowitzkis DBB-Ende mit dem Vorrunden-Aus in Berlin, WM-Blamage gegen die Dominikanische Republik oder ein Versicherungsstreit, der eine Olympia-Teilnahme Schröders 2021 in Tokio verhindert. Diesmal scheint vieles bereit. Und das liegt auch an Schröder, der nach schwierigen Jahren in der NBA einiges gutzumachen hat und das Bad in der kreischenden Menge am Sonntagabend sichtlich genoss.
«Dennis war herausragend. Sie wollten ihn werfen lassen, aber er hatte das Selbstvertrauen», sagte Bambergs Christian Sengfelder über den Matchwinner, der die Partie im vierten Viertel quasi im Alleingang entschied. Die Chancen auf ein Ticket für die WM 2023 in Japan, Indonesien und auf den Philippinen stehen dank der jüngsten Siegesserie von fünf Spielen exzellent, doch in diesem Sommer gibt es noch weitere Ziele.
Nowitzki stichelt gegen Konkurrenz
Am 28. August in München (WM-Quali) und am 6. September in Köln (EM) geht es gegen Slowenien mit NBA-Star Luka Doncic. Die deutsche Basketball-Legende Dirk Nowitzki sah Doncic – seinem Nachfolger bei den Dallas Mavericks – am Sonntagabend in Schweden zu und stimmte ein, als die Heimfans bei dessen Freiwürfen «Overrated» (Überschätzt) skandierten. Nowitzki amüsierte sich köstlich bei der Stippvisite in der Heimat seiner Frau, spätestens im September werden sich die beiden Wahl-Texaner Nowitzki und Doncic dann wieder sehen.
Für Chefcoach Herbert, der zur EM mit noch mehr NBA-Profis rechnen darf, ist das alles weit weg. Auf die Slowenen angesprochen, sagte er: «Ich habe noch nicht über August nachgedacht. Meine Gedanken waren nur bei diesem Fenster. Nur darauf lag meine Konzentration.» Und als der Bundestrainer gefragt wurde, was die Spieler denn nun vier Wochen bis zum Beginn der heißen Vorbereitungsphase machen, ließ Herbert wissen: «Ich habe noch keine Idee.» Die Spieler nähmen sich aber bestimmt etwas Zeit, um sich zu erholen.
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