Während der verletzte Zlatan Ibrahimovic in den sozialen Netzwerken Videos aus seinem Badeurlaub verbreitet, stimmt sich Andrej Schewtschenko auf sein erstes Achtelfinale bei einer Fußball-EM ein.
Neun Jahre ist es her, dass sich Schweden und die Ukraine in ihrem bislang einzigen Pflichtspiel gegenüberstanden. Die beiden Rekordtorschützen ihres Landes waren beim 2:1-Vorrundensieg der Ukrainer bei der EM 2012 die prägenden Figuren und erzielten alle drei Tore. Der eine, Schewtschenko, ist inzwischen Trainer, aber immer noch der größte Star der Ukraine. Den anderen, Ibrahimovic, vermisst wegen des formstarken Bundesliga-Profis Emil Forsberg bei dieser EM kaum noch einer.
Forsberg lässt Ibrahimovic vergessen
Vor dem Turnier rätselten viele, wie die Schweden den Ausfall ihres erst im März ins Nationalteam zurückgekehrten, dann aber am Knie verletzten Superstars kompensieren würden. Drei Gruppenspiele später ist die Frage beantwortet: durch den Leipziger Forsberg. Drei von bislang vier Toren der Skandinavier bei dieser EM hat der Offensivmann erzielt. Gegen Polen (3:2) ebnete er ihnen am vergangenen Mittwoch per Doppelpack den Weg zum Gruppensieg, gegen die Ukraine soll er sie am Dienstag (21.00 Uhr/ARD und Magenta TV) in Glasgow nun erstmals seit 2004 wieder in ein EM-Viertelfinale führen.
«Es macht Spaß, dass es so gut gelaufen ist», sagte Forsberg nach seiner beeindruckenden Vorrunde. Am Samstag hatte der 29-Jährige genau wie Schwedens Torhüter Robin Olsen mit dem Training ausgesetzt. «Es gibt keine Probleme», beruhigte er selbst aber schon einen Tag später die Gemüter. Seinem Einsatz im Hampden Park, in dem der mögliche Viertelfinal-Gegner der drei Stunden zuvor gegen England geforderten deutschen Nationalelf ermittelt wird, steht nichts im Wege. Und das ist für die Schweden eine gute Nachricht.
Schwedischer Schlüsselspieler
Denn Forsberg ist längst zum Schlüsselspieler eines Teams geworden, dessen größte Stärke eigentlich im Kollektiv liegt. Im auf Stabilität und Sicherheit fußenden Spiel der «Tre Kronor» sorgt der Leipziger für die kreativen und lichten Momente in der Offensive – und mittlerweile eben auch für die wichtigen Tore. «Er macht einfach immer weiter und macht den Unterschied für uns», lobte ihn Coach Janne Andersson nach dem letzten Vorrundenspiel gegen Polen.
Anders als im nicht mal 800 Flugkilometer von Forsbergs Heimatort Sundsvall entfernten St. Petersburg, wo sie zwei ihrer Gruppenspiele bestritten, müssen die Schweden wegen der strengen Corona-Regeln und Quarantäne-Bedingungen in Glasgow auf viele ihrer Fans verzichten. «Es ist schlechte Planung, das in einem Land gespielt wird, in das sonst niemand hinein darf», sagte Mittelfeldmann Albin Ekdal dazu. Verteidiger Victor Lindelöf, der bei Manchester United unter Vertrag steht, rief bei Twitter auf: «An alle Schweden, die in Großbritannien leben: Wir brauchen Euch. Lasst uns Glasgow gelb und blau färben.»
Gelb und Blau sind aber auch die Farben der Ukrainer. Und auch einer ihrer großen Hoffnungsträger in der Offensive spielte einst in der Bundesliga. Der frühere Dortmunder Andrej Jarmolenko (inzwischen West Ham United), der sich die bisherigen vier Tore der Osteuropäer bei diesem Turnier fair mit dem bei KAA Gent in Belgien aktiven Roman Jaremtschuk aufteilte. Das Duo hat großen Anteil daran, dass das Team – wenn auch nur als Gruppendritter – bei seiner dritten EM-Teilnahme erstmals über die Vorrunde hinauskam. Nun will es auch Schwedens Schlüsselfigur Forsberg die Show stehlen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
SCHWEDEN: 1 Olsen – 2 Lustig, 3 Lindelöf, 24 Danielson, 6 Augustinsson – 20 Olsson, 8 Ekdal – 7 S. Larsson, 10 Forsberg – 9 Berg, 11 Isak
UKRAINE: 1 Buschtschan – 21 Karawajew, 13 Sabarny, 22 Matwijenko, 16 Mykolenko – 6 Stepanenko – 15 Zygankow, 17 Sintschenko – 7 Jarmolenko, 9 Jaremtschuk, 8 Malinowski
Schiedsrichter: Daniele Orsato (Italien)
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