25. November 2024

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«Richtiger Schlag in die Fresse»: Hertha am Boden

Nach der deutlichen 2:5-Niederlage im Abstiegsschlager bei Schalke 04 spricht Herthas Sportdirektor Benjamin Weber Tacheles - und vermeidet ein klares Bekenntnis zu Trainer Sandro Schwarz.

Die Schalker Spieler fielen sich in die Arme und feierten den enorm wichtigen Sieg im Abstiegskracher gegen Hertha BSC. Berlins schwer geschlagene Fußballer trotteten mit hängenden Köpfen vor den Gästeblock, der sich bereits weit vor Abpfiff größtenteils geleert hatte. «War ein richtiger Schlag in die Fresse heute», sagte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber nach dem desaströsen 2:5 (1:2) in Gelsenkirchen bei DAZN. 

Ein Bekenntnis zu Trainer Sandro Schwarz vermied Weber. Wenn man 2:5 beim Tabellenletzten verliere, sei es «völlig klar», dass die Fragen nach dem Übungsleiter nun kommen, sagte Weber. Man wolle nun analysieren, und «natürlich ist es so, dass wir jetzt jeden Stein umdrehen werden.»

Schalke geht durch Traumtor in Führung

Schwarz selbst sagte: «In der Summe viel zu viele Fehler.» Er wolle alles erstmal sacken lassen und hinterfrage sich auch selbst. «Ich bin hauptverantwortlich dafür.» Für die Aussagen Webers äußerte er Verständnis, er müsse es realistisch sehen.

Seine Elf blieb im Kellerduell zum sechsten Mal nacheinander sieglos. Vor 61 981 Zuschauern in der stimmungsvollen Gelsenkirchener Arena erzielten Tim Skarke (3. Minute), Marius Bülter (13./78.), Simon Terodde (48.) und Marcin Kaminski (90.+2) am Freitagabend die Tore für Schalke. Stevan Jovetic (45.+3) und Marco Richter (84.) trafen für die Gäste.

«Es war ein sehr, sehr wichtiges Spiel für uns, jetzt sind wir wieder voll dabei», sagte der eingewechselte Kenan Karaman, «wir haben unser Wort heute gehalten, wir haben das auf dem Platz heute gezeigt.» Das schnelle 1:0 sei gut für die Moral gewesen, «wir waren in den Zweikämpfen viel präsenter.» Man habe die Situation komplett angenommen.

Fährmann verhindert Anschlusstreffer von Jovetic

Keine 180 Sekunden waren gespielt, da nahm sich Skarke den Ball und dribbelte an den Strafraum. Fast schien der 26-Jährige sich schon verrannt zu haben, doch er blieb dran und schlenzte den Ball aus rund 17 Metern an die Unterkante der Latte. Von dort sprang das Spielgerät ins Tor. Für die Winter-Leihgabe von Herthas Lokalrivalen Union Berlin war es der erste Bundesliga-Treffer der Karriere. Coach Reis stürmte begeistert auf den Platz und riss beide Arme nach oben.

Für den 49-Jährigen und sein Team wurde es noch besser. Dominick Drexler schickte Skarke auf der rechten Außenbahn, der Torschütze flankte punktgenau ins Zentrum und dort vollendete Bülter per Kopf zum 2:0.

Hertha nach der Pause kaum noch gefährlich

Weil auch die Hertha trotz des extrem unglücklichen Starts nach vorne spielte, sahen die Zuschauer eine sehr unterhaltsame Partie. Berlins Stürmer Jovetic hatte das Anschlusstor auf dem Fuß, doch Schalke-Keeper Ralf Fährmann lenkte den Ball mit einem Klasse-Reflex an den Pfosten. Die Gelsenkirchener Fans jubelten wie nach einem eigenen Treffer.

Sichtlich unzufrieden stand dagegen Schwarz mit verschränkten Armen in seiner Coachingzone. Schon in der 26. Minute wechselte er erstmals. Der frühere Schalker Suat Serdar ersetzte im Mittelfeld Tolga Cigerci. Auch Reis tauschte früh – jedoch unfreiwillig. Torwart Fährmann verletzte sich, Alexander Schwolow kam für ihn und musste das erste Hertha-Tor durch Jovetic schlucken, der sehenswert in den Winkel traf. Schalke ließ sich davon aber nicht schocken, Karaman bediente Terodde – 3:1.

Schalke legte sogar noch nach: Dem starken Bülter gelang sein zweites Tor des Abends zum 4:1. Richter verkürzte nach einem feinen Konter der Berliner, verletzte sich aber unglücklich am Auge und blutete sogar; Henning Matriciani hatte ihn unabsichtlich mit dem Finger erwischt, als der Ball schon im Netz lag.

Für den Schlusspunkt sorgte Kaminski, der mit einem tollen Freistoßstor zum 5:2 einen perfekten Abend aus Sicht der Königsblauen krönte.

Thomas Eßer, dpa