Frankreichs Fußball sorgt weiter durch Unruhen und Spielabbrüche für Schlagzeilen.
Das Heimspiel von Olympique Lyon gegen Olympique Marseille musste am Sonntagabend schon in der Anfangsphase unterbrochen werden, nachdem der für Marseille aktive Nationalspieler Dimitri Payet von einer vollen Wasserflasche am Kopf getroffen worden war. Die Partie wurde nach fast zwei Stunden Unterbrechung schließlich ganz abgebrochen. Der Verband der französischen Ligue 1 (LFP) verurteilte die Vorkommnisse in einer Pressemitteilung «aufs Schärfste».
Der Präsident von Olympique Lyon, Jean-Michel Aulas, entschuldigte sich bei Marseille und Payet. Aulas sprach von einem «inakzeptablen Angriff» und wünschte dem Mittelfeldspieler eine schnelle Genesung. Er verwies zudem darauf, dass es sich um einen einzelnen Täter gehandelt habe, der gefunden und den Behörden übergeben worden sei. Aulas vertrat die Meinung, dass die Partie hätte fortgesetzt werden können. Die LFP sah die Schuld beim Gastgeber und den lokalen Behörden.
Payet auch «Ziel diskriminierender Beleidigungen»
Laut LFP-Mitteilung wurde Payet auch «Ziel diskriminierender Beleidigungen». In einer Zeit, in der die Liga wieder Attraktivität gewinne, «zerstören diese wiederholten schwerwiegenden Vorfälle das Image der Meisterschaft in Frankreich und international», hieß es.
Payet sei «psychisch verletzt», sagte Marseilles Präsident Pablo Longoria. «Was passiert, ist nicht normal. Wir haben jede Form von Gewalt immer verurteilt.»
Payet wollte in der 4. Spielminute einen Eckball ausführen, als den 34-Jährigen die Flasche hinter dem linken Ohr traf. Schon vor der Ecke war das Spiel kurz unterbrochen gewesen, weil die Lyon-Fans dort Gegenstände in Richtung Spielfeld geworfen hatten. Anschließend schickte der Schiedsrichter beide Mannschaften in die Kabinen.
Nach mehr als einer Stunde und einer Durchsage, dass die Partie fortgesetzt werde, kamen die Spieler von Lyon zum Aufwärmen auf den Platz zurück. Bei den Marseille-Profis herrschte Medienberichten zufolge Unverständnis. Zu einem erneuten Anpfiff kam es dann auch nicht mehr. Der Stadionsprecher gab die Entscheidung von Schiedsrichter Ruddy Buquet via Stadionmikrofon bekannt, als die Mehrheit der Zuschauer bereits gegangen war. Nach Angaben beider Clubs revidierte der Schiedsrichter seine Entscheidung, Buquet sprach in einem Interview davon, dass er die Partie nie habe fortsetzen wollen, aber mehrere Faktoren habe berücksichtigen müssen.
Am 22. August war Payet schon einmal Opfer eines Flaschenwurfs geworden. Im Spiel bei OGC Nizza wurde er am Rücken getroffen, danach warf er die Flasche Richtung Zuschauer zurück. Im Anschluss kam es zum Platzsturm durch Nizza-Anhänger und Rangeleien mit Spielern und Betreuern.
Das abgebrochene Spiel wurde auf neutralem Boden nachgeholt (1:1). Nizza musste ein Geisterspiel austragen. Für seine Verwicklung in das Handgemenge wurde Fitnesstrainer Pablo Fernandez von Olympique Marseille für den Rest der Saison bis zum 30. Juni 2022 gesperrt. Die OM-Spieler Payet und Alvaro Gonzalez erhielten Spielsperren. Einen Monat später sorgten dann Fans beim Nord-Derby zwischen RC Lens und Meister OSC Lille durch Krawalle für eine Spielunterbrechung.
Sportministerin will Sanktionen
Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu hat die neuerliche Fangewalt heftig kritisiert. «Das, was in Lyon passiert ist, ist nicht hinnehmbar», sagte die Ministerin. «Wir können es nicht zulassen, dass Spieler derart angegriffen werden. Solche Vorfälle müssen mindestens zum automatischen Abbruch der Spiele führen.»
«Ich denke zunächst an den angegriffenen Spieler. Dimitri Payet hat meine volle Unterstützung», sagte die Ministerin. «Wir brauchen Sanktionen und eine allgemeine, sofortige und radikale Bewusstseinsbildung aller Akteure im Fußball.»
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