23. November 2024

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Oranje-Coach Koeman träumt von 1988 – «Geschichte schreiben»

Es ist 35 Jahre her, dass die Niederländer ihren bislang einzigen Titel holten. In dieser Woche soll das lange Warten ein Ende haben - auch wenn es nur um die Nations League geht.

Der 25. Juni 1988 ist noch immer ein Tag, den jeder Fußball-Fan in den Niederlanden kennt. Auch dank eines Traumtores von Marco van Basten gewann das Oranje-Team vor 35 Jahren in Deutschland die Europameisterschaft – es ist noch immer der einzige Titel in der Geschichte der kleinen, aber so stolzen Fußball-Nation.

Damals mit dabei: Ronald Koeman. So wie in dieser Woche, wenn die Elftal den Versuch unternimmt, mit dem Gewinn der Nations League endlich wieder einen Pokal zu gewinnen.

«Für mich ist die Nations League ein echter Preis, eine extra Chance für eine Nationalmannschaft, etwas zu gewinnen. So viele Chancen gibt es dafür nicht», sagte Koeman vor dem ersten Halbfinale des Vier-Nationen-Turniers gegen den WM-Dritten Kroatien in Rotterdam an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/DAZN). Im zweiten Halbfinale stehen sich in Enschede am Donnerstag (20.45 Uhr/RTL und DAZN) Europameister Italien und Spanien gegenüber. Das Endspiel findet dann am Sonntag (20.45 Uhr/RTL und DAZN) wieder im De Kuip von Rotterdam statt.

«Sie reden bei uns noch immer von 1988, aber das war ein Turnier mit nur acht Mannschaften, das wir damals gewonnen haben», sagte der damalige Libero und heutige Bondscoach über den großen Erfolg von 1988, auf dessen Weg im Halbfinale von Hamburg auch das Prestigeduell mit der DFB-Elf gewonnen wurde. «Wenn du einen Titel für dein Land holst, dann ist das für immer mit deinem Namen verbunden», sagte Koeman. «Wir können Geschichte schreiben.»

Atmosphäre um Oranje nicht die beste

Natürlich weiß auch Koeman, dass der Gewinn der Nations League, die die UEFA vor fünf Jahren zur weiteren Gewinnmaximierung ins Programm hob, in den Niederlanden keine grenzenlose Euphorie auslösen würde wie 1988 oder auch 2010 nach dem Gewinn der Vize-Weltmeisterschaft in Südafrika. Als Stimmungsaufheller würde ein Gewinn des Heim-Turniers aber sehr gelegen kommen.

Denn wie in Deutschland ist die Atmosphäre rund um das Nationalteam auch in den Niederlanden derzeit nicht die beste. Die WM 2018 wurde verpasst, bei der EM 2021 war im Achtelfinale gegen Tschechien Schluss und bei der WM im vergangenen Winter in Katar sorgte auch der Viertelfinaleinzug unter Louis van Gaal für keine Jubelstürme. Zu schwach und langweilig waren die Auftritte der Elftal – auch wenn der streitbare van Gaal das natürlich komplett anders sah.

Nun ist es an van Gaals Vorgänger und Nachfolger Koeman, das Oranje-Team wieder in die Spur zu bringen. Das große Ziel ist die EM in Deutschland im kommenden Jahr, dort wollen die Niederländer wieder ein gewichtiges Wort mitreden. Allerdings ging der Start in die Qualifikation daneben. Beim 0:4 in Frankreich war die Elftal so chancenlos wie lange nicht mehr. Koeman war regelrecht entsetzt über den Auftritt seiner Mannschaft, die «ideen-, kraft- und inspirationslos gespielt», habe. Alles müsse gegen Kroatien besser werden, forderte Koeman.

Schwere Aufgabe

Allerdings wird die Aufgabe gegen Kroatien schwer. Seit Jahren gehören die Kroaten zu den besten Teams Europas, in Katar gewannen Luka Modric und Co. überraschend Bronze. Nun soll in Rotterdam der Nations-League-Titel her. «Wir haben den großen Wunsch, dieses Turnier zu gewinnen», sagte Kroatiens Coach Zlatko Dalic. Für Real-Star Modric wäre es der erste große Titel mit dem Nationalteam. «Wir fürchten uns vor niemandem», stellte Modric klar.

Im anderen Halbfinale steht Spaniens neuer Trainer Luis de la Fuente vor seiner ersten Bewährungsprobe. Gegner Italien sorgte mit seinen Vereinen in dieser Saison international für Furore. Allerdings verloren der AC Florenz, die AS Rom und Inter Mailand alle drei Europapokalendspiele.

Lars Reinefeld, dpa