«Tante Irmie» stieß einen deftigen Jubel-Fluch aus, «Blade Runner» Johannes Floors kämpfte gleich mehrfach mit den Tränen: Ein Leverkusener Sprinter-Duo hat bei der Para-WM der Leichtathleten in Paris für einen goldenen Abschluss gesorgt und die deutsche Gesamtbilanz ein Jahr vor den Paralympics mit zwei Glanzlichtern aufgehübscht.
Mit fünf Titeln sowie zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen landete Deutschland auf Rang 13 im Medaillenspiegel. Bei der vorherigen WM 2019 in Dubai war das DBS-Team Neunter geworden, hatte zweimal mehr Gold, aber insgesamt eine Medaille weniger gewonnen.
Es gab auch zwei Enttäuschungen am Schlusstag. So blieb Léon Schäfer nach seinem Weitsprung-Sieg mit Weltrekord das Doppel-Gold verwehrt. Über 100 Meter der Unterschenkel-Amputierten wurde der 26-Jährige nach extrem spannendem Einlauf mit fünf Athleten innerhalb von 17 Hundertstelsekunden trotz persönlicher Bestzeit Dritter. Die Wattenscheiderin Katrin Müller-Rottgardt wurde in der Klasse der Sehbehinderten nach Rang zwei disqualifiziert, weil das Band mit Begleitläufer Noel Fiener vor der Ziellinie gelöst wurde.
Floors verpasst Weltrekord knapp
Floors hingegen untermauerte seinen Status als Dominator in der einst durch Oscar Pistorius berühmt gewordenen «Blade Runner»-Klasse über 400 Meter. In 45,81 Sekunden distanzierte er die Konkurrenz um mehr als zwei Sekunden und blieb nur drei Hundertstel über seinem Weltrekord neuer Zeitrechnung. Der Südafrikaner Pistorius, der 2012 auch bei Olympia gestartet war, wurde 2014 wegen Totschlags verurteilt und sitzt seitdem in Gefängnis.
Floors war nach seinem Sieg-Lauf extrem emotional. «Die erste Träne musste ich schon unterdrücken, als ich meine Familien auf den Zuschauer-Rängen gesehen habe. Die zweite, als ich meine Kollegin Irmgard auf dem Sieger-Treppchen habe stehen sehen», sagte er. «Im Endeffekt waren das zwei puschende Momente.»
Bensusan: Von Gold «nicht einmal geträumt»
Bensusan trägt den Namen «Tante Irmie», weil sie sich viel um jüngere Athleten kümmert. Sie feuerte sie während der WM an, gab Verbesserungsvorschläge und flocht vor den Wettkämpfen sogar die Haare ihrer Kolleginnen. Mit Medaillen hatte die 32-Jährige auch als doppelte Titelverteidigerin nicht gerechnet, weil sie inzwischen 30 Stunden pro Woche bei einem Wirtschaftsprüfer arbeitet. «What the fuck» sei ihre erste Reaktion beim Zieleinlauf gewesen, gab sie lachend zu: «Von Gold habe ich nicht einmal geträumt. Ich habe auf einen vierten Platz gehofft, um einen Slot für die Paralympics zu holen.»
Schäfer wirkte enttäuscht, erklärte aber, er sei «auf jeden Fall stolz, die letzte Medaille geholt zu haben». Immerhin konnte er sich für seine Trainingskollegen freuen. «Johannes‘ Zeit ist eine echte Hausnummer. Und bei Irmgard war es überraschend, deshalb ist es umso geiler», sagte er.
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