23. November 2024

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Nagelsmanns Torwart-Geduld wird strapaziert

Julian Nagelsmann ist mit dem Trainingscamp in Katar «generell sehr zufrieden». In München wird nun gegen RB Salzburg für den Topstart in Leipzig getestet. Ein Bayern-Problem bleibt ungelöst.

Julian Nagelsmann und seine ausgepowerten Fußball-Stars um Katar-Dauergast Thomas Müller hatten es eilig. Nach der finalen Trainingseinheit auf der Aspire Anlage stand am Donnerstag die Chartermaschine von Sponsor Qatar Airways am Hamad International Airport bereit, um den Bayern-Tross ins 16 Grad kühlere München zu bringen.

Der Muezzin hatte gerade zum Mittagsgebet gerufen, als der Chefcoach im Teamhotel noch schnell an einem Stehtisch ein Fazit des inzwischen elften Wintercamps der Münchner in Doha zog. «Ich bin generell sehr zufrieden», sagte Nagelsmann, auch wenn es zum Ende einige angeschlagene Akteure gab.

Die Belastung war hoch. Aber nur Abwehrspieler Matthijs de Ligt wird wegen eines geschwollenen Knöchels am Freitag (18.00 Uhr) beim wichtigen Formtest eine Woche vor der Bundesliga-Fortsetzung beim Verfolger RB Leipzig ausfallen.

Weiter kein Neuer-Ersatz

Das größte Bayern-Problem löste sich in der Wüsten-Woche freilich nicht auf. Sportvorstand Hasan Salihamidzic steht weiter ohne Torwart-Ersatz für Manuel Neuer (Beinbruch) da. Und das strapaziert die Geduld von Nagelsmann, wie er zugab. «Die Marktlage ist komplex», sagte der Trainer, der sich am liebsten einen richtigen Neuer-Ersatz wünscht. «Wir haben die Pflicht, noch einen Torwart zu holen, unabhängig von der Nummer eins», formulierte Nagelsmann deutlich.

Das Machtwort von Borussia Mönchengladbach, den Schweizer Yann Sommer im Winter nicht abgeben zu wollen, hat Bestand. Der 34-Jährige stand am Mittwoch beim 4:0-Test gegen Arminia Bielefeld im Gladbacher Tor. Ein spannender Mister X soll inzwischen auf Bayerns Kandidatenliste höher rücken. Am 31. Januar endet die Transferperiode. Spätestens dann muss die Münchner Torwart-Lösung vorliegen.

Stand jetzt müsste der Tabellenführer mit Sven Ulreich (34) in Leipzig die Bundesligasaison fortsetzen. Im Wintercamp äußerten sich alle höflich positiv zum beliebten Neuer-Vertreter. «Wir haben mit Ulle auch schon in den letzten Jahren das eine oder andere Mal als Nummer eins gespielt. Wir alle vertrauen ihm voll. Er hat auch in dieser Saison schon ein paar Spiele gemacht und das herausragend gut», sagte etwa Nationalspieler Joshua Kimmich – und mahnte dennoch im Nachsatz wie Nagelsmann: «Trotzdem ist es keine Frage, dass wir noch einen Torhüter brauchen.»

Unerfahrene Ersatzmänner

Ulreich erledigte seinen Job im Vorbereitungscamp professionell wie gewohnt. Hinter ihm gibt es aber nur noch den gänzlich unerfahrenen Johannes Schenk (19). Als dritter Schlussmann war der 18 Jahre alte Tom Ritzy Hülsmann mit in Doha.

Ulreich wird auch gegen Salzburg im Tor stehen. Kapitän Neuer ist für diese Saison raus, der 36-Jährige will im Sommer ins Tor zurückkehren. Ein Vorhaben mit einem Fragezeichen. Die gesunden Teamkollegen wollen aktuell anknüpfen an die Zehn-Siege-Phase vor der Weltmeisterschaft. «Diesen Lauf müssen wir uns wieder erarbeiten. Das ist das Ziel», sagte Mittelfeldchef Kimmich.

Mané macht Fortschritte

Er zählte zu den auffälligen Figuren in den öffentlichen Trainingseinheiten, ebenso wie Kingsley Coman, Alphonso Davies oder auch der junge Mathys Tel. Thomas Müller muss um seinen Platz in der Offensive kämpfen. Eric Maxim Choupo-Moting war im Training weiter treffsicher, Nagelsmann würde eine Vertragsverlängerung mit dem 33-Jährigen begrüßen. Neuzugang Daley Blind fügte sich gleich gut ein, gegen Salzburg wird er erstmals spielen. Und Dayot Upamecano hat seinen WM-Schub mitgenommen. Der 24-jährige Franzose ist ab sofort Abteilungsleiter Abwehr.

Eine positive Nachricht verkündete Nagelsmann auch noch zu guter Letzt: Stürmerstar Sadio Mané macht nach seiner vor der WM erlittenen Sehnenverletzung am Wadenbeinköpfchen so gute Fortschritte, dass er vielleicht schon am 14. Februar beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Paris Saint-Germain wieder dabei sein könnte. «Wenn alles top, top läuft», wie Nagelsmann aber noch betonte.

Klaus Bergmann, dpa