Die Nachricht vom verpassten Aufstieg des SV Darmstadt 98 dürfte beim Hamburger SV gemischte Gefühle ausgelöst haben. Der HSV-Stadtrivale FC St. Pauli hatte am Samstagabend den Partycrasher für die vorzeitige Aufstiegsfeier des Tabellenführers der 2. Fußball-Bundesliga gegeben.
Zugleich meldete sich das Team vom Kiez mit dem 3:0 in Darmstadt im Aufstiegsrennen zurück und rückte drei Spieltage vor dem Saisonende bis auf vier Zähler an den großen Hamburger Nachbarn heran.
Für den HSV hatte das Fußball-Wochenende ohnehin mit einer Enttäuschung begonnen. Nach dem 2:2 gegen den SC Paderborn am Freitagabend wird eine Saisonverlängerung wie im vergangenen Jahr mit zwei Spielen gegen den Bundesliga-16. wahrscheinlicher – sicher ist aber auch das noch nicht. «Wir haben heute einen Punkt geholt. Das ist aber nicht unser Anspruch», sagte HSV-Trainer Tim Walter – um sofort sich, der Mannschaft und den Fans Mut zu machen. «Wir haben drei Spiele und haben noch alles in der eigenen Hand.»
HSV hofft auf Minimalziel – Verfolger machen Druck
Das ist richtig. Zumal der Tabellenzweite 1. FC Heidenheim es am Sonntag verpasste, sich vom HSV abzusetzen und sich mit einem 0:0 gegen den 1. FC Magdeburg begnügen musste. Dennoch: Anders als vor einem Jahr wäre das Erreichen der Relegation bestenfalls ein Minimalziel der Hamburger. Die Ansprüche, die die Verantwortlichen des gefühlten Erstligisten mit ihren Aussagen über die Saison hinweg suggerierten, waren andere.
Darmstadt 98 (64 Punkte) ist trotz der Niederlage gegen den FC St. Pauli mit sieben Punkten Vorsprung bei noch neun zu vergebenden Punkten für den HSV (57) kein Thema mehr. Den 1. FC Heidenheim auf Platz zwei noch abzufangen, ist bei vier Punkten Unterschied für die Hamburger rechnerisch immer noch möglich, aber schwer genug. Es gilt für sie, vor allem den Aufstiegsrelegationsplatz erfolgreich zu verteidigen.
Denn von hinten machen der Tabellenvierte FC St. Pauli (53) und Fortuna Düsseldorf (53) Druck. Die Düsseldorfer hatten am Samstagnachmittag Holstein Kiel mit 3:0 bezwungen und sich ebenfalls an den Relegationsrang herangearbeitet.
Der direkte Aufstieg sei das Ziel, «solange es noch möglich ist», meinte HSV-Mittelfeldspieler Jonas Meffert nach dem Paderborn-Spiel und wollte sich noch nicht von Platz zwei verabschieden. Gedanklich beschäftigen sich die Spieler dem Anschein nach aber schon mit den Zusatzspielen um den Aufstieg. «Die Relegation ist auch eine Möglichkeit, um aufzusteigen. Dann hast du zwei Spiele, und du hast es wieder in der eigenen Hand», sagte Kapitän Sebastian Schonlau.
Pauli versaut Aufstiegparty
Das Remis gegen die Ostwestfalen – die selbst noch vor dem Spieltag mit einer kleinen Aufstiegshoffnung angereist waren – hatte Darmstadt 98 die Möglichkeit eröffnet, mit einem Sieg gegen den Rückrunden-Primus FC St. Pauli nach sechs Jahren die Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs perfekt zu machen.
«Man hat irgendwann gemerkt, das ist heute ein Tag, der nicht glücklich für uns läuft», sagte Trainer Torsten Lieberknecht. «Mund abputzen, weitermachen, stabil bleiben.» Seinem St. Pauli-Kollegen Fabian Hürzeler wünschte er mit einem Schmunzeln «für den weiteren Druckaufbau aus der Position, in der ihr jetzt seid, alles Gute».
Die Hoffnung lebt wieder in der Mannschaft des 30-jährigen Hürzeler. «Dass du den Tabellenführer so besiegst, spricht für eine Mannschaft, die ganz oben mitspielen möchte und sich das auch verdient», sagte Co-Kapitän Leart Paqarada. «Wir schauen nun, was die nächsten Wochen noch bringen. Es werden noch coole Spiele.»
Das Restprogramm des HSV erscheint aber vermeintlich leichter zu sein als das des innerstädtischen Rivalen. Die Hamburger sind bei den abstiegsgefährdeten Teams von Jahn Regensburg und des SV Sandhausen zu Gast. Im letzten Heimspiel geht es gegen die SpVgg. Greuther Fürth, die sich in dieser Saison nicht als Schreck in der Fremde zeigte. Der FC St. Pauli muss unter anderen am kommenden Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) gegen die punktgleiche Fortuna ran. HSV-Kapitän Schonlau betonte derweil: «Wir kämpfen, wir fighten, wir arbeiten – aber eines werden wir nicht tun: Und das ist aufgeben.»
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