Gerade erst ist Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm von einem langen Trip durch die USA und Kanada heimgekehrt.
Auf seiner Tour durch Nordamerika machte er sich ein Bild von den Top-Stars wie Leon Draisaitl, Moritz Seider und Philipp Grubauer und traf letzte Absprachen vor deren geplanten ersten Olympia-Teilnahmen. Anders als 2018 sollten im Februar wieder wirklich auch die besten Eishockeyspieler der Welt an den Winterspielen in Peking teilnehmen. Daraus wird sehr wahrscheinlich nichts. Die erneute NHL-Absage für Olympia steht unmittelbar bevor.
«Man muss immer hoffnungsfroh sein, aber gut sieht es im Moment nicht aus», sagte Söderholm der Deutschen Presse-Agentur. Beim Deutschen Eishockey-Bund bereitet man sich seit dem Wochenende mehr denn je darauf vor, dass die NHL doch nicht wie geplant im Februar mit dem Spielbetrieb pausiert.
Tägliche Absagen
Der gesamte US-Sport ist angesichts der Coronavirus-Pandemie derzeit stark unter Druck. Täglich werden auch in der NHL Spiele abgesagt. Entweder weil sich etliche Spieler trotz Impfung mit dem Viurs infizieren oder aus Vorsichtsmaßnahmen. So wie am Wochenende, als die NHL alle Partien zwischen kanadischen und US-Teams bis Weihnachten absagte. Grenzüberschreitende Reisen sollen vermieden werden. Davon betroffen sind auch drei Partien von Draisaitls Edmonton Oilers und zwei Spiele von Tim Stützles Ottawas Senators. Beide Top-Stürmer freuten sich eigentlich auf ihre erste Olympia-Teilnahme.
Doch der Bundestrainer hat vorgesorgt. «Ich habe schon vor einiger Zeit zwei feste Kader gemacht. Einmal mit und einmal ohne NHL-Spieler», sagte Söderholm. «Wir hatten bislang ja keine Sicherheit.» Gemeint ist das Hintertürchen, das sich die beste Liga der Welt offen gehalten hatte. Bis zum 10. Januar kann sie ihre Entscheidung zur Olympia-Teilnahme wieder rückgängig machen.
Tatsächlich dürfte die Absage in den kommenden Tagen bereits kommen. Liga und Spielergewerkschaft diskutieren aktuell die Möglichkeit einer Freistellung der besten Profis. Eine Entscheidung soll «in den kommenden Tagen» veröffentlicht werden, teilte beide Seiten mit. Es wird wohl auf eine erneute Absage hinauslaufen.
Isolation droht
Zu groß ist die Not, die bislang ausgefallenen Spiele vernünftig nachholen zu können. Etliche Stars äußerten zudem ihre Sorge über drastische Maßnahmen in China für den Fall einer Infektion, auch wenn im aktuellen Olympia-Playbook nichts mehr von einer drei- bis fünfwöchigen Quarantäne zu lesen ist. Eine Isolation in separaten Hotels droht dennoch. «Ich bin natürlich noch immer der Typ, der zu den Olympischen Spielen will, aber wir wollen auch sicherstellen, dass es für alle sicher ist, für alle Athleten und nicht nur für Eishockey-Spieler», sagte etwa Draisaitls kanadischer Teamkollege Connor McDavid, der aktuell als bester Spieler der Welt gilt.
Was die deutschen NHL-Cracks ihm bei seinem Besuch zu dem Thema sagten, wollte Söderholm nicht verraten. Sonderlich beunruhigt wirkt der 43 Jahre alte Finne, der den Olympia-Zweiten von 2018 und WM-Vierten diesen Jahres in der Weltspitze etablierte, indes nicht. «Wenn Plan A nicht greift, gibt es eben Plan B», sagte Söderholm. Die Spieler aus der heimischen Deutschen Eishockey Liga jedenfalls sind heiß auf Olympia und scheinen wenig Sorgen zu haben.
«Ich habe keine Angst. Im Gegenteil: Ich freue mich auf die Olympischen Spiele», sagte DEB-Kapitän Moritz Müller von den Kölner Haien der Fachzeitschrift «Eishockey News» (Montag). Der DEL-Stürmer des Jahres, Marcel Noebels von den Eisbären Berlin, sagte: «Was die NHL macht, ist mir egal. Wenn mich die Eisbären freigeben, sitze ich im Flugzeug nach Peking.»
Beide profitierten schon 2018 von der damaligen NHL-Weigerung, die Saison für die Winterspiele in Südkorea – einem als unattraktiv eingestuften Markt – zu unterbrechen. Ohne die weltbesten Spieler bot die DEL-Auswahl von Söderholms Vorgänger Marco Sturm den meisten Top-Nationen die Stirn und holte am Ende Silber. Dies ist der größte deutsche Eishockey-Erfolg überhaupt.
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