21. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Modric macht weiter: Kroaten wie Weltmeister empfangen

Bronze 1998, Silber 2018 - und jetzt wieder Bronze in Katar: Das kleine Kroatien hat zum dritten Mal eine Medaille bei einer Fußball-WM geholt. Danach gab es gleich die nächste gute Nachricht.

In der Heimat wurden die Kroaten empfangen, als hätten sie den WM-Titel gewonnen. Zehntausende Fans feierten auf den Straßen von Zagreb. Die Luftwaffe begleitete das Flugzeug der Mannschaft, bevor es in der Hauptstadt landete.

Nach dem 2:1 (2:1)-Sieg gegen Marokko im Spiel um Platz drei hat das kleine Vier-Millionen-Einwohner-Land bei Fußball-Weltmeisterschaften nun drei Medaillen in nur 24 Jahren geholt: Bronze 1998, Silber 2018, Bronze 2022. Und da es schon in sechs Monaten den nächsten Erfolg zu holen gibt, wird der wichtigste Spieler Kroatiens seiner Nationalmannschaft auch zumindest vorerst erhalten bleiben.

«Ich werde mindestens bis zum Finale der Nations League weitermachen», bestätigte Mittelfeldstar Luka Modric von Real Madrid am Samstagabend in mehreren Interviews zum ersten Mal öffentlich. Vom 14. bis 18. Juni werden die Niederlande, Spanien, Italien und Kroatien in Rotterdam und Enschede den Sieger dieses Wettbewerbs ausspielen.

Modric macht «Schritt für Schritt» weiter

Ob er danach auch noch an der EM 2024 in Deutschland und sogar an der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko teilnehmen will, ließ Modric offen. Immerhin ist er schon 37 Jahre alt. «Ich muss diese Frage Schritt für Schritt angehen», sagte er. «Aber in der Nations League will ich definitiv spielen. Wenn wir schon beim Finalturnier dabei sind, wäre es sinnlos, wenn ich das nicht mitmachen würde. Danach sehen wir weiter.»

Für das Familienalbum der Modric‘ fiel am Samstagabend im Chalifa International Stadion von Doha besonders viel ab. Bilder zeigen Kroatiens Rekordnationalspieler dabei, wie er auf der Tribüne seinen Vater umarmte und vorher schon auf dem Rasen mit jedem seiner drei Kinder spielte.

Der Weltfußballer des Jahres 2018 hat mit Real Madrid bereits fünf Mal die Champions League gewonnen und mit der Nationalmannschaft mehr erreicht als die legendäre Vorgänger-Generation um Davor Suker und Robert Prosinecki.  Modric ist nach den Schilderungen seines Real-Kollegen Toni Kroos aber auch so «fußballverrückt», so ehrgeizig und so professionell in seinem Lebenswandel, dass er auch mit 37 Jahren noch nicht genug kriegen kann.

Modric: «Ich genieße es»

«Ich genieße es, in der Nationalmannschaft zu spielen. Und ich glaube, dass ich immer noch auf einem hohen Niveau Leistung zeigen kann», sagte Modric selbst nach dem Sieg gegen Marokko. «Diese Medaille ist sehr wichtig für mich, für unsere Nationalmannschaft, für unser Land. Wir haben mit dieser Medaille bestätigt, dass Kroatien in der Welt des Fußballs eine wichtige Rolle spielt. Wir verlassen Katar als Gewinner.»

Josip Stanisic gab in diesem Spiel um Platz drei sein WM-Debüt. Der 22-Jährige ist in München geboren und aufgewachsen, er spielte schon mit 17 für den FC Bayern. Ein halbes Jahr nach seinem ersten Bundesliga-Spiel nominierte Kroatiens Trainer Zlatko Dalic ihn auch zum ersten Mal für die A-Nationalmannschaft, damit er sich später nicht noch einmal für das deutsche Team entscheiden kann.

Auch Stanisic sagte bei Magenta TV in dem wohl größten Moment seiner Karriere geradezu ehrfurchtsvoll: «Mit ihm (Modric) die Kabine zu teilen, das ist unfassbar. Als Kroate ist er der beste Spieler aller Zeiten.»

Spieler wie Stanisic (22), Josko Gvardiol (20) von RB Leipzig oder Luka Sucic (20) von Red Bull Salzburg zeigen aber auch: Die Kroaten müssen zumindest keine Angst vor dem Tag haben, an dem ihr größter Star irgendwann doch einmal aufhören wird. Gerade in diesem Land rücken immer wieder neue Talente nach. Schon der WM-Kader in Katar unterschied sich von den WM-Finalisten von 2018 auf 18 von 26 Positionen. Nur die Achse mit Modric, Marcelo Brozovic, Dejan Lovren und Ivan Perisic blieb gleich.

«Ich glaube: Kroatien hat eine faszinierende Zukunft», sagte Trainer Dalic. «Wir haben große Talente in diesem Team. Und die älteren Spieler lassen sie reifen und wachsen.» 

Sebastian Stiekel, Miriam Schmidt und Jan Mies, dpa