Mats Hummels schaute kurz flehend gen Himmel. Als ob von oben noch Hilfe kommen könnte. Doch das Missgeschick war nicht mehr zu reparieren.
Mit seinem Eigentor in der 20. Minute beim 0:1 zum EM-Auftakt gegen Frankreich hat der Abwehrchef nicht nur sein eigenes Pflichtspiel-Comeback verdorben, sondern auch den Turnierstart der Fußball-Nationalmannschaft vermasselt.
Von Hummels‘ rechtem Schienbein sprang der scharfe Flankenball von Lucas Hernandez unhaltbar für Manuel Neuer oben links ins Tor. Kylian Mbappé musste hinter Hummels lauernd nicht mehr eingreifen. Mit einem kraftvollen Schubser signalisierte Kapitän Manuel Neuer dem unglücklichen BVB-Verteidiger: «Weiter geht’s».
Spielentscheidendes Missgeschick
Doch am Ende war Hummels‘ Missgeschick spielentscheidend – und das auch noch an seinem sechsten Hochzeitstag. Ex-Weltmeisterkollege Per Mertesacker sprach ihn als ehemaliger Verteidiger mitfühlend als ZDF-Experte von der ganz großen Schuld frei. Sagte aber auch: «Das sieht hölzern aus.»
Ein Freispruch kam auch von Joachim Löw. «Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Das ist Pech. Der Ball von außen kommt scharf. Vielleicht hätten wir den Einwurf früher verteidigen können. Aber für Mats war es schwer, den Ball zu klären», sagte der Bundestrainer.
Ausgerechnet Hummels. Der 32-Jährige wurde wie Thomas Müller von Bundestrainer Joachim Löw nach mehr als zwei Jahren Verbannung ins DFB-Team zurückgeholt. Er sollte Stabilität geben, auf und abseits des Rasens. «Ich versuche zu schauen, welche Rolle gerade die ist, die ich ausfüllen muss», sagte er in einem ARD-Interview. An die Rolle des Pechvogels hatte er in seinem 73. Länderspiel sicherlich nicht gedacht. Glück hatte er nur, als das Risiko-Tackling gegen Mbappé (77.) nicht auch noch mit Strafstoß geahndet wurde.
Ausgerechnet gegen Frankreich. Beim letzten deutschen Erfolg gegen die Equipe Tricolore war Hummels noch der Siegtor-Held in Rio de Janeiro im WM-Viertelfinale 2014. Damals traf er, wie er alle seine fünf DFB-Tore ins richtige Netz erzielte, per Kopfball. Hummels‘ Missgeschick war das erste deutsche Eigentor bei einer EM und sein zweites nach einem ähnlichen Malheur in der EM-Qualifikation 2015 in Schottland. Damals gewann Deutschland aber noch 3:2.
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