Selbstbewusst und angriffslustig startet die frühere Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz in die am Montag beginnende Kunstturn-Weltmeisterschaft im japanischen Kitakyushu.
«Ich will ins Finale», sagte die 24-Jährige nach dem Podiumstraining im General Gymnasium. «Die Zeiten, in denen ich mitgefahren bin, um nur dabei zu sein, sind vorbei.»
Schäfer-Betz «angriffslustig»
2017 hatte die gebürtige Saarländerin in Montreal an ihrem Paradegerät den Titel gewonnen, zwei Jahre zuvor in Glasgow war ihr bereits die bronzene Plakette umgehängt worden. Doch bei der Heim-WM 2019 in Stuttgart und auch bei den Olympischen Spielen im Sommer in Tokio reichte es für die Sportlerin des KTV Chemnitz nicht für einen Einzug in die Entscheidung. Was im Erfolgsfall im Medaillenkampf möglich sein würde, darüber wollte Schäfer-Betz nicht spekulieren. «Step by step» werde sie die Aufgabe angehen.
Der Deutsche Turner-Bund (DTB) hatte neben einer kompletten Fünfer-Riege bei den Männern nur die Zweite der deutschen Mehrkampfmeisterschaften bei den Frauen für einen Start bei den Einzeltitelkämpfen in Japan nominiert. Die anderen Olympia-Starterinnen – Elisabeth Seitz, Kim Bui (beide Stuttgart) und Sarah Voss (Köln) – hatten auf die WM-Qualifikation verzichtet.
Bei Schäfer-Betz lief es im Vorfeld zwar nicht optimal, aber man sah bei einer möglichen Schwierigkeitsnote von 5,9 das Potenzial für eine Finalteilnahme. «Ich bin froh, dass ich es geschafft habe», sagte die Turnerin. Ursprünglich hatte auch Schäfer-Betz, schon wegen der weiten Anreise, die WM nicht auf dem Plan gehabt. «Aber ich habe nach meinem Urlaub so schnell wieder meine alte Form gefunden, dass ich dachte: Let’s do it!» Außer am Balken wird sie dabei nur noch am Boden antreten.
Turn-WM ohne Teamkameradinnen
«Ein bisschen komisch» sei es schon, keine Kolleginnen um sich zu haben, mit denen man sich über die Geräte und die Bedingungen austauschen könne. Aber die Teamkameradinnen leisteten von zu Hause aus Unterstützung. «Außerdem bin ich es gewohnt, mit Männern zu trainieren.»
Schäfer-Betz absolviert ihre Einheiten am Stützpunkt in Chemnitz überwiegend in der Halle der männlichen Kollegen. Dem Wechsel dorthin vorausgegangen war das Ende der Zusammenarbeit mit Gabriele Frehse. Zwei Jahre nach der Trennung, im November 2020, hatte die Athletin ihrer langjährigen Trainerin zusammen mit anderen öffentlich psychische Gewalt und Medikamentenmissbrauch vorgeworfen. Anfang Oktober erklärte das Arbeitsgericht Chemnitz die daraufhin erfolgte Kündigung Frehses durch den Olympiastützpunkt für unwirksam. Die weitere Entwicklung in dem Fall ist noch offen.
Schäfer-Betz, die ihren Doppelnamen seit der Adoption durch ihren Stiefvater trägt, wird in Kitakyushu erstmals bei einem Großereignis von ihrem Heimtrainer Kay-Uwe Temme begleitet. «Es hätte wohl kaum jemand gedacht, dass es zu diesem Abenteuer mal kommt», sagte sie. «Aber es gibt mir Sicherheit, dass er dabei ist.»
Der Qualifikationswettkampf steht für die deutsche Solistin am Montag (10.45 Uhr deutscher Zeit) an. Das Finale am Schwebebalken wird am Sonntag danach (10.00 Uhr) ausgetragen.
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