23. November 2024

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Rangnick wird Interimstrainer bei Man United

Manchester United setzt auf den Fußballprofessor. Ralf Rangnick wird neuer Trainer beim englischen Rekordmeister, aber nur bis zum Ende der Saison. Anschließend soll er in anderer Funktion helfen.

Cristiano Ronaldo hat einen neuen Trainer. Ralf Rangnick übernimmt bis zum Saisonende den Job an der Seitenlinie beim englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United. Das gab der derzeitige Tabellenachte der Premier League bekannt.

Nur die nötige Arbeitserlaubnis für den 63-Jährigen, der unter anderem die Bundesligisten RB Leipzig, FC Schalke 04 und Hannover 96 trainierte, fehlt demnach noch. Ab Sommer soll Rangnick zunächst für zwei Jahre als Berater für die Red Devils tätig sein.

«Ralf ist einer der am meisten respektierten Trainer und Innovatoren im europäischen Fußball», sagte United-Fußballdirektor John Murtough. «Er war unsere erste Wahl als Übergangscoach aufgrund seiner unschätzbaren Führungsqualität und technischen Kenntnisse, die er durch seine fast vier Jahrzehnte Erfahrung im Management und im Coaching mitbringt.»

Kriselnder Rekordmeister

Auf Rangnick, der oft als «Fußballprofessor» bezeichnet wird, wartet eine Menge Arbeit. Kurzfristig soll er die Saison für den kriselnden Rekordmeister retten und möglichst noch Trophäen holen. Langfristig soll er helfen, an die glorreichen Zeiten unter Sir Alex Ferguson anzuknüpfen und sich wieder dauerhaft in der Weltspitze des Fußballs zu etablieren, wo der Club nach dem Selbstverständnis hingehört.

«Ein Vertrag über sechs Monate, um das Team zu coachen. Ein Vertrag über zwei Jahre, um den Verein zu coachen», twitterte United-Ikone Gary Neville dazu süffisant. Seit Jahren stehen die Clubführung von Manchester United und die Inhaber – die US-Millionärsfamilie Glazer – bei Fans, Medien und Ex-Spielern in der Kritik.

Die bevorstehende Ankunft des dritten deutschen – und dritten schwäbischen – Premier-League-Trainers nach Jürgen Klopp und Thomas Tuchel sorgte bei den meisten Fans der Red Devils für Begeisterung. «Endlich haben wir Taktik und eine Spielidee», schrieb ein Nutzer bei Twitter. Ein anderer sah den «Beginn einer neuen Ära». Einige Kritiker monierten hingegen, der gebürtige Backnanger habe noch nie bei einem Club dieses Formats gearbeitet.

Rangnicks Gegenpressing

Dass der Schwabe in Manchester in Ruhe arbeiten kann – wie bei seinen erfolgreichen Stationen in Leipzig oder Hoffenheim – ist zumindest zu bezweifeln. Spannend wird auch, ob und wie Superstar Ronaldo mit Rangnicks Gegenpressing klarkommt. Rangnick hatte den Portugiesen in einem Interview vor Jahren als «zu alt» bezeichnet. Dass der Superstar bei ihm zum Bankdrücker wird, ist aber kaum vorstellbar.

Die Verpflichtung Rangnicks galt seit vergangener Woche als sicher. Zuerst hatte das Online-Magazin «The Athletic» darüber berichtet. Rangnick arbeitete zuletzt als Sportdirektor bei Lokomotive Moskau. Eine Einigung mit Lok wurde kurz vorher erzielt. Man United bedankte sich in seiner Mitteilung ausdrücklich beim russischen Erstligisten.

Der 20-malige englische Meister hat nach 13 Spieltagen schon zwölf Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Chelsea. Am Sonntag vor einer Woche hatte sich der Verein nach einer 1:4-Blamage beim Abstiegskandidaten FC Watford von Ole Gunnar Solskjaer getrennt. Seitdem hatte Assistenzcoach Michael Carrick die Mannschaft betreut. Carrick und die anderen Co-Trainer behalten ihre Jobs unter Rangnick.

Glückwünsche aus Hoffenheim

«Ich freue mich sehr, zu Manchester United zu kommen und konzentriere mich darauf, dem Club eine erfolgreiche Saison zu bescheren», wurde der neue Coach zitiert. «Der Kader ist voller Qualität und hat eine großartige Balance von Jugend und Erfahrung. All meine Anstrengung in den nächsten sechs Monaten werde ich darauf verwenden, diesen Spielern dabei zu helfen ihr Potenzial zu erfüllen, individuell, aber vor allem als Mannschaft.»

Rangnicks ehemaliger Verein Hoffenheim beglückwünschte Man United zu der Verpflichtung. «Gratulation, Man United! Da habt ihr einen Guten», schrieb die TSG bei Twitter. «Alles gute, Ralf!»

Von Philip Dethlefs, dpa