23. November 2024

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Mutter Kerber will wieder «den Nervenkitzel» spüren

Angelique Kerber hat zuletzt in Wimbledon ein Tennis-Match bestritten. Nun steht die Geburt ihres Kindes im Vordergrund. Doch auch ihr Comeback hat sie fest im Blick. Vor allem eines fehlt ihr.

Angelique Kerber steht auch in diesen Tagen auf dem Tennisplatz. Mit einigen Jugendlichen aus ihrer Tennis Academy im polnischen Puszczykowo schlug Kerber erst vor Kurzem ein paar Bälle über das Netz.

Von den intensiven Einheiten, die sie normalerweise zu diesem Zeitpunkt des Jahres absolviert, war das Training aber weit entfernt. Schließlich hat sich der Fokus bei Kerber gerade deutlich verschoben. Die 34-Jährige erwartet im Frühjahr ihr erstes Kind, Tennis spielt sie aktuell daher nur noch hin und wieder, um sich ein wenig fit zu halten.

«Komplett neue Situation»

«Es ist eine komplett neue Situation für mich», sagte Kerber im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Normalerweise würde sie jetzt hart trainieren, um die Grundlagen für die neue Saison zu legen und sich optimal auf die Australian Open in Melbourne vorzubereiten. Jahrelang hat sie auch ihren Geburtstag am 18. Januar Down Under verbracht – nun ist alles anders. «Natürlich genieße ich die Entschleunigung, die Zeit mit der Familie, die Möglichkeit spontan ein paar Tage verreisen zu können, ohne großen Termindruck, gerade jetzt in der Adventszeit», sagte Kerber.

Letztmals absolvierte sie beim enttäuschenden Drittrunden-Aus in Wimbledon im Sommer ein offizielles Match. Kurz vor den US Open machte sie dann ihre Schwangerschaft öffentlich. Der Beginn eines neuen Lebensabschnitts – und das Ende ihrer Karriere? Nein! Schon in dem Statement, in dem sie die anstehende Geburt ihres ersten Kindes ankündigte, schrieb Kerber von ihren Comeback-Planen. 

Ein Vorhaben, das sie kurz vor Weihnachten noch einmal mit Nachdruck bekräftigte. «Ich liebe meinen Sport, die Routine auf der Tour, den Nervenkitzel und die Emotionen bei den Matches. Das vermisse ich schon. Deswegen möchte ich auch zurückkommen», sagte Kerber.

Wann die ehemalige Nummer eins der Welt wieder auf die Tour zurückkehrt, lässt sie offen. Spielerinnen wie Serena Williams oder Victoria Asarenka kamen nach knapp einem halben Jahr Babypause wieder. Geburt im Frühjahr, Comeback im Herbst bei den US Open? Kerber will sich nicht unter Druck setzen. 

Erst fit werden, dann wieder auf die Tour

«Für mich steht fest, dass ich erst wieder auf die Tour zurückkehre, wenn ich fit bin und mich bereit fühle», sagte die Kielerin. Allerdings hat sie vor, die Pause nicht zu lang werden zu lassen, wohl wissend, dass ihr eine Rückkehr dann immer schwerer fallen würde. «Klar ist aber auch, dass ich so schnell wie möglich den Wiedereinstieg schaffen möchte», machte Kerber deutlich.

Wenn sie dann zurück ist, wird nichts mehr so sein wie zuvor. Das weiß Kerber. «Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eine große Herausforderung», sagte Kerber. «Mein Wunsch ist, beides unter einen Hut zu bekommen.» 

In den vergangenen Wochen und Monaten hat sie sich deshalb mit vielen Müttern auf der Tour ausgetauscht, sich Tipps von Williams, Asarenka oder auch Tatjana Maria geholt, die sogar mit zwei Kindern und ihrem Mann um die Welt reist. «Im Allgemeinen habe ich von Freundinnen den Rat bekommen, dass es nur mit viel Unterstützung aus dem Umfeld klappt und eine vorausschauende Planung bei den Reisen wichtig ist», sagte Kerber.

Doch bis es so weit ist, wird es noch eine Weile dauern. Zunächst einmal freut sich Kerber riesig auf ihr erstes Kind. Nach einigen hektischen Wochen mit der Vorstellung ihrer Biografie und der gemeinsamen Firmengründung mit Fußball-Nationaltorwart Manuel Neuer wird sich Kerber nun etwas zurückziehen, es «etwas ruhiger angehen lassen» und einen Ratschlag vieler Freundinnen befolgen. «Dass ich die ruhigen Nächte jetzt noch genießen muss und möglichst viel Schlaf tanken soll.»

Lars Reinefeld, dpa