Mit glasigen Augen und stockender Stimme bat Franziska Preuß nach ihrem verpatzten Auftritt zum Auftakt der Biathlon-WM um Entschuldigung. «Es ist mega bitter, mir tut es sehr leid. Ich bin sehr enttäuscht von mir selbst», sagte die 29-Jährige nach Platz fünf mit der Mixed-Staffel im tschechischen Nove Mesto: «Es war einfach nur der Wurm drin. Es ist blöd, wenn es heute passiert.»
Erst leistete sich Preuß eine Strafrunde, dann stürzte sie auch noch nach dem Verlassen des Schießstandes. Ausgerechnet Deutschlands beste Biathletin kostete dem deutschen Quartett mit Justus Strelow, Philipp Nawrath, Preuß und Vanessa Voigt die erhoffte Medaille zum Start.
Zur Halbzeit noch vorn
Bei widrigen Bedingungen lag Deutschland zur Halbzeit vorn, überquerten die Ziellinie aber 1:30,9 Minuten hinter Weltmeister Frankreich. «Die Kollegen waren richtig gut und es wäre heute was drin gewesen», sagte Preuß: «Heute darf man auch mal traurig und enttäuscht sein und sich ärgern.» Silber ging an den geschlagenen Topfavoriten Norwegen vor Schweden, das in der ersten von zwölf WM-Entscheidungen Bronze holte.
Das gemischte Doppel hatte zuletzt vor fünf Jahren mit Silber in Östersund eine WM-Medaille gewonnen, 2017 gab es den bislang letzten von insgesamt drei Titeln. Bei Olympischen Spielen ist Deutschland in dieser Disziplin noch ganz ohne Edelmetall – beim WM-Heimspiel im Vorjahr gab es auch nur den enttäuschenden sechsten Rang.
Bei zu warmen sechs Grad und unangenehmem Dauerregen musste die deutsche Mannschaft auf den zweimaligen Saisonsieger Benedikt Doll verzichten. Der Schwarzwälder war nach einer überstandenen Erkältung nicht einsatzbereit und soll erst am Samstag im Sprint in seine womöglich letzte WM starten. Ohne ihren besten Skijäger zeigte sich Startläufer Strelow aber nervenstark und ging nach einer Schnellfeuereinlage früh in Führung. Der 27-Jährige blieb auch im Stehendschießen fehlerfrei, setzte die Konkurrenz so enorm unter Druck und übergab als Zweiter hinter Frankreich auf Nawrath.
Grußbotschaft von Nagelsmann
«Das Schießen war perfekt. Ich war natürlich extrem aufgeregt, aber im Rennen konnte ich es genießen», sagte Strelow. Der Sachse und sein Team nahmen zur Motivation auch die Glückwünsche der deutschen Sportprominenz mit ins Rennen. Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann sagte in einer Grußbotschaft: «Meine Mutter schaut jedes Biathlonrennen im Fernsehen, also bitte gebt auch für sie Gas.» Das tat dann auch Nawrath. Der Bayer blieb im Liegendschießen fehlerfrei, benötigte dann aber alle Extrapatronen um die Strafrunde zu vermeiden. Trotzdem schickte er auch Preuß mit acht Sekunden Vorsprung in die Loipe.
Der große Gold-Favorit Norwegen lag da schon rund 30 Sekunden zurück. Preuß vermied mit drei Nachladern im Liegendschießen zunächst knapp die Strafrunde, schaffte das bei ihrem zweiten Gang an den Schießstand aber nicht. Von Position eins fiel die 29-jährige Bayerin zunächst auf Rang fünf zurück und leistete sich sogar einen kleinen Sturz, als sie sich auf den Weg zurück in die Loipe machte. Schlussläuferin Voigt startete mit knapp 30 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Frankreich. Zwar agierte die Thüringerin am Schießstand schnell und stark, sie schaffte es aber nicht mehr in die Medaillenränge.
Das Wetter hatte vor dem WM-Start für Chaos gesorgt. Am Montag wurde sogar das Training abgesagt, weil nach einem Sturm auch Bäume umgestürzt waren. Außerdem sollte die Strecke geschützt werden. In den Wäldern von Nove Mesto konnte nur ein dünnes weißes Band aus Kunstschnee ausgelegt werden. Die Temperaturen sind zu warm für die Jahreszeit, statt Schnee gab es zuletzt vor allem Regen. Auch in den kommenden Tagen – am Freitag (17.20 Uhr/ARD und Eurosport) geht es mit dem Sprint der Frauen weiter – dürften die Bedingungen schwierig bleiben. Es soll zumindest etwas kälter werden, allerdings wurde ohnehin genügend Kunstschnee eingelagert, um den Kurs weiter ausreichend zu präparieren.
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