21. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Rivalität im Triathlon: Singapur, Las Vegas – oder Roth?

Es ist eine spannende Zeit im Triathlon. Der Sport boomt weiter. Und die Profis können davon profitieren. Drei Serien buhlen um ihre Gunst. Wo Roth sich dabei sieht, erklärt der Renndirektor.

Mehr Preisgeld, dazu Rennen in Metropolen, in denen auch die Formel 1 Gas gibt. Der Triathlon-Boom mit gleich drei gut dotierten Serien in diesem Jahr wird für die Profis zum Lockruf für lukrative Verdienstmöglichkeiten.

«Ich glaube, es ist gar nicht so wichtig, welches Label draufsteht», sagt allerdings Renndirektor Felix Walchshöfer vom Challenge Roth in einem Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. 

Drei Rennserien gibt es mittlerweile über die längeren Distanzen. Seit diesem Jahr gehört zum Programm der Marke Ironman die «Pro Series». Am Ende wird ein Bonus-Preisgeld von 1,7 Millionen US-Dollar – umgerechnet rund 1,6 Millionen Euro – verteilt. Die Erste und der Erste dürfen sich Ironman Pro Series Champion nennen und bekommen jeweils 200.000 US-Dollar. Frauen und Männer bekommen jeweils dieselben Prämien.

Kein Stimmungsfest beim T100-Rennen in Miami 

Von den Plätzen 11 bis 50 gibt es noch für jeden 5000 US-Dollar. Die Ironman-EM der Frauen in Hamburg am 2. Juni und die Ironman-EM der Männer in Frankfurt am Main am 18. August gehören auch zu den Rennen, bei denen Punkte für die Endabrechnung gesammelt werden können. 

Da gibt es aber auch die T100 Triathlon World Tour der Professional Triathletes Organisation. Der Auftakt in Miami liegt hinter den Profis, als Stimmungsfest wird das Rennen auf dem Homestead-Miami Speedway schon mal nicht Erinnerung bleiben. An weiteren Schauplätzen wie San Francisco, London oder Ibiza werden neben den Prämien fürs Rennen auch wieder Punkte gesammelt. 

Wer am Ende die meisten hat, bekommt 210.000 US-Dollar und darf sich Weltmeister nennen. Um die auch die TV-Attraktivität zu steigern, sind die Rennen kürzer und führen über 2 Kilometer Schwimmen, 80 Kilometer Radfahren und 18 Kilometer Laufen – daher T100. Jeweils 20 Profis starten bei den Männern und Frauen, sie haben sich vertraglich verpflichtet.

Patrick Lange, der zweimalige Ironman-Weltmeister und ehemalige Roth-Gewinner zählt nicht dazu. «Im Leben muss man sich entscheiden, und ich habe meine Entscheidung getroffen», erklärte er vor einigen Wochen. Er bleibe auf seinem Weg, und der soll ihn vor allem im besten Fall bei der Ironman-WM im Oktober für die Männer dann wieder auf Hawaii auf den obersten Podestplatz führen. 

Ironman-Weltmeisterin entscheidet sich für PTO-Serie

Vorher macht Lange wieder einen Stopp in Roth. Wie insgesamt vier der Top Fünf der Ironman-WM, die für die Männer im vergangenen Jahr in Nizza stattfand. Um mehr Starterinnen und Starter unterzubekommen, hatte Ironman es mit getrennten Rennen in Kona versucht, die kleine Ortschaft in Hawaii wollte dies aber nicht mitmachen. Daher teilte Ironman die Felder auf und trennte sich letztlich nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich. 

Im vergangenen Jahr hatte die mehrfache WM-Zweite Lucy Charles-Barclay zum ersten Mal im Mekka der Triathleten triumphiert. In diesem Jahr richtet die Britin ihr Augenmerk aber auf die T100 Serie. «Es ist gerade eine unglaubliche Zeit, Teil dieses Sports zu sein», betonte sie unter anderem. 

Klar ist, auch den Körpern der Ausdauer-Athletinnen und -athleten sind Grenzen gesetzt. Rennen en masse, dazu viele Reisen und Ergebnisse auf Weltklasse-Niveau – das kann nicht funktionieren. Sie haben also die Wahl – und vielleicht sogar die Qual der Wahl. Zum Reichwerden ist Triathlon kaum geeignet, die Kosten für Material und weiteres sind enorm.

Roth-Macher: 30.000 wollten Startplatz für dieses Jahr 

Deswegen ist auch ein Faktor wichtig. Und auf den zählen die Verantwortlichen in Roth: Verlässlichkeit. «Roth hat schon immer Boni, schon immer Preisgelder und schon immer Antrittsgelder gezahlt», betont Walchshöfer. Über 100 Tage vor dem legendären Rennen am 7. Juli steht so auch schon wieder eine Vielzahl von Weltklasse-Teilnehmern fest. Lange ist einer davon, aber auch der Däne Magnus Ditlev, der 2023 in Roth eine Weltbestzeit aufgestellt hatte. 

Das Credo der Macher in Mittelfranken ist eigentlich simpel: Stets verbessern und vor allem auf die Sportler hören, aber keine Experimente. «Wir haben fast 30.000 Menschen gehabt, die versucht haben, einen Startplatz zu bekommen», erklärte Walchshöfer. 3500 Einzelstarterinnen und -starter wird es wieder geben, dazu 700 Staffeln. «Wir machen keine zwei Tage, wir machen kein Rennen im Frühjahr und eines im Herbst. Wir machen nicht an einem Tag die Staffeln und am nächsten Tag die Einzelstarter oder Frauen und Männer oder, oder, oder», sagt Walchshöfer. «Damit würden wir auch das Wohlwollen, das wir hier im Landkreis genießen, verspielen.»

Roth als Gewinner im Serien-Kampf?

Der Klassiker mit dem Stimmungssuperlativ in Roth zählt zum Bonusprogramm der Challenge Family World, bei dem dem und der Erstplatzierten am Ende der Saison noch mal 25.000 US-Dollar winken – im Vergleich zu den anderen Programmen eher wenig. Walchshöfer sieht das Rennen in Roth aber weiter in einer sehr guten Position. Allerdings warnte er: «Sobald du denkst, du bist unkaputtbar, hast du einen fatalen Fehler gemacht. Und ich glaube, deswegen stehen wir auch gut da.»

Jens Marx, dpa