23. November 2024

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Plötzlich Nationalspieler: Groß setzt auf «große Stärke»

Pascal, wer? Hansi Flick beruft zum Start in die EM-Saison einen schon 32-Jährigen aus Brighton. Hierzulande kennen Ex-Bundesligaprofi Groß nur wenige, in England aber ist sein Name bekannt.

Der Ball am Fuß war Pascal Groß am ersten Arbeitstag bei der Fußball-Nationalmannschaft deutlich vertrauter als das Mikrofon auf dem DFB-Podium.

Große Töne spuckte der Spätberufene jedenfalls nicht, als er sich in Wolfsburg im neuen Umfeld erst auf dem Trainingsplatz und später in der Medien-Fragerunde vorstellte.

Der Leistungsträger beim englischen Premier-League-Club Brighton & Hove Albion ist selbst «überrascht», dass sich sein Traum von der Nationalelf im reifen Alter von 32 Jahren doch noch erfüllt. Kontakt mit Hansi Flick hatte er bis zum Anruf des Bundestrainers vorher nie. Doch zum Start in die EM-Saison erreichte Groß der Ruf aus der Heimat. Der deutsche Fußball braucht dringend frischen Wind. «Ich freue mich, dass Pascal uns zeigen kann, was er drauf hat», sagte Flick. Er glaubt: «Da kriegen wir einen guten Typ zu sehen.» 

Pascal, wer? Das werden derweil viele Fans in Deutschland fragen. In England dagegen ist der Name des einstigen Bundesliga-Profis des FC Ingolstadt weithin bekannt. Groß zeichnete maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass sich Außenseiter Brighton erstmals in der Vereinsgeschichte für den Europapokal qualifizierte. Der gebürtige Mannheimer war mit neun Toren und acht Assists Topscorer seiner Mannschaft in der vergangenen Saison. Inzwischen ist er mit 27 Treffern sogar Rekordschütze von Brighton in der Premier League.

«Ich bin ein Mannschaftsspieler»

Groß ist einer, der mit dem Ball am Fuß glänzen kann auf dem Platz. Aber noch lieber ist er ein Spieler, der die Kollegen um sich herum glänzen lässt. «Ich bin ein Mannschaftsspieler, das ist meine größte Stärke.» Natürlich hofft er auf sein Debüt in den Testspielen gegen Japan am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in der Wolfsburger Arena oder drei Tage darauf gegen den WM-Zweiten Frankreich in Dortmund. «Ich probiere einfach, meine Rolle zu erfüllen, wenn ich Spielminuten bekomme», sagte der gebürtige Mannheimer in ruhigem Tonfall.

Groß‘ Vorteil könnte sein, dass er mehrere Positionen ausfüllen könnte, nicht nur im Mittelfeld, sondern auch rechts hinten. «Die Acht ist aber meine beste Position», sagte er. Groß könnte auch ein Mann für die Standards sein. In Brighton schlägt er die Eckbälle und Freistöße aus dem Halbfeld. Die Premier League mit ihrem hohen Tempo, mit der hohen Intensität hat ihn zu einem besseren Fußballer gemacht. «Schnelle Entscheidungen zu treffen, darum geht es auf höchstem Niveau», findet er. Zum Selbstdarsteller taugt er nicht, auf Social Media ist er ganz bewusst nicht unterwegs. «Ich fahre damit ganz gut», sagte der Familienvater.   

Flick belohnte mit der Einladung die konstant guten Leistungen von Groß in der stärksten Liga der Welt. «Pascal spielt seine siebte Saison in der Premier League. Ich habe mit seinem Trainer Roberto de Zerbi länger gesprochen, der sehr, sehr positiv über ihn gesprochen hat», berichtete Flick. Vorläufiges Fazit: «Pascal trifft sehr gute Entscheidungen auf dem Platz.»

Groß will sich «in den Dienst der Mannschaft stellen und probieren, meine Mitspieler in Szene zu setzen, so gut ich es kann». Mit seinen 32 Jahren ist er der drittälteste Feldspieler im aktuellen DFB-Kader hinter Thomas Müller (33) und Ilkay Gündogan (32). Beim DFB-Debüt waren nur wenige namhafte Ex-Nationalspieler wie Torwart Roman Weidenfeller, Verteidiger Paul Steiner oder Torjäger Martin Max (alle 33) älter als er. Steiner (1990 in Italien) und Weidenfeller (2014 in Brasilien) wurden danach sogar noch Weltmeister.

Von Klaus Bergmann und Jan Mies, dpa