Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat den gestorbenen Franz Beckenbauer gewürdigt und in einem Gastkommentar für die «Süddeutsche Zeitung» dessen Gabe hervorgehoben, sich in jede Situation hineinfühlen zu können. Schröder (79) erinnerte an ein gemeinsames Erlebnis mit der Fußball-Ikone im Garten der deutschen Botschaft in Afghanistan.
Dort habe Beckenbauer vor einer Schülermannschaft gestanden. «Alle in knallgelben Trikots, gegen die sollte er antreten. ‚Da brauche ich aber Verstärkung‘, sagte er und schob mir den Ball zu. Unter dem Hemd trug ich eine kugelsichere Weste. Man kann sich vorstellen, was das für ein Spaß war», berichtete Schröder nun.
Beckenbauer sei nicht nur auf dem Rasen einzigartig gewesen. «Er war ein Mensch mit großem Herzen, dessen Engagement für soziale Zwecke ebenso bewundernswert war wie sein Talent auf dem Spielfeld», schrieb Schröder. Der Einsatz des Weltmeisters vom FC Bayern München für den Sport und seine sozialen Beiträge hätten das Leben vieler Menschen auf der ganzen Welt berührt.
Ob die Kritik an Beckenbauer im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland berechtigt sei, sollten andere entscheiden, schrieb Schröder, der von 1998 bis 2005 Kanzler war. «An einer Feststellung führt jedoch kein Weg vorbei: Ohne ihn hätten wir die Weltmeisterschaft 2006 nicht bekommen.» Beckenbauers Wirkung sei überall in der Welt so gewesen, wie er selbst sie in Afghanistan erlebt habe, erklärte Schröder: «Er öffnete uns Herzen, indem er ein Sonntagskind war.»
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