24. November 2024

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Newcastle United zwischen Abstiegsangst und Titelträumen

Nach der kontroversen Übernahme durch ein saudisches Konsortium gilt Newcastle United als reichster Club der Welt. Doch die Magpies stecken im Abstiegskampf. Jetzt hat sich Newcastle verstärkt.

Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé oder doch gleich Lionel Messi? Seit der umstrittenen Übernahme des traditionsreichen Newcastle United durch ein saudisches Konsortium wurden viele Namen gehandelt.

Sogar Deutschlands Stürmeridol Thomas Müller stand angeblich auf dem Wunschzettel des neureichen Premier-League-Clubs. Seit die Magpies plötzlich als reichster Fußballballverein der Welt gelten, scheint kaum ein Transfer mehr ausgeschlossen. Doch die Realität sieht weniger spektakulär aus. Zumindest vorerst.

Newcastle zwischen Realität und Zukunft

Als Tabellen-16. steckt Newcastle mitten im Abstiegskampf und ist – rein sportlich gesehen – noch keine attraktive Adresse. In 21 Ligaspielen schoss das Team nur 21 Tore und kassierte gleichzeitig 43 Treffer. Auch mit dem neuen Trainer Eddie Howe, der Anfang November als Hoffnungsträger verpflichtet wurde, ging es nicht bergauf. Zwei Siege aus zehn Spielen unter Howe sind zu wenig für den Club, zu dessen berühmten Fans Sänger Sting und der frühere britische Premierminister Tony Blair zählen.

Entsprechend ging es bei der gerade abgeschlossenen Transferoffensive – noch dazu im Winter – nicht in erster Linie darum, die prominentesten Namen in die Industriestadt zu lotsen, sondern sich im Kampf um den Klassenerhalt gezielt zu verstärken. Das haben die Magpies, die seit ihrer Übernahme weltweit an Sympathien eingebüßt haben, getan – und dafür tief in die Tasche gegriffen. Für fünf Neuzugänge zahlt der Verein – oder besser gesagt der öffentliche Investmentfond (PIF) Saudi-Arabiens – geschätzte 92 Millionen Pfund (ca. 110 Millionen Euro). Das ist fast ein Drittel der gesamten Transferausgaben der Premier-League-Vereine in diesem Winter.

Club verstärkt sich gezielt im Winter

Dafür sicherte sich Newcastle die Dienste des erfahrenen englischen Nationalverteidigers Kieran Trippier (31) und des brasilianischen Mittelfeldspielers Bruno Guimarães (24) – zwei Spieler, die auch die Konkurrenz gern in ihren Reihen gesehen hätte. Dazu vermitteln Stürmer Chris Wood (30), Innenverteidiger Dan Burn (29), der als Jugendlicher für die Magpies spielte, und der bis zum Saisonende von Aston Villa ausgeliehene Abwehrspieler Matt Targett (26) den Eindruck einer überlegten Transferpolitik an der Tyneside. Dafür gab es sogar Lob in britischen Medien.

Vor Howe und seiner aufgerüsteten Mannschaft liegen nun noch 17 Spiele, um den Abstieg zu verhindern. Dass Newcastle im Pokal blamabel an Cambridge United, einem Team aus dem Mittelfeld der 3. Liga gescheitert ist, dürfte niemanden stören. Die Konzentration gilt nur der Premier League, in der die schwerreichen Besitzer langfristig höhere Ambitionen verfolgen als den Klassenerhalt. Die Fans träumen ohnehin bereits vom Gewinn der ersten Meisterschaft seit 1927.

Doch während die sportlich gebeutelten Newcastle-Anhänger voller Hoffnung in die Zukunft blicken, wird die Übernahme durch die Saudis von der überwiegenden Mehrheit der englischen Fußballfans – die des aus Abu Dabi alimentierten Manchester City ausgenommen – und auch in der Gesellschaft mit großer Skepsis gesehen. Dass die Premier League überhaupt grünes Licht dafür gegeben hat, sorgt nicht nur auf der Insel für Unverständnis und ist für viele ein Skandal.

Fans träumen – Viel Kritik am Engagement

Der Vorsitzende des öffentlichen Investmentfonds ist nämlich der Kronprinz und faktische Herrscher Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, dem schwere Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt werden. So moniert Amnesty International, Newcastle werde für Sportswashing missbraucht, also dafür, das Image Saudi-Arabiens durch den Sport aufzupolieren und Missstände im Wüstenstaat zu kaschieren. Dort fand übrigens gerade das Trainingslager der Magpies statt.

Wie die Premier League zu dem Schluss kommen konnte, dass der PIF als «vom Staat getrennt» zu betrachten ist – dass also nicht Saudi-Arabien de facto Inhaber des Fußballclubs wird -, bleibt ein Rätsel. Denn Fonds und Staat sind untrennbar miteinander verbunden, was den Regeln der Liga eindeutig widerspricht.

Den meisten Newcastle-Fans, die die Übernahme ganz ohne Ironie mit Saudi-Arabien-Flaggen und Scheich-Kostümen feierten, ist das genauso egal wie einigen prominenten Unterstützern, darunter Vereinsikone Alan Shearer und das beliebte englische Moderatorenduo Ant und Dec. Dagegen werden unzählige andere Fußballfans – und nicht nur die – zweifellos darauf hoffen, dass Newcastle United am Ende der Saison erst einmal in die zweitklassige Championship muss.

Von Philip Dethlefs, dpa