23. November 2024

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Rotation und neue Stärke: Union ist auch noch unberechenbar

Union Berlin hat schon wieder ein Patentrezept. Wer neu ins Team kommt, trifft. Das klappt auch im DFB-Pokal. Die Konkurrenz kann offenbar nicht so schnell auf Ausrutscher der Eisernen hoffen.

Bochums Trainer Thomas Letsch sollte sich die Aufstellung von Union Berlin ganz genau anschauen. Jeder Spieler der Eisernen, der bei der Partie der Fußball-Bundesliga am Sonntag  (15.30 Uhr/DAZN) neu auf dem Spielberichtsbogen steht, birgt für den Ruhrpott-Club eine große Gefahr. Das ist gerade das Gesetz der Serie bei den Eisernen und ein weiterer Beleg für die erstaunliche Weiterentwicklung der Köpenicker in dieser Saison. Auch beim im Stile einer Spitzenmannschaft effektiv erspielten 2:0 gegen den 1. FC Heidenheim in der zweiten Runde des DFB-Pokals galt: Es trifft, wer neu reinkommt. 

Diesmal in Person von Timoteusz Puchacz (bislang null Bundesliga-Minuten) und Sven Michel (erster Startelf-Einsatz). Das Joker-Duo des Bundesliga-Spitzenreiters setzte die Serie fort, die Paul Jaeckel beim 1:0 gegen den VfB Stuttgart und Janik Haberer mit seinem Doppelpack beim 2:0 gegen Dortmund gestartet hatten. Beide waren von Trainer Urs Fischer in dem jeweils vorangegangenen Spiel geschont worden. Prominente Kandidaten für Tore in Bochum: Rani Kherdira, Timo Baumgartl, Christopher Trimmel oder Jordan Siebatcheu, den Fischer am Freitag nach kurzer Verletzungspause wieder im Training erwartet.

Besser kann Rotation, oder im Fußball-Neudeutsch Belastungssteuerung, nicht funktionieren. Union ist für seine Gegner jetzt nicht nur eklig zu bespielen, sondern dank der enormen Breite im Kader auch noch unberechenbar und schon seit fünf siegreichen Spielen in Serie ohne Gegentor. Das Paradoxon gegen Heidenheim waren Ballbesitz (57 Prozent) und Passquote (84 Prozent), die Fischer gegen Dortmund (29/68 Prozent) noch als zu niedrig gegeißelt hatte. 

Premierentorschütze Puchacz stand nach dem Spiel in Badeschlappen im Foyer vor dem Kabinentrakt im Stadion an der Alten Försterei und redete aufgeregt in sein Handy. Nach ein paar Minuten kam ein ganzer Pulk von Freunden des Polen die Treppe hinab, herzliche Umarmungen folgten. Der Außenverteidiger steht seit seinem Wechsel im Vorjahr bei Union sportlich am Rande. Doch die Sympathien sind ihm sicher. «Für ihn freue ich mich riesig. Timo der ackert, der tut und macht im Training», sagte Michel. 

Der Angreifer, sonst sportlich im Schatten von Siebatcheu und Sheraldo Becker, war am späten Mittwochabend für die Emotionen zuständig. Nach seinem Tor hielt er das Trikot von Jakob Busk, dem dritten Torwart, in die Höhe, sagte aber nicht warum. Busk selbst sorgte am Donnerstagmorgen für Aufklärung. Sein kleiner Sohn Carlo habe bereits zum dritten Mal operiert werden müssen. Eine schwere Zeit für die Familie, aber nun bestehe Hoffnung. 

«Das zeichnet „uns“ aus bei Union, wir sind eine große Familie und für einander da, wenn es nötig ist. Das sieht man auch auf dem Platz, wo wir zurecht jetzt und in den letzten Jahren viel Erfolg hatten. Vielen Dank, Jungs», schrieb der Däne. «Aus Liebe zu Jakob Busk», kommentierte der Club bei Twitter die emotionale Szene. 

Arne Richter und Sabrina Szameitat, dpa