Für einen Moment wussten die Schalker Anhänger nicht, wie sie auf die nächste Niederlage reagieren sollten.
Als das 1:3 gegen den Hamburger SV zum Zweitliga-Auftakt besiegelt war, gab es einige Pfiffe in der Arena. Doch dann bedachten die leidgeplagten Fans des abgestürzten Traditionsclubs ihre Mannschaft nach einer couragierten Leistung mit viel Applaus und lauten «Schalke, Schalke»-Sprechhören. Den blau-weißen Profis blieb ein weiterer Spießrutenlauf erspart.
«Das war Gänsehaut-Atmosphäre», sagte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis. «Es ist schade, dass wir uns und die Fans nicht zumindest mit einem Punkt belohnen konnten.» Doch auch wenn sich die Schalker Niederlagenserie eine Klasse tiefer einfach fortsetzte, war ein deutlicher Stimmungsumschwung zu spüren. Die Anhänger haben wieder Lust auf Schalke, solange das völlig neu zusammengesetzte Team so leidenschaftlich kämpft wie im ersten Zweitliga-Spiel seit etwas mehr als 30 Jahren.
Terodde-Treffer schürt Hoffnung
19.770 Zuschauern waren gekommen, um sich das neue Schalker Team anzusehen, in dem beim Anpfiff gleich acht Neuzugänge auf dem Platz standen. Allen voran Stürmer Simon Terodde, der die Königsblauen gegen seinen Ex-Club schon in der siebten Minute in Führung brachte und damit einen kolossalen Freudenschrei in der Arena auslöste. «Spitzenreiter, Spitzenreiter», hallte es danach durch die Arena.
Doch damit Schalke tatsächlich gleich wieder oben mitspielen kann, muss sich noch einiges tun. «Rouven Schröder wird ab morgen wieder jede Minute am Telefon hängen. Es ist klar, dass wir noch was machen müssen», sagte Grammozis über den gemeinsamen Kaderumbau mit Sportdirektor Rouven Schröder.
Vor allem, da Kapitän Danny Latza eine Weile ausfallen wird. Der frühere Mainzer sorgte eine halbe Stunde lang für viel Schwung und Stabilität im Mittelfeld, ehe er mit einer Knieverletzung vom Platz musste. «Man hat gesehen, dass wir einen Spieler wie Danny nicht einfach so ersetzen können», sagte Grammozis. Die Untersuchungen am Samstag ergaben eine Außenbandverletzung im rechten Knie. Latza werde «bis auf Weiteres» ausfallen, teilten die Schalker mit.
HSV dreht spät auf
Lange Zeit sah es dennoch danach aus, als könnte Schalke immerhin einen Punkt holen. Doch dann ging den Gastgebern die Puste aus, die HSV-Profis schlugen eiskalt zu und verschafften ihrem neuen Trainer Tim Walter einen Traumstart auf der Hamburger Bank. Robert Glatzel (53.), Moritz Heyer (86.) und Bakery Jatta (90.) sorgten in der zweiten Halbzeit für die Wende und den am Ende verdienten Sieg der Norddeutschen. «Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen. Sie hat die Intensität nach der Pause noch einmal gesteigert und sich dafür am Ende mit drei Punkten belohnt», sagte Walter zufrieden.
Die Schalker Profis trotteten dagegen trotz der Fan-Aufmunterung mit hängenden Köpfen vom Rasen. «Dieses Spiel hätten wir nicht verlieren müssen», sagte Marius Bülter. Doch Grammozis versuchte sofort, die Niederlage einzuordnen. «Wir haben heute gegen eine absolute Top-Mannschaft der Zweiten Liga verloren und uns trotzdem sehr viele Chancen herausgespielt», sagte Grammozis. «Rumheulen bringt nichts, wir müssen weiter arbeiten», sagte der Schalker Trainer.
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