21. November 2024

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Nach Tränen von Rio: Schwimmer Heintz und der gute Kaffee

Bei seinen letzten Olympischen Spielen ist Philip Heintz die wohl größte Unbekannte unter den deutschen Top-Schwimmern. Der Heidelberger wählte in der unmittelbaren Tokio-Vorbereitung einen ganz eigenen Weg.

Bei Philip Heintz‘ letzter Olympia-Mission darf eines auf keinen Fall fehlen – seine eigene Kaffeemaschine.

«Ich habe eine kleine Siebträger-Maschine. Die kommt überall mit hin», sagt der 30-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Mit der Power eines guten Espresso will Lagenschwimmer Heintz bei seinen letzten Olympischen Spielen nochmal glänzen. In Rio de Janeiro war er wie Weltrekordler Paul Biedermann Sechster geworden, kein deutscher Beckenschwimmer war besser. Trotzdem weinte Heintz bitterlich. Vor seinem insgesamt dritten Ringe-Spektakel gibt sich der Heidelberger entspannt.

«Endergebnis gar nicht so entscheidend»

«Das Endergebnis ist gar nicht so entscheidend, ob ich glücklich bin oder nicht, weil ich in jedem Fall auf eine fantastische Zeit zurückschauen werde», sagt der WM-Vierte von 2019. Nach seiner Ankuft in Tokio ließ er sich vor den olympischen Ringen fotografieren. Als Tourist ist Heintz natürlich trotzdem nicht nach Japan geflogen. «Man kann sich sicher sein, dass ein Philip Heintz in Tokio nicht nur antritt, um sich zu verabschieden», sagt auch Bundestrainer Hannes Vitense.

Heintz werden auf seiner Paradestrecke über 200 Meter Lagen, auf der an diesem Mittwoch (13.05 Uhr) die Vorläufe anstehen, durchaus Medaillen-Außenseiterchancen eingeräumt. Was die Form und den aktuellen Leistungsstand angeht, ist Heintz aber auch eine der ganz großen Unbekannten im deutschen Team. Die finale Olympia-Qualifikation, die deutschen Meisterschaften, die EM in Budapest – all diese Wettkämpfe im April, Mai und Juni ließ er aus. In der Weltrangliste ist er deshalb nur auf Rang 190 (!).

Eigener Weg der Vorbereitung

Er machte sich in der Öffentlichkeit rar und ging in der Vorbereitung auf die Sommerspiele seinen ganz eigenen Weg. Auf das Vorbereitungscamp des Nationalteams unmittelbar vor Olympia im japanischen Kumamoto verzichtete er, sparte sich das eingeschränkte Leben in der japanischen Corona-Blase. Stattdessen trainierte Heintz in der Heimat und reiste direkt nach Tokio.

«Ich bin jemand, der auch in der Vorbereitung gerne ein gutes Leben führt», sagte Heintz. «Ich treffe mich dann zum Beispiel auch gerne noch mit Freunden.» In Heidelberg konnte er sich in Ruhe vorbereiten «und besser entspannen».

Die Bundestrainer kannten den Plan und segneten ihn ab. «Natürlich hätte man ihn gerne auch das ein oder andere mal öfter gesehen, aber am Ende ist entscheidend, was in Tokio geleistet wird», sagt Hannes Vitense. «Er hat sich dem ein oder anderen Leistungstest unterzogen.»

Auch nach Olympia ist für Heintz noch nicht ganz Schluss. Bei der finanziell lukrativen Schwimmserie ISL tritt er im August und September noch an. Das wichtigste Rennen im letzten Karrieresommer findet aber im Tokyo Aquatics Centre statt. Für das richtige Getränk dafür hat Heintz höchstpersönlich alle Vorkehrungen getroffen.

Von Thomas Eßer und Christian Kunz, dpa