24. November 2024

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Neuer Rückschlag für Union: «Arbeiten und Schnauze halten»

Nach neun Niederlagen in Serie lassen einige Profis von Union Berlin ihren Frust raus. Doch vor dem wichtigen Spiel in Bremen stützen die Anführer den Trainer.

Es war eigentlich alles bereit für den Wendepunkt beim kriselnden 1. FC Union Berlin. Vor mehr als 72.000 Menschen im Berliner Olympiastadion, mit einer starken Leistung gegen den italienischen Meister SSC Neapel hätte die Niederlagenserie endlich enden sollen. Stattdessen setzte es den nächsten Wirkungstreffer.

«Wenn ich sehe, was die Mannschaft aufgewendet hat, mit welcher Leidenschaft sie gespielt hat, dann ist es wirklich brutal», sagte Trainer Urs Fischer nach dem 0:1 (0:0) – der neunten Pleite in Folge. Am Samstag in der Bundesliga bei Werder Bremen (15.30 Uhr/Sky) lastet ein heftiger Erfolgsdruck auf der Mannschaft – und auch auf ihrem Trainer. 

Robin Gosens lag nach dem Spiel wie ausgeknockt auf dem Rasen, andere Spieler machten ihrem Frust anders Luft. David Fofana verweigerte Fischer nach seiner Auswechslung den Handschlag – und entschuldigte sich später bei Instagram. Trimmel wollte den Vorfall nicht überbewerten. «Solche Situationen mit David kommen im Fußball auch vor», sagte der Österreicher. In der Kabine gebe es keine nennenswerten Unstimmigkeiten.

Reservist Bonucci unzufrieden

Für Aufsehen sorgten auch Berichte über Italiens Europameister Leonardo Bonucci, der seit der Rückkehr von Robin Knoche, die Bank drückt. Noch während des Spiels hatte Transfer-Experte Fabrizio Romano berichtet, dass der 36-Jährige äußerst unzufrieden sei und mit Fischer über seine Situation reden möchte. «Natürlich ist er unzufrieden. Ich hoffe, dass alle meine Spieler unbedingt spielen wollen», sagte der Trainer dazu. Er sei aber überrascht, weil er mit Bonucci erst kürzlich gesprochen habe.

Und auch der Italiener sendete eine deutliche Botschaft über die sozialen Medien: «First of all the Team!» (deutsch: An erster Stelle die Mannschaft), schrieb er bei Instagram zu einem Bild seiner Mitspieler im Kreis. «Ohne noch überrascht zu sein, lese ich mal wieder ausgedachte Geschichten über mich», schrieb der 36-Jährige dazu in einer Story. «Ich habe täglich konstruktive Gespräche mit dem Trainer, ich wurde sehr gut aufgenommen und wir alle wollen definitiv aus dieser Situation kommen, besonders für die Fans, die außergewöhnlich sind in ihrem Zusammenhalt und ihrer Hingabe.»

Kapitän Christopher Trimmel betonte, dass man dafür «endlich mal in der Bundesliga ankommen» müsse. Das sei schließlich das Kerngeschäft des Clubs. Deswegen wird das Spiel in Bremen auch deutlich ausschlaggebender für die Zukunft von Fischer sein. 

Eine Niederlage gegen Neapel kommt nicht unbedingt überraschend. Jetzt ist sie schmerzhaft, wurde von den Köpenickern aber als Mutmacher umgedeutet. «Wenn wir so weitermachen, ist es für mich nur noch eine Frage der Zeit, bis wir wieder gewinnen werden. Wenn du gegen Weltklassemannschaften wie Neapel so auftrittst, werden wir irgendwann mal wieder die Punkte holen», sagte Trimmel.

Union spielte mutig, hatte die besseren Chancen, ließ kaum etwas zu. «Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen. Wir haben alle Tugenden, die uns auszeichnen, auf den Platz gebracht», sagte Mittelfeldspieler Rani Khedira bei DAZN. Doch auch die Probleme der letzten Wochen waren da: Zu oft fielen aussichtsreiche Kontermöglichkeiten der Ungenauigkeit zum Opfer. Beim entscheidenden 0:1 klärten die Berliner den Ball schlecht und kamen dann nicht in die Zweikämpfe.

Führungsspieler stärken Fischer

Nach der Transfer-Offensive im Sommer müssen bei den Eisernen mehr Egos balanciert werden. Die Erwartungen sind zumindest von außen deutlich gestiegen und auch bei Union wird sich niemand nach den namhaften den Verstärkungen des Kaders mit einer Saison Abstiegskampf zufriedengeben wollen.

Seine Führungsspieler stärkten Fischer erneut den Rücken. Der Schweizer erreiche die Mannschaft immer noch, so Trimmel. «Man sieht es ja. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Man sieht es in der Art und Weise», sagte er. Khedira lobte: «Er ist immer bei sich geblieben, immer demütig. Er ist immer sachlich in der Analyse.» Es helfe nichts, die Situation schönzureden. «Du musst arbeiten, die Schnauze halten und es auf den Platz bringen.»

Doch auch wenn Fischer mehr Kredit haben dürfte als fast alle anderen Bundesliga-Trainer, den Begriff vom Fußball als Ergebnissport verwendet er selbst immer wieder. Möglicherweise könnte er bei weiterem Misserfolg sogar schneller die Konsequenzen ziehen als die Verantwortlichen. «Wir versuchen innerhalb des Clubs wirklich, ruhig zu bleiben», sagte Fischer. «Dass von außen viele Fragen kommen, dass das eine gewisse Dynamik aufnimmt, ist logisch. Damit kann ich umgehen.»

David Langenbein und Jordan Raza, dpa