Als Luis Enrique mit fast leerem Blick auf der kühlen Getränkebox die Schlusssekunden über sich ergehen ließ, dürfte er die Kritik im Land des dreimaligen Europameisters nach der Nullnummer von Sevilla schon geahnt haben.
«Da muss noch einiges kommen, wenn sie die Gruppenphase überstehen wollen», sagte der deutsche Ex-Weltmeister Per Mertesacker als TV-Experte des ZDF.
Personalwahl, Herangehensweise – Enriques Entscheidungen haben zumindest nicht das gebracht, was sich Spaniens Fußball-Fans versprochen haben: Das 0:0 gegen die Catenaccio-Schweden dürfte für weitere unruhige Tage im EM-Quartier sorgen. «Wir wollen die Gruppe immer noch gewinnen, wenn das nicht klappt, wollen wir zu den vier besten Drittplatzierten gehören», betonte Enrique. Das dürfte den Ansprüchen der Fans kaum genügen.
«Wir wollen uns verbessern»
Am Samstag kommt es schon zum Duell der Enttäuschten. Wieder wird in Sevilla gespielt, Gegner ist Polen, das überraschend mit 1:2 gegen die Slowakei verlor. Die Nation, die für viele am ehesten für Platz vier in der Gruppe E in Frage kommt. «Es gibt immer Dinge, die man verändern kann, wir wollen uns verbessern, das ist das Ziel für das nächste Spiel», beteuerte Enrique.
Dass auch im Spiel einige Pfiffe zu vernehmen waren, die einmal mehr dem tatsächlich auch wirkungslosen Alvaro Morata galten, hatte auch Enrique mitbekommen. Insbesondere die späte Einwechslung von Gerard Moreno im Sturm sorgte bei spanischen Beobachtern für zusätzliches Unverständnis. Die 954 Passversuche der Spanier gegenüber 178 von Schweden – nichts wert. «Wir hatten mehr verdient», betonte Dani Olmo.
Die Offensivkraft vom deutschen Vizemeister RB Leipzig war aktiv und gut, aber auch einer, der einige Chancen nicht verwertete. «Komisch» sei das Gefühl, meinte Auswahlkollege Marcos Llorente. Nach Ausreden suchten niemand. «Wir werden das Spiel wie immer analysieren. Diesmal ist es aber klar. Wir haben das Spiel komplett kontrolliert. Wir haben soviele Chancen wie möglich kreiert. Was falsch gelaufen ist: Wir haben die Chancen nicht genutzt. Das hat ja jeder gesehen», bilanzierte Enrique.
Forsberg: «Stolz auf unsere Leistung»
Vorwürfe an die Schweden ob deren Spielweise? Keine Spur. «Der Trainer hat entschieden, wie er spielen will und das ist absolut okay», sagten Enrique. Sein Kollege Janne Andersson meinte: «Wir hätten das Spiel sicher auch verlieren, wir hätten es aber auch gewinnen können.»
Sie hätten ihren Spielplan strikt befolgt, erklärte Olmos Leipziger Vereinskollege Emil Forsberg. «Ich bin sehr stolz auf unsere Leistung heute, es war nicht einfach, es war sehr heiß hier», erklärte der Mittelfeldspieler. Auch Forsberg setzte die effektive Spielweise voll um, so dass für Spaniens Trainer Enrique am Ende der leidvollen 96 Minuten ohne Tore nur der etwas verloren wirkende Platz auf der Getränkebox blieb.
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