Seine Rolle als Alleinunterhalter behielt Serhou Guirassy auch nach der imposanten Drei-Tore-Show auf dem Mainzer Fußballrasen.
Nachdem er sich mit den Saisontreffern sechs, sieben und acht in den Bundesliga-Geschichtsbüchern verewigt hatte, tanzte der Stürmer mit Torgarantie nach Abpfiff ganz alleine zwischen feiernden Fans und feiernden Teamkollegen – und stand dabei genauso im Mittelpunkt wie beim folgenden Fragemarathon. Weit über eine Stunde nach dem mühevollen 3:1 in Mainz verließ Guirassy im gemütlichen Freizeitoutfit als letzter Profi den Kabinengang und sprach noch einmal über seinen famosen Lauf.
Guirassy: «Form meines Lebens»
«Ich denke, ich bin in der Form meines Lebens. Ich hoffe, dass das so weitergeht», sagte der 27 Jahre alte Nationalspieler Guineas. Acht Tore in den ersten vier Bundesliga-Spielen: So einen Start schaffte in den vergangenen 56 Jahren kein Robert Lewandowski, kein Harry Kane und auch kein Gerd Müller. Sondern nur der Gladbacher Peter Meyer, der 1967/1968 zum Auftakt sogar noch einen Treffer mehr erzielt hatte. Stuttgarts Poker, Guirassy im Sommer trotz lukrativer Angebote aus England zu halten, zahlt sich voll aus. Denn der Stürmer weist nicht nur persönlich eine Spitzenbilanz auf, sondern hat dem VfB auch neun Punkte beschert.
«Die Quote ist geisteskrank. Mit was für einer Lässigkeit er die Dinger reinmacht. Er ist einfach eiskalt und hat Spaß», sagte Deniz Undav über seinen Teamkollegen. Die Art der drei Tore in einem zuvor höhepunktarmen Spiel waren nicht nur Beleg für Guirassys exzellente Form, sondern auch für seine Klasse. Beim 1:0 überlupfte er sehenswert den Mainzer Torwart Robin Zentner mit rechts, beim entscheidenden 2:1 setzte er sich mit Wucht durch und vollendete mit links. Das dritte Tor legte er sich sogar selbst vor und traf per Kopf. Was für eine Bilanz.
Lob von Trainer Hoeneß
Auch Trainer Sebastian Hoeneß war begeistert. «Serhou ist in der Lage, aus unterschiedlichsten Situationen Tore zu machen. Er ist im eins-gegen-eins unheimlich ruhig und überlegt. Er ist sehr kreativ, dazu schnell. Er ist ein sehr kompletter Spieler», sagte Hoeneß, der auch gegen eine Kiste Cola im Mannschaftsbus nach dem Sieg nichts einzuwenden hatte. Statt latenter Abstiegssorgen und interner Reibereien ist der VfB dank Guirassy oben auf. Schon ein Punkt gegen Aufsteiger Darmstadt 98 am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) würde vorübergehend die Tabellenführung vor den Topteams FC Bayern und Bayer Leverkusen einbringen.
Guirassys Lauf kommt nicht überraschend. Schon in der Vorsaison verzeichnete er ab dem Zeitpunkt der Hoeneß-Einstellung im April starke Werte und bewahrte den VfB so maßgeblich vor dem schweren Gang in die Zweitklassigkeit. Der Stürmer hat im Sommer trotz aller Wechselgerüchte nicht nachgelassen – und reißt auch seine Teamkameraden mit. «Er verlangt viel von uns, aber wir erwarten auch viel von ihm», beschrieb Undav.
Sportdirektor Fabian Wohlgemuth kann sich für einen Moment zufrieden zurücklehnen und dabei zusehen, wie der Marktwert des bis Sommer 2026 gebundenen Stürmers steigt und steigt. «Die I-Punkte waren Serhous Tore. Wenn ein Stürmer auswärts drei Bundesliga-Tore schießt, hat er ein sehr gutes Spiel gemacht», sagte Wohlgemuth.
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