Oscar Otte hat eine Wimbledon-Sensation gegen den zweimaligen Champion Andy Murray verpasst, sich aber den enormen Respekt der Tennis-Welt verdient.
Der Qualifikant aus Köln zwang den einstigen Weltranglisten-Ersten auf dem Centre Court in einen begeisternden Fight über fünf Sätze und verlor am Ende doch 3:6, 6:4, 6:4, 4:6, 2:6. Die 3:50 lange Begegnung fand ab Mitte des vierten Satzes bei geschlossenem Dach und Flutlicht statt, damit sie noch beendet werden konnte.
«Es war ein echt gutes Match, ein harter Kampf. Ich habe jede Minute auf dem Platz genossen. Ich kann zufrieden sein, aber ich hätte ein anderes Ergebis bevorzugt», sagte Otte. «Das Ende hat mir Spaß gemacht, der mittlere Teil nicht so sehr», meinte Murray. «Was für eine Atmosphäre zum Spielen, ich brauchte heute die Hilfe von allen.»
Koepfer behält Überblick
Im letzten Tageslicht von London behielt Dominik Koepfer zuvor den Überblick und steht nach einem schwer erkämpften Erfolg erstmals in der dritten Runde von Wimbledon. Der 27-Jährige rang Kwon Soon Woo aus Südkorea mit 6:3, 6:7 (8:10), 7:6 (7:2), 5:7, 6:3 nieder. Nach 3:54 Stunden verwandelte der deutsche Tennisprofi um 21.15 Uhr Ortszeit seinen dritten Matchball.
«Ich habe mit Kwon schon öfters Doppel gespielt, der kämpft jedes Match, es gibt keine einfachen Siege gegen ihn», sagte Koepfer und zeigte sich erleichtert, noch fertig geworden zu sein. «Bei 5:4 ins Bett zu gehen – da wäre es schwer geworden, ein bisschen Schlaf zu bekommen.» An diesem Freitag trifft der Weltranglisten-62. entweder auf den an Nummer acht gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut oder den Serben Miomir Kecmanovic, deren Partie vertagt wurde.
Otte beweist Mut gegen Murray
Als Koepfer schon jubelte, war bei Otte gerade Pause, damit das Dach geschlossen werden konnte. Der 151. der Weltrangliste agierte von Beginn an mutig. In den entscheidenden Momenten spielte Murray zunächst seine viel größere Erfahrung aus und zeigte immer wieder auch seine lange bekannten Qualitäten als Konterspieler. Doch dann wurde Otte ein ebenbürtiger Gegner und hatte bei einer 5:3-Führung im zweiten Durchgang zwei Satzbälle. Beide wehrte Murray per Stopp ab, der erste tropfte von der Netzkante noch ins Feld.
Wenig später aber glich der groß gewachsene Rheinländer mit dem Vollbart aus und holte sich sogar eine 2:1-Satzführung. Beim Stand von 2:2 im vierten Satz gab es die 15-minütige Unterbrechung, in der auch das Licht eingeschaltet wurde. Als Murray bei einer 5:3-Führung zum Ausgleich servierte, schaffte Otte, der wie angekündigt alles auf dem Platz ließ, ein Rebreak und verlor dann selbst erneut sein Service zum 4:6. Angefeuert von den britischen Fans auf dem 15.000 Zuschauer fassenden, aber nur halb gefüllten Platz, legte der gewohnt emotional auftretende Murray im fünften Satz gleich ein Break nach und beendete die Partie mit einem tollen Lob.
Murray tritt nach langwierigen gesundheitlichen Problemen erstmals seit vier Jahren wieder im Einzel von Wimbledon an, wo er 2013 und 2016 den Titel holte. Der zweimalige Olympiasieger war auch die Nummer eins der Welt, rangiert derzeit aber nur auf Position 118.
Kerber, Zverev und Petkovic wollen in dritte Runde
Koepfers Match verlief ausgeglichen, aber auch äußerst wechselhaft. Der in den USA lebende Linkshänder und der in der Weltrangliste neun Ränge hinter ihm platzierte Kwon lieferten sich einen intensiven Schlagabtausch. In einem bizarren dritten Satz verspielte Koepfer eine 5:0-Führung, behielt dann aber im Tiebreak die Nerven. Der 23-jährige Kwon erzwang wiederum den Satzausgleich, ehe es im fünften Durchgang fast zu dunkel wurde. Doch nach einem Break schaffte es Koepfer, die Partie noch zu beenden und schrie seine Freude heraus.
Auch das deutsche Trio Angelique Kerber, Alexander Zverev und Andrea Petkovic will an diesem Donnerstag (Beginn 12.00 Uhr/Sky) in die dritte Runde einziehen. Die 2018 in London siegreiche Kerber spielt gegen die Weltranglisten-50. Sara Sorribes Tormo aus Spanien. Der an Nummer vier gesetzte Zverev bekommt es mit dem Amerikaner Tennys Sandgren zu tun, der momentan die Nummer 68 der Welt ist. Andrea Petkovic trifft auf die Tschechin Barbora Krejcikova, die zuletzt bei den French Open überraschend im Einzel und im Doppel triumphierte. Insgesamt waren elf deutsche Profis gestartet.
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