Wenn Deutschlands Basketball-Bronzegewinner am Freitag erstmals wieder für ein Pflichtspiel auf dem Parkett stehen, wird vom Glanz von Berlin nur wenig übrig sein.
Kapitän Dennis Schröder treibt beim Hochglanzclub Los Angeles Lakers weiter seine Genesung nach einer Daumenverletzung voran. Jungstar Franz Wagner von den Orlando Magic spielt im November gegen NBA-Superstars wie Stephen Curry oder Luka Doncic, aber nicht in der WM-Qualifikation in Bamberg oder im slowenischen Koper. Und die Profis von Alba Berlin und Bayern München treten mit den Vereinen in der Euroleague gegeneinander statt im Nationalteam miteinander an.
«Eine schwierige Situation»
Bundestrainer Gordon Herbert wird knapp zwei Monate nach dem EM-Medaillencoup mal wieder vor eine ordentliche Herausforderung gestellt. «Es ist schon schwer. Es ist eine schwierige Situation. In den Fenstern ist es immer eine ganz andere Zusammenstellung als bei den Turnieren», sagte Armin Andres als Vizepräsident des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) der dpa.
Wenn eine Rückkehr der Bronze-Helden für diesen Freitag (19.00 Uhr/Magentasport) in Bamberg gegen Finnland angepriesen wird, erscheint das mehr als Etikettenschwindel. Denn vom EM-Team stehen in Justus Hollatz, Lokalmatador Christian Sengfelder und dem nachnominierten Jonas Wohlfarth-Bottermann nur drei Spieler zur Verfügung, die beim Heimturnier in Köln und Berlin wenig eingesetzt wurden. Also mal wieder alles auf null für Herbert, der ständig mit wechselnden Formationen arbeiten muss und trotzdem in der früheren fränkischen Basketball-Hochburg schon die WM-Qualifikation für 2023 perfekt machen kann.
Hohe DBB-Wertschätzung von Herbert
«Ich bin echt beeindruckt, wie Gordie das organisiert. Es gibt ja gefühlt jeden Tag eine Hiobsbotschaft, man muss ständig umplanen», sagte Funktionär Andres. Diesmal fehlen nicht nur reihenweise Spieler aus der NBA und der Euroleague. Es folgten in Kenneth Ogbe, Dominic Lockhart, Leon Kratzer und Karim Jallow noch weitere Ausfälle seit der Nominierung des Kaders.
Doch der 63 Jahre alte Herbert ist in seinem ersten Dienstjahr als Bundestrainer nicht damit aufgefallen, sich groß zu beschweren. «Es ist eine großartige Gelegenheit, so kurz nach der EM wieder in Deutschland zu spielen. Dazu noch in so einer tollen Basketballstadt und mit der Möglichkeit, sich für den World Cup zu qualifizieren», sagte der Kanadier, der mit teilweise stark ersatzgeschwächten Teams sieben Siegen aus acht Qualifikationsspielen realisiert hat. Nun heißt es: Deutschland gegen Finnland, der Sieger fährt sicher zur WM, die 2023 in Japan, Indonesien und auf den Philippinen stattfindet.
«Ein Spiel sollten wir noch gewinnen, am besten direkt am Freitag in Bamberg. Dann wäre alles noch ein bisschen entspannter», sagte Andres. Dann könnte man auch dem Spiel am Montag (18.00 Uhr) bei den Slowenen, die ohne ihren Starspieler Doncic von den Dallas Mavericks antreten müssen, mit mehr Gelassenheit entgegensehen. Die Detailplanung für die WM im nächsten Sommer (25. August bis 10. September) wolle man erst kommendes Frühjahr angehen. Erst dann wird auch ausgelost, in welchem der drei Länder Deutschland seine Vorrunde bestreiten würde.
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