25. November 2024

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Nur der Blick zum Sehnsuchtsort: Frodeno vermisst Hawaii

Sie leiden wieder, nur anders. Dass es schon wieder kein Hawaii-Rennen gibt, setzt auch und vor allem den deutschen Stars der Triathlonszene zu.

Am 9. Oktober wäre es eigentlich wieder soweit. Hawaii, der Kanonenschlag, mit dem die Tortur über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen startet.

Über 30 Grad sollen es in Kailua-Kona werden, über 60 Prozent Luftfeuchtigkeit, dafür aber ein nur eher flauer Wind. «Das Gefühl, alles gegeben zu haben, komplett austrainiert und topfit die Emotionen des Rennens zu erleben. Das kann ich bislang auf kein anderes Rennen übertragen und das beschäftigt mich mehr als jedes Wenn und Aber», sagt Jan Frodeno der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als ein wehmütiger Blick nach Hawaii bleibt aber auch dem dreimaligen Ironman-Champion nicht.

WM zunächst auf Anfang Februar verschoben

Denn wie schon 2020 wird es auch diesmal wegen der Corona-Pandemie nichts mit Kanonenschlag, mit Schweiß, Leid und Tränen, Glück und Schmerzen im Triathlon-Mekka. Die diesjährige WM wurde zunächst auf Anfang Februar 2022 verschoben, mittlerweile ist sie für Anfang Mai nächsten Jahres geplant. Zum ersten Mal nicht am Gründungsort, sondern in St. George im US-Bundesstaat Utah.

Fünf Monate später soll dann – wenn die Pandemie es erlaubt – im Oktober 2022 die Rückkehr nach Hawaii zelebriert werden. «Mal schauen – ich hoffe, Hawaii noch einmal als Profi erleben zu können», sagt Frodeno. 40 Jahre ist er mittlerweile alt, verglichen mit der Distanz eines Ironman über insgesamt 226 Kilometer habe er so langsam wohl Kilometer 200 erreicht, «fühle mich aber deutlich besser als nach dieser Strecke im Wettkampf.»

Alles wurde zurückgefahren

Frodeno rastet nicht. Wie auch Anne Haug nicht, die Titelverteidigerin bei den Frauen. Statt Hawaii heißt es für die 38-Jährige Lanzarote über die halbe Distanz. Ein schöner Saisonausklang solle es werden, sagte sie der dpa.

Ersatz für die abgesagte WM sei es nicht. «Mit Hawaii verbinde ich die WM, das ist der Ort, an dem ich unter größtem Druck unter den widrigsten äußeren Bedingungen, die man sich vorstellen kann, gegen die besten der Welt antreten muss.»

Vor zwei Jahren gewann Haug dort als erste deutsche Frau die WM. Nach dem Triumph 2019 sei der Hype um ihre Person natürlich extrem groß gewesen. Die mediale Aufmerksamkeit habe sie fast schon ein bisschen erdrückt – «und dann kam Corona. Da wurde alles von null auf 100 zurückgefahren.» Das sei schon ein Schock gewesen.

Keine Motivationsprobleme

Auch Haug nutzte die Zeit zum Trainieren. Und vielleicht sei auch die Lust noch weiter gestiegen, befand sie. «Zwei Jahre ohne WM gibt ihr ja noch eine weitere besondere Bedeutung, das ist fast wie Olympia. Ich bin motivierter denn je.»

An Motivationsproblemen mangelt es auch Frodeno nicht. Ebenso wenig wie dem Hawaii-Champion von 2017 und 2018, Patrick Lange. Der 35 Jahre alte gebürtige Hesse wird bei der Challenge Budva in Montenegro an den Start gehen.

Mit seinem souveränen Sieg beim Ironman Tulsa im Mai hatte er seine starke Form bereits bewiesen, beim Langdistanz-Klassiker in Roth gewann er vor wenigen Wochen ebenfalls. Nicht wenige hatten sich auf das knallharte Duell auf Hawaii schon gefreut.

Der Traum von Hawaii

Oder auch auf einen deutschen Kampf bei den Frauen, wo Haug durch Laura Philipp, bereits Vierte bei der WM 2019, noch mehr Konkurrenz bekommen könnte. Die 34 Jahre alte Heidelbergerin gewann in diesem Jahr den Ironman in Finnland und in Österreich. Aus den nächsten deutschen Festspielen auf der Urlaubsinsel wird es aber wieder nichts.

Sie alle müssen sich stattdessen gedulden und hoffen, den Winter beschwerde-, unfall- und verletzungsfrei zu überstehen, ehe es sieben Monate nach dem eigentlichen Termin zumindest mit dem WM-Rennen soweit sein wird. Bis zur Rückkehr an den ultimativen Sehnsuchtsort dauert es aber noch ein Jahr. «Die Emotionen sind zum Selbstschutz bei den vielen Absagen etwas abgeflacht», sagt Frodeno: «Aber ich träume immer noch von Hawaii. Alles andere ist zweitrangig.»

Von Jens Marx, dpa