Eine 61-Jährige jubelte wie erwartet, eine 16-Jährige fast schon sensationell: Die mit Abstand jüngste und die mit Abstand älteste Athletin im Kader haben dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) bei der Para-EM in Bydgoszcz/Polen zwei völlig unterschiedliche Siege beschert.
Teenager Merle Menje holte nach der überraschenden Silber-Medaille im Rollstuhl-Sprint über 400 Meter Gold. Und das mit über einer Sekunde Vorsprung. Im Ziel schien sie ihr Glück kaum glauben zu können. Immer wieder schaute Menje ungläubig zur Anzeigetafel, jubelte gar nicht. «Der Start war gar nicht so gut, aber hintenraus hatte ich noch Kraft», sagte die in Mainz geborene und für Singen startende Schülerin. Dass sie schon zwei Rennen in den Armen hatte, «habe ich gar nicht gemerkt. Es hat mir eher Sicherheit gegeben.»
Derweil holte Martina Willing, mit 61 Jahren die mit Abstand älteste Teilnehmerin im deutschen Aufgebot, erwartungsgemäß Gold. Im nur drei Starterinnen umfassenden Feld der sitzenden Speerwurf-Klasse siegte die Brandenburgerin mit 20,00 Metern und hatte 4,91 Meter Vorsprung. «Ich bin froh, dass ich endlich wieder eine zwei vorne hatte», sagte Willing. Getrübt wurde die Freude über den Sieg durch die verpasste Norm für die Paralympics. Um das Ticket für Tokio sicher zu haben, muss Willing sich bis zum 25. Juni noch auf 21,54 Meter steigern. «Ich strenge mich an», sagte sie nach ihrer 36. Medaille bei internationalen Großereignissen, darunter elf goldene: «Wenn ich es nicht schaffe, habe ich Pech gehabt. Aber ich kämpfe.»
Bronze gewann schließlich die Magdeburgerin Marie Brämer-Skowronek. Die 31-Jährige krönte ihre Steigerung seit der Konzentration auf die Kugel mit Bestleistung von 7,76 Metern. «Schauen wir mal, was Richtung Tokio geht», sagte sie: «Da ist noch viel Potenzial drin.»
Das nur 16 Athleten umfassende deutsche Team hat damit nach drei von fünf Wettkampf-Tagen zehn Medaillen gewonnen: dreimal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze. Im Medaillenspiegel bedeutet das Rang elf.
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