Tadej Pogacar gönnte sich nach seiner One-Man-Show im Ziel eine Dose Limo, entspannte kurz auf seiner Rennmaschine und stapfte im Dauerregen von Le-Grand-Bornand vergnügt im Gelben Trikot auf das Podium.
Der junge Slowene hatte gut Lachen, nachdem er die erste Alpen-Etappe gleich zu einer eindrucksvollen Machtdemonstration genutzt hatte. «Ich habe gesehen, dass alle gelitten haben. Also habe ich attackiert. Ich bin sehr glücklich», sagte Pogacar.
Pogacar fährt allen davon
Der 22-Jährige fuhr am Samstag beim Etappensieg von Ausreißer Dylan Teuns allen Rivalen davon, schnappte sich mit spielerischer Leichtigkeit die Spitzenposition von Mathieu van der Poel und scheint auf dem Weg zum zweiten Triumph in Paris kaum zu schlagen zu sein. Von einer Vorentscheidung wollte Pogacar, der auf der 150,8 Kilometer langen achten Etappe den vierten Platz hinter dem Ausreißer-Trio Teuns, Ion Izaguirre (Spanien) und Michael Woods (Kanada) belegt hatte, aber noch nichts wissen: «Ich habe die Tour nicht gekillt. Es ist noch ein weiter Weg.»
Aber wer soll Pogacar überhaupt gefährlich werden? Emanuel Buchmann jedenfalls nicht. Buchmann war weder ein Kandidat für eine Ausreißergruppe noch eine große Hilfe für Kapitän Wilco Kelderman. 28:41 Minuten betrug für den Ravensburger im Ziel der Rückstand auf Tagessieger Teuns. Damit blieb Buchmann noch hinter van der Poel, dessen Triumphfahrt in Gelb erwartungsgemäß nach sechs Tagen endete. Zwischen den Bergriesen in den Alpen war der Enkel von Raymond Poulidor mit den Kräften am Ende.
Ex-Giro-Champion Richard Carapaz aus Ecuador, der vermeintlich gefährlichste Rivale, konnte Pogacar bereits am vorletzten Berg nicht mehr folgen und verlor mehr als drei Minuten auf den neuen Tour-Spitzenreiter. Pogacar liegt nun 1:48 Minuten vor dem Belgier Wout van Aert und 4:38 Minuten vor dem Kasachen Alexej Luzenko. Doch damit nicht genug: Pogacars slowenischer Landsmann Primoz Roglic, im Vorjahr noch unglücklich Zweiter, sowie Ex-Sieger Geraint Thomas mussten ihren schweren Sturzverletzungen erneut Tribut zollen und mit riesigem Rückstand endgültig alle Hoffnungen auf das Podium in Paris begraben.
Pogacar ergriff bereits am Col de Romme, dem vorletzten Anstieg, die Initiative. Folgen konnte ihm keiner mehr. «Jeder ist gestern gegen uns gefahren. Deshalb bin ich All in gegangen, um Zeit zu gewinnen. Angriff ist die beste Verteidigung», sagte der 22-Jährige, der seine Ausnahmestellung schon beim Sieg im Einzelzeitfahren auf der fünften Etappe dokumentiert hatte.
Teuns sichert sich den Etappensieg
Den Tagessieg sicherte sich der Belgier Teuns, der als letzter verbliebener Ausreißer wenige Sekunden vor Pogacar über den letzten Gipfel rettete und dann mit einer furiosen Abfahrt den zweiten Tour-Etappensieg nach 2019 einfuhr. Der Spanier Ion Izaguirre und Michael Woods aus Kanada schlossen in der Abfahrt noch zu Pogacar auf und belegten die Plätze zwei und drei.
Der verregnete Start in Oyonnax war kaum erfolgt, da konnte Thomas dem Tempo des Hauptfeldes auch schon nicht mehr folgen. Der Brite fuhr in der Gruppe der Sprinter, zu der auch der zweimalige Etappensieger Mark Cavendish im Grünen Trikot gehörte. Entsprechend wuchs Thomas‘ Rückstand schnell auf mehrere Minuten an. Der Waliser war auf der dritten Etappe gestürzt und hatte sich dabei die Schulter ausgekugelt.
Nach 25 Kilometern verabschiedete sich in Primoz Roglic der nächste prominente Name aus dem Peloton. Der von seinen Sturzverletzungen schwer gezeichnete Vuelta-Champion hatte schon am Vortag einen Einbruch erlebt und fast vier Minuten auf Tour-Champion Pogacar verloren.
Am Sonntag wartet die erste Bergankunft auf die Fahrer. Auf der neunten Etappe von Cluses nach Tignes geht es die letzten 21 Kilometer im Schnitt 5,6 Prozent hinauf. Zuvor ist unter anderem der Col du Pré, der erste Berg der höchsten Kategorie bei der Tour 2021, zu bewältigen.
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