22. November 2024

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Schon raus: Hartungs Abschiedsrunde beginnt enttäuschend

Die deutschen Säbelfechter erwischen zum Start der Spiele in Tokio einen schwachen Tag. Sportdirektor Sven Ressel ist frustriert. Hartung bietet sich aber noch eine letzte Chance auf eine Medaille.

Fast schon stoisch nahm Max Hartung sein Achtelfinal-Aus in Tokio zur Kenntnis. Die erhoffte Einzelmedaille blieb Deutschlands bestem Säbelfechter auch bei seinen dritten und letzten Olympischen Spielen verwehrt.

Mit 9:15 unterlag Hartung dem in der Weltrangliste 19 Plätze hinter ihm liegenden Iraner Ali Pakdaman. Es sei «schon schade», dass er so früh ausgeschieden ist, sagte der 31-Jährige. Insgesamt habe er aber «eine tolle Karriere gehabt. Da kommt es auf den einen Tag hier, bei dem im Vorfeld auch noch so viel schwierig und anders war, nicht an.»

Wenige Augenblicke nach ihm verlor auch Matyas Szabo in der Runde der letzten 16 mit 13:15 gegen den Russen Kamil Ibragimow. Dieser hatte im Sechzehntelfinale zuvor schon den dritten deutschen Starter, Benedikt Wagner, besiegt. Es war ein enttäuschender Auftakttag für den Deutschen Fechter-Bund in der Makuhari Messe-Halle B. Gerade für Hartung, der seine Karriere nach den Spielen in Japan beenden wird.

Olympia-Medaille fehlt noch

Je zwei EM-Titel im Einzel und mit dem Team gewann der Ausnahmekönner aus Dormagen schon, dazu mit der Mannschaft die WM 2014. Eine olympische Medaille fehlt noch. Die letzte Chance darauf bietet sich dem gebürtigen Aachener im Teamwettkampf am Mittwoch. In dem gehören die Deutschen wieder zu den Favoriten, müssen sich aber steigern.

Als «frustrierend» und «sehr enttäuschend» bezeichnete Sportdirektor Sven Ressel die Bilanz der Säbel-Herren in der Einzelkonkurrenz. Ob sich Hartung vor seiner Abschiedsvorstellung zu sehr unter Druck gesetzt hat? «Kann sein», sagte Ressel. Denn eigentlich sei der deutsche Athletensprecher «extrem gut drauf und top vorbereitet» gewesen. Nach seinem souveränen Auftaktsieg gegen den Ungarn Tamas Decsi agierte Hartung gegen Pakdaman aber nervös und «in manchen Situationen zu hektisch», wie er selbst analysierte. «Ich habe zwei-, dreimal die falsche Entscheidung getroffen und mich dann nicht mehr getraut, so viel Risiko zu gehen. Das war falsch.»

Hinter Erwartungen zurück

Nach einer schwierigen Vorbereitung, in der sie corona-bedingt so gut wie keine Wettkampfpraxis sammeln konnten, verkauften sich die deutschen Säbel-Herren zum Start in Tokio «nicht schlecht», wie Hartung befand. Und doch blieben sie hinter den Erwartungen zurück.

Er fände es «total geil, wenn wir im Mannschaftswettkampf das zeigen können, was wir draufhaben», sagte Hartung. Aber schon jetzt sei er «sehr, sehr froh, dass ich hier nochmal fechten durfte». Im September wird der studierte Politologe, Soziologe und Wirtschaftsfachmann Geschäftsführer der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen. Zuvor will er sich noch mit olympischem Edelmetall von der Planche verabschieden.

Von Christoph Lother, dpa