Diese eine Frage hatte Alexandra Popp offensichtlich noch nicht gestellt bekommen.
«Ja, ich bin verheiratet. Sie sind der Erste, der nachfragt», sagte die Kapitänin des deutschen Nationalteams in einer Medienrunde vor der Weltmeisterschaft – und schob kess hinterher: «Alle anderen schreiben’s einfach.» Ehemann Patrick spielt übrigens auch Fußball – «aber nicht hoch. Ist ja auch egal, wo er spielt.»
Interesse am Frauenfußball – und an Popp
Die 32-Jährige vom VfL Wolfsburg ist seit ihrer furiosen EM in England eine begehrte Gesprächspartnerin – und weiß manchmal gar nicht mehr, wie sie all den Anfragen gerecht werden soll. Von den sportlichen Erwartungen einmal abgesehen. In ihrem Leben hat sich seit dem vergangenen Sommer «extrem etwas verändert. Es ist natürlich brutal viel geworden mit Terminen, die dazu gekommen sind», sagte Popp. Organisatorisch sei das nicht immer einfach bei all den Spielen und Trainingseinheiten.
«Es müssen natürlich auch Absagen verteilt werden, auch klar. Vielleicht sogar bei Anfragen, wo man richtig Bock drauf hätte.» So hätte sie zum Beispiel gerne beim «RTL Turmspringen» mitgemacht. «Darauf hätte ich schon Lust gehabt, mich ein bisschen zum Affen zu machen», sagte die Star-Stürmerin. Aber sie könne nicht zwei, drei Tage aus dem Trainingsbetrieb raus.
Längst ist Popp zu einem Gesicht ihres Sports geworden, zu einer Botschafterin und zum Sprachrohr. So saß sie schon mal auf dem Sofa bei Thomas Gottschalks «Wetten dass..?», weil ihr für die Sichtbarkeit des Frauenfußballs TV-Sendungen mit hoher Einschaltquote wichtig sind – «die vielleicht Leute gucken, die sich gar nicht so mit unserem Sport an sich beschäftigen».
Aushängeschild des Sports
Am 1. August – also mitten während der WM – erscheint eine Biografie über die frühere Duisburgerin mit dem Titel: «Dann zeige ich es euch eben auf dem Platz.» Als Spielführerin geht Popp natürlich nicht nur auf dem Rasen voran. Entscheidende Dinge bespricht und regelt sie mit dem Mannschaftsrat der DFB-Auswahl. Darin vertreten sind neben Popp noch Marina Hegering, Sara Däbritz, Lina Magull und Lena Oberdorf sowie Torhüterin Almuth Schult, die derzeit ihr drittes Kind erwartet und nicht mehr im Kader steht. «Wenn wir klare Ergebnisse haben zu irgendwelchen Thematiken, dann stellen wir das der Mannschaft vor» – sei es in der Debatte um WM-Prämien oder um die Regenbogenbinde.
«Poppi» hier, Alex da, Frau Popp dort – die Starstürmerin, Olympiasiegerin von 2016, 128-fache Nationalspielerin, «Persönlichkeit des Jahres» («Fachmagazin Kicker») und Bundesliga-Torschützenkönigin ist gefragt wie nie. Wie ihre Teamkolleginnen damit umgehen? «Das wird bei uns gar nicht thematisiert. Es gibt keinen Neid, sondern jedem ist klar, dass Stürmerinnen oft etwas mehr im Fokus stehen», erklärte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. «Wir freuen uns einfach über die gesamte Entwicklung, die wir gerade anschieben und darüber, Vorbilder zu sein für viele Mädchen und Jungs, die den Weg zum Fußball finden.»
WM in den Startlöchern
Für Popp und Co. geht die WM am 24. Juli in Melbourne gegen Marokko los. Im Gegensatz zur EM im vergangenen Jahr, als die Wolfsburgerin nach einer schweren Knieverletzung lange um ihre Teilnahme kämpfen musste und nach sechs Toren dann im Finale gegen England (1:2) verletzt fehlte, reist sie dieses Mal mit viel Spielpraxis zum Turnier. Nach 2011, 2015 und 2019 ist es ihre vierte WM. Der Titel ist das Ziel, das hat sie schon gesagt. Aber sie drückt es auch pragmatisch aus: «Erstmal guten Fußball spielen.»
Popps Ehemann Patrick fliegt übrigens nicht nach Australien. Ihr geliebter Hund «Patch», ein Australian Shepherd, übrigens auch nicht. «Wie soll ich das denn machen? Soll der schwimmen?», antwortete Popp trocken auf eine entsprechende Frage.
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