26. November 2024

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Olympia-Traum wird wahr: DHB-Frauen fahren nach Paris

Die deutschen Handballerinnen folgen dem Beispiel der Männer und qualifizieren sich erstmals seit 2008 wieder für die Olympischen Spiele. Der Jubel ist groß, die Erwartungen sind es auch.

Mit dem Abpfiff startete die ausgelassene Olympia-Party der deutschen Handballerinnen. «Jetzt steigt die große Sause. Wir können heute ordentlich einen draufmachen. Das haben wir uns auch verdient», verkündete Co-Kapitänin Emily Bölk nach dem lockeren 37:20 (19:13)-Sieg gegen Paraguay zum Abschluss des Qualifikationsturniers in Neu-Ulm das Motto für den Abend.

Im Anschluss an das bedeutungslose Duell mit den Südamerikanerinnen, in dem Rechtsaußen Jenny Behrend mit sechs Toren am Sonntag beste Werferin war, posierten die Schützlinge von Bundestrainer Markus Gaugisch mit einem übergroßen Paris-Ticket für das Jubel-Foto. Dann feierten sie mit den begeisterten Fans minutenlang die bereits am Vortag perfekt gemachte erstmalige Teilnahme an Olympischen Spielen seit 16 Jahren.

Später ging es auf die andere Donau-Seite nach Ulm zum geselligen Teamabend, bei dem es der gesamte DHB-Tross krachen lassen wollte. «Wir werden richtig feiern», kündigte DHB-Boss Andreas Michelmann an.

Viertelfinale als Olympia-Ziel

Mit der erstmaligen Olympia-Teilnahme seit 2008 in Peking erfüllten sich die DHB-Frauen ihren «größten Traum», so Bölk. Nachdem sich die Männer bereits Mitte März qualifiziert hatten, ist der Deutsche Handballbund mit beiden Nationalmannschaften bei den Sommerspielen dabei. «Die Zielstellung ist es, bis nach Lille zu kommen», sagte Michelmann.

In Lille werden beim olympischen Handball-Turnier das Viertelfinale und die Medaillenspiele ausgetragen. DHB-Sportvorstand Axel Kromer bekräftigte: «Wir wollen bei Olympia so erfolgreich wie möglich sein und nach den fünf Vorrundenspielen in Paris nicht nach Hause fahren. Dafür werden wir alles tun.»

Auch Gaugisch wollte nichts von dem Motto «Dabeisein ist alles» wissen. «Wir fahren dahin, um etwas zu gewinnen. Das wird keine Sommer-Reise», sagte der Bundestrainer. Man wolle sich nicht auf dem Erfolg ausruhen, sondern konsequent weiterarbeiten. «Der Weg ist nicht zu Ende. Jetzt geht es darum, die Top-Nationen anzugreifen. Das ist noch einmal ein anderes Brett, aber mit dieser Mannschaft durchaus möglich», sagte Gaugisch.

Das ersehnte Olympia-Ticket hatte die DHB-Auswahl bereits am Vortag durch einen überzeugenden 28:24-Sieg gegen den EM-Dritten Montenegro gebucht. Nach dem Spiel floss erst die eine oder andere Träne der Freude und Erleichterung und später vor dem Team-Hotel der Sekt.

«Es war eine geile Reise»

«Ich bin sehr glücklich und zufrieden, dass wir den Job erledigt haben. Das ist ein unfassbar schönes Gefühl. Es war eine geile Reise. Die Mannschaft hat das großartig gemacht», lobte Gaugisch die souveränen Auftritte seiner Schützlinge beim Qualifikationsturnier, das der WM-Sechste mit 6:0 Punkten als Erster abschloss.

«Dass wir nach Paris fahren, ist unglaublich. Ich bin super happy und megastolz», sagte Bölk und ergänzte: «Wir haben in den vergangenen Jahren in den entscheidenden Situationen viel Scheiße gefressen. Umso schöner ist es, dass wir dieses Mal kühlen Kopf bewahrt haben und uns mit dem Ticket nach Paris belohnen konnten.»

Gaugisch wertete die Olympia-Teilnahme als wichtigen Meilenstein bei der Weiterentwicklung des Teams. «Wir gewinnen dadurch ein Jahr, denn wir haben im Sommer viel Zeit für gemeinsame Maßnahmen, die es sonst nicht gibt», sagte der 49-Jährige.

Im Spiel gegen Montenegro tat sich das DHB-Team eine Halbzeit lang schwer, drehte nach der Pause aber auf und demonstrierte seine gewachsene Leistungsstärke. Beste Werferin war Rückraumspielerin Julia Maidhof, die in ihrem 50. Länderspiel neun Tore erzielte.

Co-Kapitänin Alina Grijseels, die am Vortag ihren 28. Geburtstag gefeiert hatte, frohlockte danach: «Das ist das beste und größte Geschenk, das ich in meinem Leben bekommen habe.» Und Linksaußen Antje Döll bekannte mit feuchten Augen: «Der Olympia-Traum war jahrelang weit weg, jetzt ist er real geworden. Ich bin sehr dankbar dafür, es ist etwas Besonderes.»

Von Eric Dobias, dpa