Der Held des Abends für ganz Fußball-Portugal dachte vor allem auch an seine Liebsten. «Ich widme das meiner Familie, die sehr gelitten hat», sagte Francisco Conceição im Leipziger EM-Stadion. Auf der Tribüne hatte sie mitgefiebert und mitgejubelt beim 2:1 des Mitfavoriten auf den EM-Titel gegen Tschechien dank des Treffers von Francisco Conceição in der Nachspielzeit. «Ich wollte der Mannschaft auf jede erdenkliche Weise helfen, und zum Glück ist mir das auch gelungen», sagte er.
Nicht Cristiano Ronaldo, der 39 Jahre alte Superstar der Portugiesen, sorgte für den wichtigen Sieg zum Auftakt in die Titelmission. Dafür herzte er als erster den Retter mit dem in Portugal, aber auch Deutschland unter Fußball-Fans sehr bekannten Namen. Vater Sergio besiegelte einst mit allen drei Toren bei der EM 2000 das peinliche Vorrunden-Aus der DFB-Mannschaft.
Der Funke, den die Portugiesen brauchten
In der zweiten Minute der Nachspielzeit gegen Tschechien dürfte Francisco Conceição endgültig abgelegt haben, erstmal nur der Sohn von Sergio Conceição zu sein. Ob Ronaldo bei seiner sechsten EM und damit so vielen wie kein anderer Fußballer, ob der 41 Jahre alte Pepe als nun ältester Teilnehmer in der EM-Geschichte – alle drückten und herzten den gerade mal 1,70 Meter großen Francisco Conceição, der rund 120 Sekunden vor seinem Treffer erst eingewechselt worden war.
«Er war der Funke, den wir brauchten», sagte Portugals spanischer Trainer Roberto Martínez. Und sein Tor war vielleicht auch das, was die Familie und allen voran Vater Sergio brauchten. Denn mit dem Leiden hatte Sohn Francisco nicht die 90 Minuten plus Nachspielzeit in Leipzig gemeint.
Vater Sergio trainierte seit dem Sommer 2017 den FC Porto. Er trainierte dabei zuletzt auch seinen Sohn Francisco. Nachdem dieser im Sommer 2022 von Porto zu Ajax Amsterdam gewechselt war, verlieh der niederländische Traditionsclub den Angreifer im September 2023 wieder an Porto.
Der Zoff um Vater Sergio
Vor ein paar Monaten zog der Club die Kaufoption. Vater und Sohn auf Dauer im selben Verein vereint. Doch dann ging es bei Vater Sergio nicht mehr weiter, Anwälte arbeiteten eine einvernehmliche Trennung aus. «Abgebrochene Treffen, Vorwürfe des Hochverrats, Klagen und Aussagen: Sérgio, Vítor Bruno und die 72 Stunden, die ein Erdbeben in Dragão verursachten», schrieb dazu damals Portugals «Observador». Vítor Bruno arbeitete sieben Jahre als Assistent von Conceição und ist mittlerweile der Chefcoach beim FC Porto.
Da kam die Stimmungsexplosion am Dienstagabend beim Tor von Sohn Francisco Conceição zur rechten Zeit. Zwischen geballten Fäusten, Jubelschreien von Spieler und Fans und simpler Ernüchterung bis hin zu schwerer Enttäuschung hatten nur wenige Minuten gelegen. «Chico Conceição hat es verdient», sagte Nationalcoach Martínez: «Francisco ist ein Beispiel dafür, was es bedeutet, es zu verdienen, im Team zu sein und bereit zu sein, der Mannschaft auch zu helfen.»
«Bis zum Ende, Portugal»
Das wusste auch Ronaldo, der trotz vieler Chancen in seinem 26. EM-Spiel sein 15. EM-Tor verpasste. Er schickte seinen und den Fans der Seleção aber um Mitternacht noch eine Botschaft unter anderem zu einem Foto, das ihn zeigt, wie er den 18 Jahre jüngeren Francisco Conceição fast väterlich in den Arm nimmt: «Bis zum Ende, Portugal.»
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