Minutenlang standen die Bielefelder Spieler mit hängenden Köpfen im Mittelkreis, dann bekamen sie beim Gang in die Gästekurve die ganze Wut ihrer Anhänger zu spüren.
Während die Fans des bereits geretteten VfL Bochum ihr Team mit «Nie-mehr-zweite-Liga»-Gesängen feierten, saß der Frust bei der Arminia tief. Die Ostwestfalen taumeln der Zweitklassigkeit entgegen und können schon an diesem Wochenende aus der Fußball-Bundesliga absteigen. Der schwache Tabellenvorletzte verlor in Bochum nach einem Eigentor von George Bello in der 89. Minute verdient mit 1:2 (1:1). Gewinnt der VfB Stuttgart am Sonntag beim bereits als Meister feststehenden FC Bayern München, stünde der achte Bundesliga-Abstieg der Arminia fest.
Die Stuttgarter liegen zwei Punkte vor den nun zehn Spiele in Serie sieglosen Bielefeldern auf dem Relegationsrang. Den direkten Klassenverbleib können die in Bochum mal wieder erschreckend harmlosen Arminen nicht mehr schaffen. Die Entscheidungsspiele gegen den Dritten der zweiten Liga sind die letzte Hoffnung. Vor 25.000 Zuschauern brachte Sebastian Polter die Bochumer in der 22. Minute erstmals in Führung. Joakim Nilsson (35.) gelang nur der zwischenzeitliche Ausgleich für Bielefeld.
Hoffen auf die Bayern
«Die Bayern sind Tabellenführer. Wir hoffen, dass sie uns ein bisschen Schützenhilfe geben», sagte Bielefelds Patrick Wimmer im Streamingdienst DAZN. «Jetzt müssen wir auf die anderen hoffen. Das ist der letzte Strohhalm», sagte Kapitän Manuel Prietl geknickt.
Nach dem geglückten Ligaverbleib durch das 4:3 am vorigen Spieltag bei Borussia Dortmund und den anschließenden Feierlichkeiten versprachen die Bochumer, sich auch gegen Bielefeld voll reinhängen zu wollen. Man sei in der Pflicht, auch zu Hause beim letzten Heimspiel nochmal eine gute Leistung abzuliefern und irgendwo auch Danke zu sagen für die Unterstützung der laufenden Saison, beteuerte Sportvorstand Sebastian Schindzielorz. «Bei anderen Clubs geht es nochmal um sehr viel und wir wollen alles dafür tun, ein ordentliches Ergebnis abzuliefern.»
Die Gastgeber starteten dann auch furios. In den ersten acht Minuten hatten Sebastian Polter, Takuma Asano und zweimal Gerrit Holtmann bereits gute Chancen, ohne jedoch das Tor zu treffen. Die Arminen hingegen agierten wie geplant zunächst verhalten. Man wolle «nicht im Hurrastil ins Messer laufen», hatte Interimstrainer Marco Kostmann angekündigt. So defensiv und so schwach wie die Bielefelder auftraten, hatte er sich das aber sicher nicht vorgestellt.
Ortega mit Glanzparaden
Immer wieder kamen die Bochumer gefährlich vors Arminia-Tor, in dem Schlussmann Stefan Ortega mit Glanzparaden gegen Schüsse von abermals Holtmann und Milos Pantovic einen frühen Rückstand verhinderte. In der 22. Minuten dann war aber auch er machtlos: Eine Flanke von Pantovic köpfte Polter zur hochverdienten Führung ins Tor, Ortega wehrte den Ball erst hinter der Linie ab.
Während die Bielefelder Anhänger hauptsächlich durch massenhaftes Abbrennen von Pyrotechnik auffielen, sangen und feierten die VfL-Fans von Spielbeginn an ohne Unterbrechung – bis zur 35. Minute. Nilsson köpfte einen Freistoß von Gonzalo Castro wuchtig zum überraschenden Ausgleich ins Bochumer Tor und brachte die VfL-Unterstützer vorübergehend zum Verstummen. Der Schwede hatte auch in der Vorwoche den späten Treffer zum 1:1 gegen Abstiegskonkurrent Hertha BSC erzielt. Mit zunehmender Spielzeit verlor Bochum den Schwung, Bielefeld wurde wesentlich präsenter.
Die zweite Hälfte war deutlich ausgeglichener als die erste. Den Bielefeldern fehlte es im Angriff jedoch an der notwendigen Präzision, um Bochums Abwehr in Verlegenheit zu bringen. Der VfL seinerseits hatte zwar mehr Ballbesitz, konnte aber daraus kein Kapital schlagen – bis in der Schlussminute Bielefelds Bello mit einem Eigentor Bochum zum Sieg schoss. Die Arminia empfängt am letzten Spieltag RB Leipzig – dann unter Umständen als Absteiger.
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